[St-pauli-selber-machen] StPauliSelberMachen-SonderExpress vom 17.02 2023 zum Thema Racist/Racial Profiling
St. Pauli selber machen
moin at st-pauli-selber-machen.de
Fr Feb 17 13:36:40 CET 2023
+++ StPauliSelberMachen-SonderExpress vom 17.02 2023 +++
+++ zum Thema Racist/Racial Profiling +++
Liebe alle,
an was denkt Ihr, wenn Ihr an unsere Nachbarschaft denkt? Welche Bilder
habt Ihr im Kopf? Viele denken wahrscheinlich an die Elbe, den Hafen, an
Tourist*innen und vielleicht auch an die Polizei. Seit Jahrzehnten ist
St. Pauli eine Art polizeiliche Sonderrechtszone – früher
„Gefahrengebiet“, nun als „Gefährlicher Ort“. Die Einsetzung der
sogenannten „Task Force Drogen“ im Jahr 2016 hat zusätzlich zu einer
extrem hohen Polizeidichte sowie einer permanenten Polizeipräsenz im
Stadtteil geführt. Die „Erfolge“ (Festnahmen) sind verschwindend gering
im Verhältnis zum personellen und finanziellen Aufwand (wie durch
Senatsanfragen belegt ist). Außerdem bietet sie keine Lösungen der
zugrundliegenden sozialen Problemlagen. Für gesellschaftlich
marginalisierte Gruppen – z.B. obdachlose Menschen und People of Color –
stellt die Polizei sogar ein Risiko dar.
Für diesen SonderExpress haben wir Literatur, Veranstaltungen und
Aktionsvorschläge rund um das Thema zusammengestellt. Alles sicherlich
unvollständig. Über Anmerkungen und Ergänzungen sind wir – wie immer –
dankbar.
Inhalt:
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+++ Themen/Inhalte +++
1) Rassismus bei der Polizei – Racist/Racial Profiling
2) Von Defund the Police bis Abolitionismus
3) Perspektiven jenseits der Polizei
+++ Termine / Veranstaltungen +++
4) Sa. 18.02.2023: Gedenkveranstaltung: Yaya Jabbi – Ein Leben
5) Di. 28.02.2023 Filmabend: The Justice Project mit anschließendem Gespräch
6) Sa. 04.03.2023 Zine Workshop: Gewalt in meinem Stadtteil, was kann
ich tun?
+++ Was tun? - was tun! +++
7) Rassistische Kontrollen stoppen!
8) Toolkit: Was macht uns wirklich sicher?
9) Anlaufstellen zur Unterstützung für Betroffene von Racial Profiling
10) Morris Justice Project
+++ Zu guter Letzt +++
11) Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig
+++ Das Allerletzte +++
12) Hamburger Polizei erhält Milliarden-Etat
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1) Rassismus bei der Polizei – Racist/Racial Profiling
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Was ist eigentlich dieses Racial oder besser (?) Racist Profiling von
dem immer geredet wird?
Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt spricht von Racial
Profiling, „wenn Polizist*innen keine spezifische
Verdächtigenbeschreibung haben und entscheiden, jemanden anzuhalten, zu
durchsuchen, zu befragen oder zu verhaften, weil ihnen diese Personen
wegen ihrer vermeintlichen Herkunft oder Merkmalen wie Hautfarbe und
Sprache verdächtig erscheint“
-> Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (2016): Alltäglicher
Ausnahmezustand. Institutioneller Rassismus in deutschen
Strafverfolgungsbehörden. Münster.
https://www.edition-assemblage.de/buecher/alltaeglicher-ausnahmezustand/
Die kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling fasst Racial
Profiling noch weiter: „So haben die häufige Polizeipräsenz an
bestimmten Orten, der offensichtliche polizeiliche Blick oder die
Kameraüberwachung von Treffpunkten migrantischer Communitys Auswirkungen
auf die Möglichkeit, den öffentlichen Raum uneingeschränkt zu nutzen.
Auch stereotype Verdächtigungen im Alltag oder die unangemessene
Verfolgung durch Ladendetektive oder ähnliches sind Teil des Phänomens
Racial Profiling. Zusammenfassend lässt sich Racial Profiling
beschreiben als Kontrolle, Überwachung, Ermittlung anhand der Hautfarbe
oder der vermeintlichen ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.“
-> Kollaborative Forschungsgruppe Racial Profiling (2019): Racial
Profiling: Erfahrung, Wirkung, Widerstand. Berlin/Bern:
Rosa-Luxemburg-Stiftung.
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/racial-profiling.pdf
Golian Shohreh hingegen plädiert dafür nicht von Racial, sondern von
Racist Profiling zu sprechen. Sie schreibt:
„Als Teil des Handlungsrepertoires von Polizist*innen ist Racial
Profiling Teil des Alltags von Abertausenden Menschen in Deutschland. Es
trifft sie nicht in Ausnahmefällen, sondern jeden Tag beim
Spazierengehen, beim Autofahren, beim Shoppen oder einfach beim
Aufhalten im öffentlichen Raum. Viele Menschen erleben die rassistischen
Kontrollen täglich und sie begleiten ihr Leben, prägen ihr Heranwachsen,
formen ihre Lebensrealitäten. Um die rassistische Dimension dieser
Handlung hervorzuheben, sollte daher nicht von Racial, sondern vielmehr
von Racist Profiling oder rassistischem Profiling gesprochen werden, um
die rassistische Dimension dieser Handlung hervorzuheben“.
-> Goliah, Schohreh (2019): Spatial Racial Profiling. Rassistische
Kontrollpraxen der Polizei und ihre Legitimationen.
Der Artikel ist Teil des Sammelbandes „Racial Profiling - Struktureller
Rassismus und antirassistischer Widerstand“ der online verfügbar ist:
https://www.transcript-open.de/isbn/4145
Weitere Infos zum Thema:
Belina, Bernd & Wehrheim, Jan (2011): „Gefahrengebiete“: Durch die
Abstraktion vom Sozialen zur Reproduktion gesellschaftlicher Strukturen.
https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/36468
Zusammenfassung:
International zu beobachtende rechtlich-institutionelle Bemühungen,
selektives „policing race“ zu reduzieren, werden durch die zunehmende
Raumorientierung der Polizeiarbeit konterkariert, weil „policing space“
tendenziell von sozialen Verhältnissen sowie Zuschreibungen abstrahiert,
gerade dadurch eine Selektivität des polizeilichen Zugriffs bewirkt und
so diskriminierende gesellschaftliche Strukturen reproduziert. Aufbauend
auf Diskussionen der Produktion des Raums, der Definitionsmacht der
Polizei sowie dem Zusammenhang beider Aspekte in Institutionalisierungen
und Alltag des policings, wird diese These anhand polizeilich
ausgewiesener „Gefahrengebiete“ in Hamburg illustriert.
Hunold, Daniela & Singelnstein, Tobias (Hrsg.) (2022): Rassismus in der
Polizei. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme.
https://www.researchgate.net/publication/365131216_Rassismus_in_der_Polizei_Eine_wissenschaftliche_Bestandsaufnahme
Zusammenfassung:
Der Open Access-Band arbeitet das Themenfeld Polizei und Rassismus
umfassend auf. In 33 Beiträgen werden behandelt: • Grundlagen zum
Phänomen Rassismus, • relevante Befunde zur Polizei als Organisation und
zu ihrer Praxis, • Entstehungszusammenhänge und Folgen von Rassismus in
der Polizei, • Methoden der wissenschaftlichen Untersuchung und •
Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs mit dem Problem.
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2) Von Defund the Police bis Abolitionismus
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Das liberale Sicherheitsversprechen verspricht nur einem Teil der
Gesellschaft – oft weißen, wohlhabenden, bürgerlichen Menschen –
Sicherheit und zwar zugunsten der Produktion von Gewalt und Unsicherheit
von v.a. marginalisierten Menschen wie illegalisierten Migrant*innen,
rassifizierten sowie nicht binären Menschen, armen und/oder
wohnungslosen Menschen.
Die Autorin Keeanga-Yamahtta Taylor schreibt in der Zeitschrift
Luxemburg zu Defund the Police: „Polizeibudgets zu kürzen ist der erste
Schritt auf einem langen Weg. Am Ende geht es darum, die polizeiliche
Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme zu beenden. Da ernsthafte
Reformen der Polizei immer wieder scheitern, sind substanzielle
Mittelkürzungen oder gar die völlige Abschaffung der Polizei heute Teil
von Mainstream-Debatten.“
Den ganzen Artikel könnt ihr hier lesen:
https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/defund-the-police/
Abolitionismus fordert eine Welt mit weniger Ungleichheit und weniger
Gewalt. Das gelingt aber weder durch noch mit Polizei. Verhindert der
Einsatz von Polizei Kriminalität? Nein, die Polizei kommt eigentlich
erst dann ins Spiel, wenn kriminelle Handlungen bereits erfolgt sind.
Abolitionistische Ansätze hingegen fragen nach den strukturellen
Bedingungen von sozialen Problemlagen wie beispielsweise Kriminalität:
Warum geschehen Handlungen wie Raub, Stehlen oder Dealen u.a.m.?
Bestrafung führt zu noch mehr Gewalt. Es braucht ganz andere
Herangehensweisen.
Sammlung verschiedener Texte und Informationen zum Thema:
Loick, Daniel & Thompson, Vanessa E. (Hrsg.) (2022): Abolitionismus
https://www.suhrkamp.de/buch/abolitionismus-t-9783518299647
Zusammenfassung:
»Abolitionismus« bezeichnet sowohl einen theoretischen Ansatz als auch
eine politische und soziale Bewegung, die sich für die Überwindung
staatlicher Gewaltinstitutionen wie Gefängnis und Polizei einsetzt. In
der Tradition des Kampfes gegen die Versklavung Schwarzer Menschen
betonen Abolitionist:innen die rassistische Geschichte staatlicher
Gewaltapparate und ihre Komplizenschaft mit Formen kapitalistischer
Ausbeutung und patriarchaler Unterdrückung. Dieser Band macht erstmals
die wichtigsten Stimmen dieser internationalen Diskussion in deutscher
Sprache zugänglich. Mit Texten u.a. von Angela Davis, Michel Foucault,
Mumia Abu-Jamal, Ruth Wilson Gilmore, Amna Akbar, Joy James, Klaus
Günther, Assa Traoré, Geoffroy de Lagasnerie, Mimi E. Kim, Sarah Lamble,
Robyn Maynard und Alex Vitale.
Die Monatszeitschrift analyse&kritik organisierte im April 2021 eine
Online Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung „Warum wir die Polizei
abschaffen müssen oder: Warum Diversity allein nicht reicht!“ wurde
aufgezeichnet und ist bei YouTube verfügbar:
mit Simin Jawabreh, Aziz, Shenja Vasanthi Kumari Danz und Jenny Künkel
Die Veranstaltung widmet sich folgenden Fragen: 1. Vor dem Hintergrund
der Entstehung und Praxis der Polizei: Warum tun sich auch manch Linke
noch immer damit schwer, sich der Forderung nach Abschaffung der Polizei
anzuschließen und für diese zu kämpfen? 2. Welche Strategien entwickeln
linke Aktivist*innen, ob selbst betroffen oder nicht, gegen
Polizeigewalt, Repression und für ein Leben ohne Polizei? Welche
Bündnisse müssen dafür geschmiedet, welche Kämpfe verbunden und wie
können polizeikritische Forderungen wirkmächtiger werden?
Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=bl9Uve6mCWM
Ausserdem hat die ak 2020 ein Sonderheft „Polizeiproblem“ herausgegeben.
Die Beiträge finden sich online unter:
https://www.akweb.de/ausgaben/665-sonderheft-polizeiproblem/
„Polizei, Gefängnisse, Flüchtlingslager – abschaffen!“, eine zentrale
Forderung der Black-Lives-Matter-Bewegung, die nicht nur in den USA
diskutiert und mancherorts sogar umgesetzt wird. Was steckt dahinter?
Und kann das funktionieren?
Daniel Loick und Vanessa E. Thompson im Gespräch über Abolitionismus
„Gewalt nicht mit Gewalt beantworten. Philosophie des Abolitionismus“,
7.2.2021
https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophie-des-abolitionismus-gewalt-nicht-mit-gewalt-100.html
Im Dissenspodcast reden Melanie Brazzell und Vanessa Thompson über die
Abschaffung der Polizei und Alternativen zur Polizei.
Dissenspodcast #111 „Defund the Police“: Eine Welt ohne Polizei – geht
das?, 10.02.2021
Online unter: https://podcast.dissenspodcast.de/111-defund
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3) Perspektiven jenseits der Polizei
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Kollektive Verantwortungsübernahme & transformative Gerechtigkeit
Sicherheit für Alle! – Praktische Schritte hin zu einer Stadt ohne Polizei
Kieberei, was geht?! Initiative gegen Polizei auf unseren Straßen
In: Stadt für alle! Analysen und Aneignungen, Hrsg.: Heidrun Aigner &
Sarah Kumnig, 2018, Wien: Mandelbaum. S. 149- S. 170.
https://wasgeht.noblogs.org/files/2019/05/Sicherheit_f%C3%BCr_alle_Schritte_hin_zu_einer_Stadt_ohne_Polizei.pdf
Transformative Gerechtigkeit & Kollektive Verantwortungsübernahme. Ein
Diskussionsbeitrag
Von Awarenetz und ignite! Kollektiv
https://awarenetz.ch/wp-content/uploads/2021/07/tg_zine_v1.0_booklet.pdf
Was macht uns wirklich sicher? Panel Diskussion, 24.7.2016
mit Jen Petzen (Lesbenberatung e.V.), Nadija Samour (juristin of color),
Sanchita Basu (ReachOut e.V.), Stephanie Klee (Sexarbeiterin &
Huren-Aktivistin, highlights-berlin.de) moderiert von Limo
(Transformative Justice Kollektiv Berlin) veranstaltet vom
Transformative Justice Kollektiv & dem Humboldt Seminar "Carceral
Feminisms and Transformative Alternatives" Wie können scheinbar ‚gute
Ideen‘ wie das Unterstützen von betroffenen Personen von Gewalt so
falsch laufen und rassistische Überwachung und Sicherheitsregime festigen?
https://www.youtube.com/watch?v=s43vIGz58MQ
Es gibt ein Netzwerk von Gruppen, Kollektiven und Einzelpersonen im
deutschsprachigen Raum, die praktisch zu Transformativer Gerechtigkeit
und kollektiven Umgängen mit zwischenmenschlicher und struktureller
Gewalt arbeiten.
https://www.transformativejustice.eu/de/
Falls ihr weiter Infos, Adressen, Zusammenhänge zum Thema „Perspektiven
jenseits der Polizei“ habt, schreibt uns gerne, wir sammeln das und
veröffentlichen es dann zu einem gegeben Zeitpunkt.
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4) Sa. 18.02.2023: Gedenkveranstaltung: Yaya Jabbi – Ein Leben
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12 bis 14 Uhr Gedenkkundgebung am Yaya Jabbi Circle / Park Fiction
14 bis 16 Uhr Gedenkveranstaltung im Kölibri
Am 19.2.2016 wurde Yaya Jabbi tot in seiner Zelle im
Untersuchungsgefängnis Hahnöfersand aufgefunden. Der plötzlich Tod Yayas
in Folge des staatlichen Kampfes gegen vermeintliche Drogendealer hat
viele Menschen in St. Pauli, Angehörige, Freunde und Nachbarn bestürzt.
Doch wer war eigentlich der Mensch Yaya Jabbi jenseits der ihm
vorgeworfenen Delikte, wo ist er aufgewachsen, welche Stationen in
seinem viel zu kurzen Leben waren Freunden und Angehörigen wichtig?
Die Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi hat gemeinsam mit Angehörigen
Fotos zusammengetragen, die von der Künstlerin Whitney Bursch in eine
Motion Graphic umgesetzt werden. Wir präsentieren erste Ergebnisse
dieses Projektes und sprechen mit Freund*innen und Angehörigen von Yaya
über dessen Leben. Dazu gibt es Essen aus Gambia und im Hintergrund Musik.
Infos zur online unter:
https://gwa-stpauli.de/termin-detail/termin/gedenkveranstaltung-yaya-jabbi-ein-leben/
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5) Di. 28.02.2023 Filmabend: The Justice Project mit anschließendem Gespräch
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19 bis 22 Uhr im Kölibri
Die Videoserie des freien Medienkollektivs New Media Socialism zum Thema
Justiz und Gerechtigkeit aus dem Jahr 2021 beginnt mit einer
alltäglichen Szene in einem Hamburger Strafgericht: Ein gambischer
Geflüchteter sitzt auf der Anklagebank. Es geht um den gewerbemäßigen
Vertrieb von Suchtmitteln. Richter, Staatsanwaltschaft und Hamburgs
Polizei wollen Härte zeigen: Für 2 Gramm Marihuana, 47 Tage
Untersuchungshaft! Die Umstände, die diese Form von Kriminalität
produzieren, werden sich nicht mildernd auswirken. Doch wenn Maiskorn
und Huhn einmal die Positionen tauschen, dann platzt die Anklagebank
bald aus allen Nähten. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit zum Gespräch
mit Akteur*innen des Kollektivs NEW MEDIA SOCIALISM.
Kommt auch gerne vorher zu unserem wöchentlichen Krisenherd: 17.00 Uhr
Kochen, 18 Uhr Essen & Schnacken.
Infos zur Veranstaltung online unter:
https://gwa-stpauli.de/termin-detail/termin/the-justice-project/
Infos zum Film unter:
https://kampnagel.de/reihen/digitales-programm/the-justice-project
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6) Sa. 04.03.2023 Zine Workshop: Gewalt in meinem Stadtteil, was kann
ich tun?
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11 bis 18 Uhr im Kölibri
Du beobachtest eine Gewalt-Situation: Was tun? Wegschauen? Die Polizei
rufen? Sich hilflos fühlen?
Es gibt Alternativen!
Wir wollen uns zusammensetzen, unsere Erfahrungen austauschen und Ideen
sammeln, was wir gemeinsam tun können.
Lotti vom ignite! Kollektiv hat schon viele Gruppen begleitet, die sich
mit der Frage „Gewalt in meinem Umfeld“ beschäftigt haben. Sie wird uns
durch den Workshop leiten und mit ihren Erfahrungen unterstützen.
Unsere Ideen wollen wir in einem selbst gebastelten Heft (Zine)
festhalten. Das können wir hinterher kopieren, um es an Freunde, Bekannt
und andere Menschen zu verteilen.
Es gibt ein Mittagsessen und bei Bedarf kann eine Kinderbetreuung
angeboten werden. Bitte bei der Anmeldung mit vermerken!
Anmeldung unter: anmeldung at gwa-stpauli.de
Infos (demunter: https://gwa-stpauli.de/kalender/
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7) Rassistische Kontrollen stoppen!
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Die Gruppe CopWatch Hamburg hat ein Flugblatt veröffentlicht:
Gemeinsam gegen rassistische Polizeigewalt: Handlungsvorschläge und
Informationen für Betroffene & Zeug*innen
Dort gibt es konkrete Tipps für Betroffene einer rassistischen
Polizeikontrolle, als auch Menschen, die eine solche beobachten.
Das Flugblatt findet ihr online unter:
https://copwatchhamburg.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/815/2022/09/cw_flyer_2022.pdf
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8) Toolkit: Was macht uns wirklich sicher?
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„Polizei, Grenzen und das Gefängnis - als staatliche Techniken -
produzieren und reproduzieren Gewalt eher, anstatt sie zu beenden.
Wenn uns Polizei und Grenzen keine Sicherheit geben können, welche
Alternativen haben wir in unseren Zusammenhängen? Wie können wir uns
selbst Sicherheit schaffen? Um Analysen und Antworten zu finden, wurde
ein Toolkit für Aktivist_innen zusammengestellt, mit vielen tollen
Beiträgen und verschiedenen Übungen, welche so konzipiert sind, dass ihr
gemeinsam reflektieren könnt, was ihr hier lest.
Das Toolkit bietet Werkzeuge für Community-basierte & intersektionale
Alternativen für Sicherheit, die nicht auf staatliche Gewalt
zurückgreifen müssen und die Wurzeln von Gewalt tatsächlich angreifen.“
Ein Toolkit zu intersektionaler Transformativer Gerechtigkeit jenseits
von Gefängnis und Polizei. Entwickelt von Melanie Brazzell
https://www.transformativejustice.eu/wp-content/uploads/2017/07/toolkit-finished-1.pdf
Dieses Toolkit ist online über whatreallymakesussafe.com/de und
transformativejustice.eu zum kostenlosen Download erhältlich.
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9) Anlaufstellen zur Unterstützung für Betroffene von Racial Profiling
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amira – Beratung bei Diskriminierung wegen (zugeschriebener) Herkunft
und Religion
„Das Beratungsangebot der Antidiskriminierungsberatung amira richtet
sich an Menschen, die aufgrund ihrer (ggf. auch nur zugeschriebenen)
Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Sprache Diskriminierung erlebt haben.
amira bietet individuelle Beratungsgespräche sowie Informationen über
verschiedene Handlungsmöglichkeiten, sich gegen Diskriminierung zu
wehren an. Es können Vermittlungsgespräche begleitet und moderiert,
Beschwerden oder rechtliche Schritte eingeleitet werden, oder es kann in
Kooperation mit Rechtsanwält*innen eine Klage nach dem Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetz unterstützt werden. Beratungsstellen, Fachkräfte
und Migrantenorganisationen können sich mit Fragen an amira wenden oder
für Ratsuchende einen Termin vereinbaren.
Beratungssprachen sind deutsch, türkisch, englisch, spanisch und
französisch, für andere Sprachen können auf Anfrage Dolmetscher*innen
hinzugezogen werden.“
Mehr unter:
https://basisundwoge.de/hilfe-suchen-finden/bei-diskriminierung-2/
empower - Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und
antisemitischer Gewalt
empower ist eine Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer
und antisemitischer Gewalt. Wir unterstützen und beraten Betroffene und
auch deren Angehörige, Freund_innen sowie Zeug_innen eines Angriffs oder
einer Bedrohung. Unser Angebot ist vertraulich und parteilich, kostenlos
und mehrsprachig.
Mehr unter: https://hamburg.arbeitundleben.de/empower
Memo – die digitale Meldestelle
Digitale Hinweisstelle bei welcher man online auf einen antisemitischen,
rassistischen und/oder rechten Vorfall hinweisen kann
Mehr unter: https://memo-hinweisstelle.de/
Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus – Arbeit und Leben
Das Mobile Beratungsteam Hamburg bietet kurzfristig, unbürokratisch und
kostenlos Unterstützung. Wir informieren und beraten zu
Organisationsformen der extremen Rechten, Rassismus und Antisemitismus
und Verschwörungsideologien.
An das Mobile Beratungsteam Hamburg können sich Einzelpersonen,
Angehörige, Gruppen und Organisationen wenden, wenn sie mit Vorfällen
konfrontiert sind, die einen rassistischen, rechtsextremen oder
antisemitischen Hintergrund haben.
Wir bieten Beratung und unterstützen die Gründung und Vernetzung von
Bündnissen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.
Im Kontext einer Beratung bieten wir auch allgemeine Informationen oder
organisieren Bildungsveranstaltungen, zum Beispiel für Schulen.
Mehr unter: https://hamburg.arbeitundleben.de/mbt
Rote Hilfe e.V. – Ortsgruppe Hamburg
Die Rote Hilfe e.V. ist ein Verein zur Unterstützung linker
Aktivist*innen, die im Rahmen ihrer politischen Aktivitäten mit dem
Gesetz in Konflikt geraten sind. Er sieht sich selbst als
„parteiunabhängige strömungsübergreifende linke Schutz- und
Solidaritätsorganisation“.
Die Rote Hilfe ist eine Solidaritätsorganisation, die politisch
Verfolgte aus dem linken Spektrum unterstützt. Sie konzentriert sich auf
politisch Verfolgte aus der BRD, bezieht aber auch nach Kräften
Verfolgte aus anderen Ländern ein. Unsere Unterstützung gilt allen, die
als Linke wegen ihres politischen Handelns, z.B. wegen presserechtlicher
Verantwortlichkeit für staatsverunglimpfende Schriften, wegen Teilnahme
an spontanen Streiks oder wegen Widerstand gegen polizeiliche Übergriffe
ihren Arbeitsplatz verlieren, vor Gericht gestellt, verurteilt werden.
Ebenso denen, die in einem anderen Staat verfolgt werden und denen hier
politisches Asyl verweigert wird.
Mehr unter: https://hamburg.rote-hilfe.de/wer-ist-die-rote-hilfe/
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10) Morris Justice Project
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Das Morris Justice Project entstand 2011 durch Initiative mehrerer
Mütter von Schwarzen Jugendlichen, die ständigen Drangsalierungen durch
die NYPD ausgesetzt waren. Sie wandten sich an Forscher*innen des Public
Science Projekt des City University of New York (CUNY) Graduate Center.
Zusammen mit dem John Jay College, der einzigen Hochschule für
Kriminologie in den USA und dem Pace University Law Center. Zusammen mit
den Forschenden wollten die Mütter die ungerechten Polizeipraktiken
(„Stop and frisk“ – stoppen und filzen; Suche nach Drogen und Waffen
ohne Anfangsverdacht) untersuchen und bekämpfen.
Die Morris Avenue ist eine Straße in der South Bronx, einem
multikulturell geprägten Stadtteil mit einer hohen Arbeitslosenquote.
Die Untersuchungen beziehen sich auf eine 42 Block große Fläche um die
Morris Avenue. Innerhalb dieser Fläche hat die NYPD mehrere Orte zu
sogenannten Hot Spots ernannt, um die erhöhte Polizeipräsenz und
aggressiveres Vorgehen zu rechtfertigen.
Nachbar*innen wurden mobilisiert. Es gab wöchentliche Treffen, um das
Vorgehen zu besprechen, sich auszutauschen und ein Forschungsdesign zu
entwickeln.
- 42 Blocks wurden kartiert
- Plan zur Durchführung von Interviews wurde erstellt (Fokusgruppe:
Anwohnende ab 16)
- Umfrage zu den Themen Wahrnehmung der Nachbarschaft, Persönliche
Erfahrung mit der Polizei, - - Einstellung zur Polizei und deren Praktiken
- 1000 Interviews werden durchgeführt- Analyse der gesammelten Daten
- Ergebnis: „Stop and frisk“ Taktik hat nicht den von der Polizei
erhofften Effekt = Anwohnende fühlen sich noch unsicherer als vorher,
obwohl Kriminalität gesunken ist.
Zum Vergleich: im Jahr 2002 gab es 97.296 Stops, im Jahr 2011 waren es
685.724 !!
2012
gab es erneute Interviews mit dem Ergebnis, dass die Anwohnenden ihr
Viertel sehr mögen, sich aber eine andere Polizeiarbeit wünschen.
Datenauswertung ergab, dass die Hot Spots nicht Deckungsgleich sind mit
den Erfahrungen der Forschungsgruppe. Gesammelte Daten wurden als
back-pocket-report ausgedruckt und verteilt
2013
Teilnehmende der Forschungsgruppe diskutierten mit Anwohnenden über die
Situation, um die Forschung fortzuführen. Sprachen mit den Anwohnenden
über „Community Safety act“
Schlossen sich der „Communities United for Police reform Coalition“ an
und nahmen an der Verhandlung einer bundesweiten Sammelklage gegen
Praktiken der NYPD insbesondere der Stop and frisk Taktik und Racial
Profiling. Ergebnis der Sammelklage: Stop and Frisk Taktik verstößt
gegen den 4. Zusatzartikel der US Verfassung.
“The right of the people to be secure in their persons, houses, papers,
and effects, against unreasonable searches and seizures, shall not be
violated, and no Warrants shall issue, but upon probable cause,
supported by Oath or affirmation, and particularly describing the place
to be searched, and the persons or things to be seized.”
„Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der
Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Festnahme und
Beschlagnahme darf nicht verletzt werden, und Haussuchungs- und
Haftbefehle dürfen nur bei Vorliegen eines eidlich oder eidesstattlich
erhärteten Rechtsgrundes ausgestellt werden und müssen die zu
durchsuchende Örtlichkeit und die in Gewahrsam zu nehmenden Personen
oder Gegenstände genau bezeichnen.“
In Zusammenarbeit mit Verbündeten in der ganzen Stadt hat Communities
United for Police Reform dazu beigetragen, den Community Safety Act
(CSA) zu verabschieden, ein bahnbrechendes Gesetzespaket, das
diskriminierende Polizeiarbeit beenden und die NYPD zur Rechenschaft
ziehen soll.
Personen der Forschungsgruppe fragten Anwohnende, was für sie Community
Safety bedeutet. Die Ergebnisse wurden im Stadtteil an Zäune und Wände
gebracht, um die Gespräche innerhalb der Anwohnenden zu fördern.
Ende 2013 wurden Workshops zum Thema Sicherheit in der Gemeinde
veranstaltet.
Informationen zum Morris Justice Project finden sich hier:
https://morrisjustice.org
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11) Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig
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taz (15.6.2020): Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig.
Falls die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus aber nicht: Was
passiert dann mit all den Menschen, die heute bei der Polizei sind?“
https://taz.de/Abschaffung-der-Polizei/!5689584/
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12) Hamburger Polizei erhält Milliarden-Etat
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Ab dem kommenden Jahr erhält die Hamburger Polizei, dank der Aufstockung
durch den Hamburger Senat, erstmals ein Etat in einer Höhe von über eine
Milliarde Euro – eine Rekordsumme. Als Begründungen für diese massive
Aufstockung werden bauliche- und IT-Infrastrukturprojekte genannt, sowie
der allmähliche Personalausbau. Laut dem Hamburger Senat ist das Thema
der inneren Sicherheit ein aktueller und wichtiger Schwerpunkt seiner
Arbeit, welcher auch beibehalten werden soll. Zusätzlich dazu sind
weitere 95 Millionen Euro für die Entwicklung einer App geplant, mit
welcher alle HamburgerInnen einen Notruf absetzen können und damit auch
direkt geortet werden können.
Quelle: NDR: Hamburger Polizei bekommt erstmals Milliarden-Etat, vom
2.9.2022
Online unter:
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburger-Polizei-bekommt-erstmals-Milliarden-Etat,innenbehoerde106.html
Quelle: Abendblatt vom 02.09.2022
Online unter:
https://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article236320165/polizei-hamburg-erhaelt-erstmals-mehr-als-eine-milliarde-euro-rekord-etat-feuerwehr.html
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