[IPK] Norwegen:Expo kommentiert die Terroranschläge in Oslo

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Mi Jul 27 01:15:57 CEST 2011


Norwegen:
Expo kommentiert die Terroranschläge in Oslo
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Die Terroranschläge von Oslo wecken Abscheu und werfen zugleich viele Fragen
auf. In den letzten Tagen haben die Mitarbeiter von Expo versuchte, so viele
Fragen über den Täter und seine Ideologie wie möglich zu beantworten. Aber
der Medienansturm war beispiellos in der 15-jährigen Geschichte von Expo.
Deshalb veröffentlichen wir jetzt diese Pressemitteilung. Hier sind einige
grundlegende Antworten auf die Fragen, die wir in der aktuellen Situation
beantworten können.

Die Beiträge von Anders Behring Breiviks auf der Website document.no und das
von ihm verbreitete Manifest positionieren ihn in eine ultrakonservative
antimuslimische Ideenwelt. Dies war die ideologische Heimat, in der er die
Inspiration, die Argumente und die Analysen fand, die für seine Texte
prägend waren.

Die antimuslimische Ideenwelt, in der sich Anders Behring Breivik befindet,
unterstützt die Idee eines Kampfes zwischen dem Islam und dem Westen, die
Idee einer linken Unterwanderung der Gesellschaft, die alles tun werde, um
Traditionen, die eigene Kultur und das eigene Volk zu zerstören, und die
eines Widerstands gegen den Multikulturalismus, von dem man meint, dass er
eine sogenannte Islamisierung der Gesellschaft ermöglicht.

Diese Ideenwelt dreht sich um Blogs, Websites, Netzwerke und Ideologen. Sie
erstreckt sich bis in rechtspopulistische Parteien in ganz Europa.

Um die Tat vom 22. Juli in Oslo zu verstehen, kann man die ideologische
Welt, in der Anders Behring Breivik seine fundamentale Sicht auf die
Gesellschaft kultivierte, nicht ignorieren. Anders Behring Breivik hat die
antimuslimische Rhetorik auf die Spitze getrieben, und es sind seine
ideologischen Überzeugungen, die die Sozialdemokratie für ihn zu einem, wie
er glaubt, legitimen Feind gemacht haben.

Wir haben bereits früher Terroranschläge mit einem antimuslimischen
Hintergrund weltweit erlebt. Es ist nicht lange her, dass wir einen
Völkermord an Muslimen in Europa hatten. Doch die Terroranschläge in Oslo am
22. Juli sind das erste Beispiel für Terrorismus in großem Maßstab durch
einen Akteur aus der antimuslimischen Bewegung. Das bedeutet nicht, dass
diejenigen, die die Analysen der antimuslimischen Ideenwelt teilen, eine
Mitschuld tragen oder verantwortlich gemacht werden können für die
schrecklichen Verbrechen, die Anders Behring Breivik begangen hat. Es ist
auch wichtig zu bedenken, dass die antimuslimische Bewegung Terror nicht
begrüßt oder ihn als legitime Arbeitsmethode sieht.

Der Terroranschlag zeigt daher eine besorgniserregende Entwicklung. Die
Tatsache, dass Anders Behring durch die antimuslimische Bewegung inspiriert
und durch ihre Weltuntergangsprophezeiungen beeinflusst wurde, zeigt, dass
die antimuslimische Botschaft als Brennstoff in einem
Radikalisierungsprozess dienen kann.

Anders Behring Breivik war Expo zuvor nicht bekannt. Wir haben auch nie
etwas von der Organisation gehört, der er angehören will.

Es gibt Berichte, dass Teile des Manifests kopiert seien. Es ist wichtig,
daran zu denken, dass das nichts an der Tatsache ändert, dass es
illustriert, was Anders Breivik Behring vermitteln wollte und welcher
Ideenwelt er angehörte.

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Daniel Poohl (Chefredaktör Expo), Jonathan Leman, Alexander Bengtsson,
Mikael Ekman, Johannes Jakobsson
Aus der Online-Ausgabe der von Stieg Larsson gegründeten schwedischen
antifaschistischen Zeitschrift Expo
[http://expo.se/2011/expo-kommenterar-terrordaden-i-oslo_4197.html]
Übersetzung: Björn Mertens



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