[IPK] Covid-19: Kritik an "linker" Impfgegner-Desinformation

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So Dez 5 19:40:54 CET 2021


Covid-19-Pandemie/USA:

Kritik an "linker" Impfgegner-Desinformation

Impfgegner*innen aller Richtungen sind eine ernsthafte Gefahr für unsere
Gesundheit

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In den USA kommt der Großteil der Agitation gegen Covid-Impfungen aus
rechten Quellen. Sie ist gefährlich und verwerflich, weil sie die
berechtigten Bemühungen des Gesundheitswesens bedroht, eine Pandemie unter
Kontrolle zu bringen, die bereits mindestens 750 000 Menschen in den USA und
fünf Millionen weltweit getötet hat. Die rechten Ideolog*innen, die diese
Desinformationskampagne betreiben, sind einfach skrupellose Schurken.

 

 

Von Clifford D. Conner

 

 

Leider haben sie "linke" Verbündete, die Begründungen entwickeln, die
fortschrittlich denkende Menschen ansprechen sollen. Ein Blogbeitrag mit dem
Titel "The Snake-Oil Salesmen and the COVID-Zero Con: A Classic
Bait-And-Switch for a Lifetime of Booster Shots (Immunity as a
Service)"[http://www.inprekorr.de/https://www.juliusruechel.com/2021/09/the-
snake-oil-salesmen-and-covid-zero.html] (etwa: Die Wundermittelverkäufer und
der Zero-Covid-Betrug; Klassisches Lockangebot für lebenslange
Booster-Impfungen (Immunität im Abo)) liefert ein Paradebeispiel.

 

Es ist ein relativ schlaues Stück virulenter Anti-Impf-Propaganda. Der
Großteil davon besteht darin, das ABC der Immunologie zu erklären, von dem
vieles nicht umstritten ist. Wie der Autor Julius Ruechel sagt: "Was ich
hier dargelegt habe, ist ziemlich grundlegendes Wissen über Virologie und
Immunologie." Aber jeder Punkt ist mit einem ideologischen
Anti-Impf-Schnörkel verziert. Sie in ihrer Gesamtheit zu zerlegen, wäre eine
erdrückende Aufgabe, aber ich werde versuchen, ihr Wesen kurz zu enthüllen.

 

Seine "linken" Argumente gegen Impfungen laufen größtenteils auf diese
Beweiskette hinaus:

 

* Die großen Pharmakonzerne produzieren die Covid-Impfstoffe.

 

* Die großen Pharmakonzerne sind absolut korrumpiert durch ihr
Profitstreben.

 

* Daher sind die Impfstoffe betrügerisch und wertlos.

 

 

Hier ist ein kleines Beispiel dafür, wie der fragliche Blogartikel diese
Position ausdrückt:

„In den Augen profithungriger Pharmaunternehmen und budgethungriger
nationaler und internationaler Gesundheitsinstitutionen muss dieses Virus
wie Manna vom Himmel erscheinen.“

„Was, wenn Zero-Covid und die „Corona-Ende durch Impfung“-Strategie
lediglich das weltweit staatlich sanktionierte Äquivalent eines
Drogendealers sind, der seine Kunden abhängig macht, um immer mehr
Medikamente zu verkaufen?“

„Die heilige Dreifaltigkeit von Pharmaunternehmen, Gesundheitswesen und
internationalen Gesundheitsorganisationen, die sich alle gegenseitig in
ihrem Hunger nach gesicherten Geldströmen anstacheln: Aktionärsgewinne,
größere Budgets und staatliche Fördermittel.“

Die Anklage gegen das Gesundheitswesen wird so zusammengefasst:

„Die Gegenposition ist klar. Es ist an der Zeit, all unsere Kraft darauf zu
konzentrieren, diesen außer Kontrolle geratenen Zug zu stoppen, bevor er uns
unumkehrbar über die Klippe in einen Polizeistaat stürzt. Steht auf. Sprecht
es aus. Weigert Euch, mitzuspielen. Dies zu stoppen, erfordert Millionen von
Stimmen mit dem Mut, NEIN zu sagen – bei der Arbeit, zu Hause, in der
Schule, in der Kirche und auf der Straße.“

Und er untermauert diese Klarstellung, indem er zynisch Martin Luther King
über die Notwendigkeit zitiert, den Behörden mit zivilem Ungehorsam
entgegenzutreten.

 

Was ist nun falsch an dieser Behauptung? Ich habe große Pharmakonzerne und
die tief verwurzelte Korruption ihrer profitorientierten wissenschaftlichen
Praxis immer entschieden verurteilt. Ich habe sie in meinem jüngsten Buch
/The Tragedy of American Science/ (Haymarket Books, 2020) als "Wissenschaft
im privaten Unternehmensinteresse" verdammt, als Gegenteil des Ideals der
"Wissenschaft im öffentlichen Interesse".  Wie kann es also sein, dass
private Unternehmenslabore nicht einen, nicht zwei, sondern eine ganze Reihe
sicherer und wirksamer Impfstoffe entwickelt haben, die das Potenzial haben,
die alptraumhafte Seuche unter Kontrolle zu bringen?

 

/Die Prämisse der Argumentationskette, dass die großen Pharmakonzerne vom
Profitstreben korrumpiert sind, rechtfertigt nicht die Schlussfolgerung,
dass deren Produkte betrügerisch sein müssen./ Weltweit haben die Konzerne
die Fähigkeit bewiesen, bemerkenswerte wissenschaftliche Leistungen zu
erbringen, wenn sie es wollen. Aber da ist der Haken: Sie müssen es wollen.
Und das Einzige, was sie zum Wollen bringen kann, ist die Aussicht auf
materielle Belohnungen in Form von extragroßen Gewinnen.

 

Das war der Gedanke bei der "Operation Warp Speed" der Trump-Regierung.
Milliarden von Dollar wurden an Big-Pharma-Elite-Unternehmen wie Pfizer und
Johnson & Johnson sowie an Risikokapital -Startups wie Moderna, Vaxart und
Novavax ausgezahlt, die noch nie zuvor einen Impfstoff auf den Markt
gebracht hatten. Das Programm wurde als wissenschaftlicher "Wettlauf von
konkurrierenden Forschungslabors um einen Impfstoff" gepriesen, aber
tatsächlich war es ein spekulativer Rausch unter konkurrierenden Hedgefonds.

 

Es bedurfte einer massiven Infusion von Steuergeldern -- öffentliche Mittel,
kein privates Kapital --, um Anreize für die Forschung und Entwicklung
mehrerer brauchbarer Impfstoffe zu schaffen. Aber private Investoren, die
kein finanzielles Risiko trugen, durften die finanziellen Vorteile ernten,
deren Ausmaß bewusst vor der Öffentlichkeit verborgen wurde, indem den
"Warp-Speed"-Profiteuren erlaubt wurde, die üblichen Vergaberichtlinien des
Bundes und die behördliche Aufsicht zu umgehen. Selbst eine teilweise
Bilanzierung zeigt, dass Moderna und Pfizer für 2021 und 2022 garantierte
Covid-Impfstoffverkäufe von mehr als 60 Milliarden US-Dollar erzielt haben.
Darüber hinaus prognostizieren Analysten einen zukünftigen Markt von 5
Milliarden US-Dollar jährlich oder mehr.

 

Der Punkt ist, dass /trotz alledem/ die Profitgier der Pharmafirmen die
Früchte ihrer Wissenschaft nicht entkräftet.

 

Die wesentliche Lehre der "Operation Warp Speed" bestand nicht darin, dass
die Impfstoffe und die damit verbundenen öffentlichen Gesundheitsprogramme
betrügerisch waren, sondern dass es keinen materiellen Grund gab, all dieses
Geld durch private Unternehmen zu schleusen. Die Regierungen von Trump und
Biden haben es privaten Investoren ermöglicht, die Impfstoffforschung und
-produktion zu organisieren und zu kontrollieren und sagenhaft reich zu
werden, indem sie alle Gewinne für sich selbst einstecken. Der rationale und
gerechte Ansatz wäre gewesen, private Investitionen vollständig aus dem Bild
zu streichen, indem große Pharmakonzerne verstaatlicht und die Impfstoffe in
öffentlich finanzierten Labors hergestellt werden.

 

Die bemerkenswerten Errungenschaften der kubanischen biomedizinischen
Wissenschaft zeigen, wie selbst ein relativ armes Land -- ohne Profitstreben
-- seine wissenschaftlichen und finanziellen Ressourcen mobilisieren konnte,
um eine Reihe sicherer und wirksamer Covid-19-Impfstoffe zu entwickeln und
herzustellen. Kuba hat als erstes Land seine Bevölkerung mit eigenen
Impfstoffen gegen Covid-19 geimpft. Und in scharfem Gegensatz zu der
relativen Vernachlässigung der ärmeren Länder durch große Pharmakonzerne
plant Kuba, seine Impfstoffe mit Argentinien, Venezuela, Mexiko, Jamaika,
Vietnam, dem Iran und anderen zu teilen.

 

Der hier betrachtete Blogartikel versucht, seine Leser zu erschrecken, indem
er eine große Verschwörung "aller Impfstoffhersteller und
Gesundheitsbehörden" postuliert und behauptet, dass "die Medien" auch daran
beteiligt seien, weil "Milliarden von Impfstoffwerbegeldern herumschwimmen".
Und nicht zu vergessen das allseits beliebte Märchen "Bill Gates, seine
schwanzwedelnden Speichellecker des öffentlichen Gesundheitswesens und die
Pharmakonzerne, die ihm Süßes ins Ohr flüstern".

 

Autor Ruechel beschimpft "unsere Gesundheitsbehörden" mit diesen Worten:
"Man müsste ein völlig rücksichtsloser und absolut inkompetenter Idiot oder
ein zynischer Bastard mit verdeckten Absichten sein", um "uns zu zwingen,
uns einer medizinischen Tyrannei zu unterwerfen, die auf obligatorischen
Impfstoffen, endlosen Booster-Impfungen und Impfpässen basiert." Und nach
all dem hat er die Chuzpe, "unseren Gesundheitsbehörden" vorzuwerfen,
"schamlos zu hyperventilieren"!

 

Wie ich gezeigt habe, gibt es berechtigte ernsthafte Kritik an den großen
Pharmakonzernen und den öffentlichen Gesundheitsbehörden der USA, aber die
entscheidende Bedeutung der weltweiten Covid-Impfprogramme wird nur von
Schurken und Demagogen bestritten. Was seine Kritik an "den Medien" angeht,
lässt unser Ersatz-Querdenker die vielen seriösen Investigativ-Journalisten
völlig außer Acht, die täglich die Aktivitäten der großen Pharmakonzerne und
der staatlichen Verwaltung unerbittlich hinterfragen.

 

Obwohl ich diesen Blogartikel als Beispiel für linke Propaganda gegen
Impfungen bezeichnet habe, ist eine Einschränkung erforderlich. Die irrige
Kritik an den großen Pharmakonzernen ist nur eine angeblich linke Position;
Die ihr zugrundeliegende ideologische Inspiration ist solider rechter
Herkunft. Denn so benennt Ruechel selbst seine Grundprinzipien:

„Meinungsfreiheit, individuelle Rechte, Privatbesitz, individuelles
Eigentum, Wettbewerb, respektvolle Diskussionen, minimaler staatlicher
Einfluss, minimale Steuern, begrenzte Regulierung und freie Märkte (das
Gegenteil des Klientelkapitalismus, unter dem wir jetzt leiden) – das ist
die Gewaltenteilung, die eine Gesellschaft sicher macht gegen die
seelenlosen Scharlatane, die in aufgeblähten Regierungsinstitutionen die
Leiter hinauffallen, und gegen die parasitären Betrüger, die versuchen, sich
an die Zitzen der Regierung zu klammern.“

 

Wie ein Kollege von mir, Bob Schwarz, scharfsinnig bemerkte: "Auch wenn das
eine oder andere pseudowissenschaftliche Argument in dem Artikel teilweise
zutreffen mag, ist es am Ende doch nur Ultra-Liberalismus im weißen Kittel."

 

 

Quelle: Against the Current
[http://www.inprekorr.de/https://againstthecurrent.org/critique-of-leftwing-
antivax-disinformation-antivaxxers-of-all-stripes-pose-a-serious-threat-to-p
ublic-health/], 21. November 2021

Übersetzung aus dem Englischen: Björn Mertens

 

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Aus: die internationale (Online-Ausgabe) Nr. 6/2021 

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