[IPK] Der israelisch-palästinensische Konflikt bringt eine neue Antikriegsbewegung in den USA hervor

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Do Nov 2 20:43:37 CET 2023


USA/Palästina:

Der israelisch-palästinensische Konflikt bringt eine neue Antikriegsbewegung
in den USA hervor
Online unter: https://www.inprekorr.de/624-pal-botz1.htm

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Von Dan La Botz

 

 

Israels gnadenlose Bombardierung des Gazastreifens, die Wohnhäuser,
Krankenhäuser, Schulen und religiöse Stätten zerstört und Tausende tötet,
seine Belagerung, die Nahrung, Wasser und Strom abschneidet, und sein
Aufmarsch von Zehntausenden von Soldat:innen an der Grenze zu Gaza, die eine
Invasion vorbereiten, hat Millionen von Amerikaner:innen entsetzt, und
Tausende von ihnen haben sich Protestdemonstrationen in Los Angeles,
Chicago, New York, Washington D.C. und anderen Städten angeschlossen. Diese
Demonstrationen, die von jüdischen, palästinensischen und linken Gruppen
unter dem Motto „Waffenstillstand jetzt“ organisiert wurden, waren
überraschend groß und kämpferisch und verbanden Massenmärsche mit
gewaltfreien Aktionen des zivilen Ungehorsams, bei denen Hunderte verhaftet
wurden. All dies hat plötzlich eine neue amerikanische Antikriegsbewegung
geschaffen.

 

In Washington DC besetzten am 18. Oktober Hunderte von Demonstranten, die
einen Waffenstillstand forderten, ein Bürogebäude des Kongresses.
Organisiert war die Aktion von den jüdischen Gruppen „Jewish Voice for
Peace“ und „If Not Now“. Während der Besetzung lasen fünf Rabbiner
Erfahrungsberichte von Palästinenser:innen und die Gruppe betete und sang
auf Hebräisch und Englisch. Dreihundert wurden hier verhaftet. In Los
Angeles und Chicago marschierten Tausende und forderten, wie in anderen
Städten, nicht nur einen Waffenstillstand, sondern auch das Ende des
israelischen Völkermordkriegs, ein Ende der ethnischen Säuberungen und ein
Ende der Apartheid in Israel/Palästina. In New York City, wo ich am 20.
Oktober an der Kundgebung und dem Marsch von Tausenden teilnahm, beteiligten
wir uns am zivilen Ungehorsam und blockierten eine der Hauptstraßen
Manhattans vor den Büros von Senatorin Kristen Gillibrand. Etwa 150 von uns
wurden verhaftet und eingesperrt. Und auch in New York versammelten sich am
nächsten Tag Tausende in Bay Ridge, einem palästinensischen Viertel, wo es
ein Meer palästinensischer Flaggen gab und einige der Sprechchöre auf
Arabisch waren.

 

Überall waren diese Demonstrationen sehr emotional; viele Juden und
Palästinenser beteiligten sich, von denen einige Familie entweder in Israel
oder in Palästina haben. Auf einigen Kundgebungen wurde deutlich gemacht,
dass wir die palästinensische Bewegung für Selbstbestimmung unterstützen,
aber nicht den abscheulichen gewaltsamen Angriff der Hamas auf israelische
Zivilisten. In New York, wo ich dabei war, wurde gesagt: „Wir werden
Hassreden in dieser Bewegung nicht tolerieren, keinen Antisemitismus, keine
Islamophobie, keinen Hass gegen irgendeine Gruppe“ – eine Erklärung, die mit
Applaus und Jubel begrüßt wurde. Viele der jungen Demonstrant:innen,
unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion, haben Kufiyas
(„Palästinsertücher“) als Symbol der Solidarität mit Palästina getragen.

 

Bidens buchstäbliche Umarmung von Netanyahu, das Veto des US-Botschafters
gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, in der Gewalt gegen alle
Zivilisten verurteilt wurde, und die überwältigende Unterstützung des
US-Parlaments für Israel haben viele enttäuscht und verärgert. Diese
Demonstrationen, die Druck auf den US-Gesetzgeber ausüben sollen, fordern
ein Ende der Finanzierung der israelischen Kriegsmaschinerie durch die USA.
Bei einigen Kundgebungen skandierten wir: „Kein Cent, kein Zehner, kein Geld
mehr für Israels Verbrechen.“ In der Wiederbelebung einer Parole aus der
Anti-Vietnamkriegsbewegung skandierten die Leute: „Hey, Biden, wie sieht's
aus? Wie viele Kinder hast du heute getötet?“ Manchmal wurde Bidens Name
durch Netanyahu ersetzt. Auf den Plakaten einiger Demonstranten stand die
Zahl der getöteten palästinensischen Kinder – eine Zahl, die jeden Tag
wächst.

 

Die neue Antikriegsbewegung kämpft gegen mächtige Pro-Kriegspropaganda aus
den Vereinigten Staaten, Israel und einem Großteil der Medien. Eine kürzlich
durchgeführte Umfrage ergab, dass unter den registrierten Wählern 61 % mit
Israel und nur 13 % mit Palästina sympathisierten. Unter den Anhängern der
Demokratischen Partei geben 48 % an, dass sie mehr mit den Israelis
sympathisieren, verglichen mit 22 % für die Palästinenser. Dies ist eine
völlige Umkehr der Meinung seit einer Umfrage vor drei Jahren.

 

Alle in der Bewegung erkennen an, dass es anhaltenden Druck, mehr Proteste
und mehr zivilen Ungehorsam und vieles mehr braucht, um die Komplizenschaft
der USA an Israels Kriegsverbrechen zu stoppen.

 

 

 

 

22. Oktober 2023

Quelle: International Viewpoint

 

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Aus: die internationale (Online-Ausgabe) Nr. 6/2023 

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