[medoc] Pressemitteilung zum Kölner Stadtarchiv
vorsitzender at vfm-online.de
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Mi Jul 17 17:26:17 CEST 2013
"Archivpolitik auf U-Bahn-Niveau"
Die deutschen Medienarchivare und Dokumentare, die im "Verein für
Medieninformation und –dokumentation" (vfm) zusammengeschlossen sind,
verurteilen die Verzögerung bei der Planung des neuen Kölner Stadtarchivs.
Die Mitglieder des vfm blicken zwar in der Regel nicht auf Jahrtausende
zurück, sondern sind Kinder der Neuzeit. Dennoch war der Kölner
Archiveinsturz auch in unserer Fachwelt ein wichtiges Thema. Die
Medienarchivare – insbesondere in den Rundfunkanstalten – wurden mit der
Frage konfrontiert, wie sicher eigentlich ihre Archivbestände gelagert
sind, handelt es sich doch nicht nur um eine Überlieferung für die
Wissenschaft und die Nachwelt, sondern um täglich benötigtes
Produktionsmaterial für neue Sendungen. Sie investieren jährlich
Millionenbeträge, um diese Kapital "flüssig" zu halten.
Die zahlreichen Archive und privaten Helfer nach dem Einsturz des Kölner
Stadtarchivs am 3. März 2009 werden sich fragen, ob sich ihre damalige
Hilfe überhaupt gelohnt hat. Viele Materialien werden seit damals in
anderen Archiven aufbewahrt und restauriert, um sie dem Kölner
Stadtarchiv nach dessen Wiederaufbau zurück geben zu können. Für die
Medienarchive ist auch das Deutsche Rundfunkarchiv mit einer
Digitalisierungsaktion beteiligt. Überall werden nicht unbeträchtliche
Mittel eingesetzt, die eigentlich durch die Stadt Köln bereitgestellt
werden müssten
Intransparent ist der Vorgang insgesamt, weil die Entscheidung von
Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD), die Vorlage der Verwaltung in der
Sitzung des Kulturausschusses am am 12. Juli 2013 zurückzuziehen, der
Öffentlichkeit gegenüber nicht begründet wurde. Niemand aus der Fachwelt
kann deshalb nachvollziehen, wieso es diese Verzögerungen bezüglich des
Neubaus gibt, und wie die Perspektive aussieht.
Die Entscheidung der Stadverantwortlichen widerspricht nicht nur den
bisherigen eigenen Ansagen, schnell und zügig den Neubau für das
"sicherste und modernste Archiv Europas" zu bauen, sondern ignoriert
auch die Eigenverantwortung, das historische Kulturgut der Stadt für die
nachfolgende Generation zu sichern und der Wissenschaft öffentlich
zugänglich zu machen. Was immer auch die Gründe für die "Hinhaltetaktik"
(Kölner Stadt-Anzeiger vom 15. Juli 2013) der Verantwortlichen sein mag,
wir fragen uns, ob zumindest Alternativlösungen im Dialog mit den
Fachverantwortlichen oder -verbänden diskutiert wurden?
Der vfm fordert daher die Stadt Köln auf, die getroffene Entscheidung zu
überdenken, der Öffentlichkeit und der Fachwelt gegenüber transparent zu
machen und die Planungen für den Neubau mit Nachdruck voranzutreiben.
Hamburg, den 17. Juli 2013
Für den Vorstand des vfm
Hans-Gerhard Stülb, Vorsitzender
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