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<b>P wie Predictive Policing</b><b><br>
</b><br>
Was in Steven Spielbergs Science-Fiction-Thriller „Minority Report“
vor rund zehn Jahren noch als surreale Zukunftsvision daher kam,
ist Alltag bei der Ermittlungsarbeit mancher Polizeibehörden.
Allerdings weniger auf der Basis von Hellseherei als vielmehr
anhand solider Computer-Technologie.<br>
Die Küstenstadt Oakland im US Bundesstaat Kalifornien kämpft seit
Jahren mit einer steigenden Kriminalitätsrate. 150 Straßenmorde
jährlich sind selbst für eine Stadt mit knapp 400.000 Einwohnern
eine alarmierende Zahl. Doch in wirtschaftlich schlechten Zeiten
müssen nicht zuletzt die kommunalen Verwaltungen sparen,
insbesondere beim Personal. Für den Kriminologen Zach Friend vom
Santa Cruz Police Department ist dies eine unhaltbare Situation.
Seine Dienststelle gehörte deshalb zu den ersten
Polizeiverwaltungen in den Vereinigten Staaten, die die Software
„predPol“ bei der präventiven Verbrechensbekämpfung einsetzte. <br>
Predictive Policing hilft der Polizei vor allem, Ressourcen zu
sparen. Die Software predPol visualisiert potentielle
Verbrechensorte, sogenannte Hotspots. „Hotspots sind Gegenden, in
denen sich kriminelle Aktivitäten konzentrieren“, erklärt Andrea
Bertozzi, die an der Universität Kalifornien einen Lehrstuhl für
Mathematik innehat und an der Entwicklung von predPol beteiligt
war. Durch die Auswertung einer Unzahl von Statistiken und
ortsbezogenen Informationen, darunter auch Wetter und
Verkehrsaufkommen, simuliert predPol das Verhalten von möglichen
Tätern in städtischen Brennpunkten. Durch die gezielte Präsenz an
den Hotspots kam es in vielen Städten der USA insbesondere zu einem
Rückgang der Drogen- und Bandenkriminalität. Grundsätzlich
funktioniert Predictive Policing in allen Bereichen, in denen
genügend Daten erhoben werden können.<br>
In Deutschland wäre der kaum zu kontrollierende Umgang mit derart
großen Datenmengen nach der derzeitigen Rechtslage kaum denkbar.
Erst im März 2010 hat das Bundesverfassungsgericht die
Vorratsdatenspeicherung für grundgesetzwidrig erklärt, da etwa „die
anlasslose Speicherung von Telekommunikationsverkehrsdaten
geeignet“ sei, „ein diffus bedrohliches Gefühl des Beobachtetseins
hervorzurufen.“<br>
Dennoch hat auch die deutsche Polizei die neuen Möglichkeiten
moderner Technologien erkannt. Offiziell bekannt ist die vom
Bundeskriminalamt in Eigenregie entwickelte Inhaltliche
Datenträgerauswertung (IDA), die bei polizeilichen Maßnahmen
gesammelte Daten auswertet. Anders als das amerikanische predPol ist
IDA nach Aussage des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs
Christoph Bergner aber keine „rasternde Analysesoftware“. Laut
einer Aussage des Berliner Innensenators Frank Henkel im
P.M.-Magazin beobachtet die Polizei jedenfalls „die weitere
Entwicklung im Bereich Predictive Policing mit großer
Aufmerksamkeit“. <br>
<i>Jan Schlenker</i><i><br>
</i><br>
Weitere Informationen zum Tagungskalender, dem gesamten Projekt und
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und zur vfm-Frühjahrstagung in Köln vom 28. - 30.4.2014 u.a. mit dem
Programm, den Abstracts und der Anmeldung: <br>
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