<html>
<head>
<meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=UTF-8">
</head>
<body>
<br>
<div class="moz-forward-container">
<meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=UTF-8">
<br>
<div class="moz-forward-container">
<meta http-equiv="content-type" content="text/html;
charset=UTF-8">
<font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Die Bezirksversammlung
Altona hat eine Reihe hochproblematischer Beschlüsse gefasst,
die den Park Fiction gefährden: <br>
</font>
<div class="moz-forward-container">
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Unter dem Titel
"Brennpunkt Park Fiction - Sozial- und Ordnungspolitische
Maßnahmen gegen Partylärm und offene Drogenszene" werden
die Besucher*innen des Parks diskriminierend beschrieben,
und diese Beschreibung zum Anlass genommen um
disziplinierende Massnahmen, Verbotsschilder und mehr
Polizei und Kontrollen durchzusetzen. </font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Wir haben uns mit
einer <a moz-do-not-send="true"
href="https://park-fiction.net/offener-brief-zum-brennpunkt-park-fiction/">ausführlichen
Analyse der Situation im Park an die Bezirksversammlung</a>
gewandt, die bei ihrem Beschluss Vertreter*innen einer
"Anwohner*innen-Initiative Lärm im Park" angehört hat.<br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Die Argumentation
von "Lärm im Park" wie auch der Bezirksversammlung öffnen
den Raum für "Not in my Backyard"-Logiken und etablieren
rechte Narrative, die als Deutungsmuster für Park Fiction
fatal sind, und auch für andere Konflikte im Stadtteil
(Cornern, Subkulturen, Clubs) jederzeit wieder mobilisiert
werden können - eine Gefahr für vieles, was St. Pauli aus,
und tolerant macht. <br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Material:</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">- Der Beschluss
der Bezirksversammlung (<a moz-do-not-send="true"
href="https://bv-hh.de/altona/documents/brennpunkt-park-fiction-sozial-und-ordnungspolitische-massnahmen-gegen-partylaerm-und-offene-drogenszene-dringlicher-antrag-der-fraktionen-von-cdu-und-gruene-neufassung-64276">Online
hier</a>)</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">- Die kleine
Anfrage der CDU an den Senat (<a moz-do-not-send="true"
href="https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/78069/antonipark_park_fiction_dauerparty_statt_ausgleich_zum_kieztrubel.pdf">Online
hier</a>)<br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">- Die Titelstory
der gestrigen MOPO zum selben Thema als Titel<a
moz-do-not-send="true"
href="https://park-fiction.net/wp-content/uploads/2022/01/MOPO_Titel-2.jpeg">
hier</a> und Artikel <a moz-do-not-send="true"
href="https://park-fiction.net/wp-content/uploads/2022/01/MOPO_Artikel.jpeg">hier</a></font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><font size="1">Park
Fiction<br>
Bernhard-Nocht-Str. 51<br>
D-20359 Hamburg<br>
<a class="moz-txt-link-freetext"
href="https://park-fiction.net" moz-do-not-send="true">https://park-fiction.net</a><br>
<a class="moz-txt-link-abbreviated
moz-txt-link-freetext"
href="mailto:organisation@park-fiction.net"
moz-do-not-send="true">organisation@park-fiction.net</a></font><br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><b>Offener Brief
zum Beschluss der Bezirksversammlung Altona </b></font><font
face="Helvetica, Arial, sans-serif"><b>„Brennpunkt Park
Fiction“</b></font><br>
<font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><br>
</font><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Hamburg,
den 15. Januar 2022</font><br>
<font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><br>
</font></p>
<p><font face="Helvetica, Arial, sans-serif">Sehr geehrte
Mitglieder*innen der Bezirksversammlung Altona,</font></p>
<font face="Helvetica, Arial, sans-serif"><br>
Im Nachgang zu unserem Schreiben vom 3. Januar hier unsere
Analyse der Situation im Park.<br>
<br>
Angesichts der durch die Initiative „Lärm im Park“ in die
Presse getragenen Auseinandersetzung, haben wir uns
entschieden, diesen zugleich als Debattenbeitrag zu
veröffentlichen.<br>
<br>
Der Park Fiction ist eine öffentliche und informelle Bühne.
Die Besucher*innen bringen sich ihren Spaß hierher selbst
mit – Gesellschaft, Getränke, Musik, Sportgeräte, Bücher,
Räder, Jonglage, Pizza. Es gibt unterschiedliche Bereiche
und Inseln, dadurch können sich sehr verschiedene Menschen
und Gruppen hier aufhalten, trotz der geringen Größe des
Parks. Auch Menschen mit wenig Geld genießen den Blick.
Gerade junge Leute lernen sich hier kennen. Die
Besucher*innen eignen sich den Ort an, teils phantasievoll,
teils sportlich, teils lebensfroh, teils lesend, teils
drastisch. Wie in einem Café gibt es Stammgäste, deren
gesellschaftliches Leben vor allem im Park stattfindet. Das
war vor allem im ersten Lockdown unübersehbar, als der Park
zur unverzichtbaren Begegnungsfläche wurde. Trotz der Fülle,
und trotz der Nähe zum rauhen Pflaster der Reeperbahn,
regeln sich hier noch immer erstaunlich viele Probleme
selbst.<br>
<br>
Diese informelle Kultur des Selbermachens ist der
eigentliche Kern von Park Fiction, als politisches Projekt,
als Planungsprozess und als Alltagskultur.<br>
<br>
Das Funktionieren dieser informellen Kultur ist immer fragil
– und seit einiger Zeit gefährdet. Der Beschluss der
Bezirksversammlung Altona schafft hier keine Abhilfe. Nicht
weil zusätzliche nächtliche Kloreinigung gefordert wird.
Sondern, weil mit den ordnungspolitischen Forderungen nach
Verbotsschildern, Sozialarbeit für die nicht vorhandenen
Drogenabhängigen und nach einer Erhöhung der
Polizeikontrollen genau die selbstorganisierte Kultur
attackiert wird.<br>
<br>
In ihrem bahnbrechenden Buch „Governing the Commons“ / „Die
Verwaltung der Allmende“ arbeitete die Nobelpreisträgerin
Elinor Ostrom heraus, wie staatliche Intervention und
Privatisierung selbstverwaltete Gemeingüter schwächen und
zerstören. Die Information der Bezirksversammlung durch
benachbarte Eigentümer*innen ist zwangsläufig
vorurteilsbehaftet, mehr Lobby als Ini. Das gezeichnete Bild
ist verzerrt und einseitig. Die ordnungspolitischen
Maßnahmen sind ein recht grobes Besteck, und keine packt das
Lärmproblem ab Mitternacht an, das bei einigen ganz direkten
Anwohner*innen für echten Leidensdruck sorgt.<br>
<br>
Wir versuchen deshalb hier keine direkte Entgegnung, sondern
eine Beschreibung, die versucht, der Komplexität des Ortes
gerecht zu werden. Dabei ist es unverzichtbar, den
Betrachtungsrahmen weiter zu ziehen als nur den Park. Wir
betrachten zunächst die einzelnen Orte im Park gesondert,
und skizzieren die komplett unterschiedliche Situation je
nach Jahreszeit, Wochentag, Wetterlage und Uhrzeit.
Punktuell nehmen wir Bezug auf Ihren Beschluss. Zusätzlich
versuchen wir, gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und
Parkspezifisches zu differenzieren.<br>
<br>
Die Peripherie rutscht ins Zentrum<br>
<br>
So, wie Musikstile nach einer Zeit im Untergrund manchmal
zum Mainstream werden, ist auch der Park Fiction 16 Jahre
nach seiner Eröffnung 2005 kein Geheimtipp mehr. Es gibt
keine Hamburger Tourismus-PR ohne die ikonischen Palmen. Der
Park liegt zwischen Reeperbahn und Fischmarkt, also im
Einzugsbereich von zwei Tourismus-Hotspots, extrem zentral –
funktioniert aber ganz anders: Informell, selbstgemacht, wie
oben beschrieben.<br>
<br>
Park mit vielen Zimmern: Die Orte im Park<br>
<br>
Der Kirchgarten der St. Pauli Kirche war bis zur Überplanung
durch Park Fiction ein unwirtlicher Ort, wo Heroin vertickt
und Hunde laufen gelassen wurden. Jetzt gibt es
Mieter*innenbeete, Bohemiens auf dem Boulefeld, krabbelnde
Kinder, eine nachbarschaftliche Idylle. Auch das ist Park
Fiction.<br>
<br>
Der Kreisverkehr ist heute ein von Nachbar*innen bepflanztes
Ökotop namens Yaya Jabbi Circle. Er ist ein wichtiger
Identifikationsort für migrantische, vor allem Schwarze
Selbstorganisation. Viele Demonstrationen starten hier.
Super!<br>
<br>
Der Schauermannspark war ein Sandparadies für Kleinkinder in
Kombi mit dem Café Amphore. Durch Mieterhöhung 2018
verdrängt durch ein Restaurant ohne Tagesbetrieb, hat der
Schauermannspark seinen sozialen Treffpunktcharakter
verloren. Mehrmals am Tag werden Schwarze Menschen von der
Hafentreppe polizeilich durch den Park getrieben. Zwischen
18 und 23 Uhr sitzen Auswärtige an den durchreservierten
Tischen und dominieren diesen Abschnitt.<br>
<br>
Umgekehrt die Riverkasematten: Kretschmer und die Moayeris
sind ersetzt durch das sozial engagierte Überquell, dessen
Köch*innen auf dem Dach ihres Lagergebäudes einen
Küchengarten zusammen mit der Ganztagsschule St. Pauli hegen
und ernten. Wir finden das toll!<br>
<br>
Der Pudel oben war durch Eigentümerinnenstreit über ein
Jahrzehnt lahmgelegt. Als kulturelle Impulsgeberin
konzipiert stand auch das Amphitheater brach. Jetzt läuft es
oben, coronabedingt, erst wieder gaaanz langsam an. Wir sind
sicher: Der Tag wird kommen, an dem hier wieder Musikerinnen
Kunstzeitungen lesen, radikale Konzepte diskutiert werden,
Nachbarinnen aus der beengten Wohnung fliehen und der Mann
mit dem Bart Platten auflegt. Wir werden uns im Amphitheater
drängeln und aufgeregt dem Auftritt von Leyla Yenirce
entgegen fiebern.<br>
<br>
Die Treppe runter zur Turnhalle wird nie sauber gemacht,
weil sie rechtlich Teil des Schulgeländes ist, die Schule
das aber nicht weiß. Na sowas!<br>
<br>
Der größte Teil des Parks auf dem Turnhallendach mit
Hundegarten, Palmeninsel, „Fliegendem Teppich“, Holzdeck um
den türkischen Hasel, Schach-, Mühle- und Tartanfeld ist der
öffentlichste, atemberaubendste, bekannteste und
meistbesuchte Teil des Parks. Nur um diesen Abschnitt geht
es dem Altonaer Beschluss.<br>
<br>
Aber: Wer ist da eigentlich? Und wann?<br>
<br>
Herbst und Winter<br>
Der Park im Winter ist leer, gehört Nachbar*innen mit
Hunden. Die angeführte Beschallung 24/7 (Vierundzwanzig
Stunden am Tag an Sieben Tage der Woche), wie im Beschluss
behauptet, gibt es von November bis April nicht. Kommt die
Sonne raus, füllt sich der Park sofort mit Nachbar*innen
aller Hautfarben und Menschen mit Kindern. Spür die Sonne
auf deiner Haut!<br>
<br>
Frühling<br>
Setzt der Frühling früh ein, ist der Park im Handumdrehen
voll. Die Atmosphäre ist magisch, man kann die Freiheit
förmlich mit Fingern spüren.<br>
<br>
Hält die Sonnenphase länger an, erstickt der Park in dieser
Phase regelmässig in Müll – denn die Müllabfuhr beginnt erst
Ende Mai täglich im Park sauber zu machen. Das sollte
geändert und an den wahren Bedarf angepasst werden.<br>
<br>
Und: Anfang Mai ist immer Hafengeburtstag, drei Tage
Sound-Terror und günstige Ausschweifung. Leider wird jedes
Pflänzlein im Park dann niedergetrampelt. Das ist aber in
der ganzen Gegend so.<br>
<br>
Sommer<br>
Wenn die Sonne richtig brennt, füllt sich der Park erst
gegen Abend, dann aber umso heftiger. Unter dem Einfluss des
Klimawandels gibt es viel mehr wärmere Nächte als in den
Neunzigern. Und die Menschen verbringen mehr Zeit draussen.<br>
<br>
Dieses Phänomen der Mediterranisierung betrifft nicht nur
den Park, sondern alle Hamburger (oder Berliner oder
Stuttgarter) Parks und Plätze, vorm Knust, die Corner-Ecken
am Neuen Pferdemarkt und der Paul-Roosen-Strasse. Eigentlich
ist das Verhalten, nach draussen zu gehen, doch gut. Wie
auch immer: Das wird weiter gehen und mehr werden.<br>
<br>
Diesen Sommer gab es jedoch eine drastische
Alkoholverbotszone und eine extrem hohe
Polizeistreifendichte. Offenbar ohne jeden Erfolg. Obwohl:
Manche trinken jetzt ausserhalb des Parks, vor den
Verbotsschildern, direkt vor dem Wohnprojekt Parkhaus.
Cheers!<br>
<br>
Meist hat sich im Sommer eine „Crazy Person of the Year“
herausgestellt. Wenn im Oberstudienratston der Lärm-Ini von
„Mannbarkeitsritualen“ die Rede ist, fällt uns „Freddy
Glitter Glitter“ (Spitzname geändert) ein, der zwei Sommer
als Entertainer in Leopardenschwimmhose im Park verbracht
hat. Irgendwann bestellte er 40 Bauzäune, wollte damit den
Park einhegen und Eintritt verlangen. Irgendwann wurde er
wieder eingewiesen. Klar kann so jemand nerven. Aber ist es
nur negativ, wenn jemand sich von der Atmosphäre des Parks
so getragen und sicher fühlt, dass er über mehrere Monate
eine andere Rolle spielen kann?<br>
<br>
Basketball<br>
Das Tartanfeld hat sich in den letzten 7 Jahren zum
beliebtesten Basketballfeld Hamburgs entwickelt. Den ersten
Korb stellte ein Schwarzer Kellner aus der Nachbarschaft
auf. Viele informelle Gruppen trainieren und spielen hier.
Die St. Pauli Bats haben sich hier gegründet. Gründer Samer
Ismaelat spielte früher in der Nationalmannschaft des
Libanon, trainiert heute die Kids in St. Pauli und
unterrichtet inzwischen Basketball an der Ganztagsschule.<br>
<br>
Bluetoothboxen<br>
…sind billig geworden, lauter, und die Akkus halten
stundenlang. Dadurch kann Musik überall in der Stadt
gespielt werden und auftauchen. Und das passiert auch,
überall und zu allen Tageszeiten und auf dem Kiez in jeder
Strasse.<br>
<br>
In Verbindung mit Smartphones steht an jedem Ort der gesamte
Musikkatalog der Welt zur Verfügung. Nicht nur im Park,
überall.<br>
<br>
Die Nacht<br>
Zum Sonnenuntergang ist der Park am vollsten, am tollsten
und am gemischtesten. Danach ändert sich das Bild und
neuerdings füllt sich der Park wieder mit anderen Leuten ab
23 Uhr: Die Nutzung öffentlicher Räume nimmt zu. Dies
betrifft die ganze Gesellschaft, nicht nur den Park Fiction.<br>
<br>
Schwarmverhalten<br>
Die Verbreitung von Smartphones und Messengerdiensten hat
das Ausgehverhalten kollossal verändert, unberechenbarer
gemacht, verstärkt, deterritorialisiert, auf eine Art, die
bisher kaum erforscht ist. Geheime Orte können über Nacht zu
Treffpunkten werden, von immer neuen Gruppierungen. Das
betrifft auch den Park, ist aber grundsätzlich.<br>
<br>
Kioskisierung<br>
Anfang der 2000er wurde es leichter, Kioske zu eröffnen.
Kioske schaffen, anders als Bars, meist keine eigene Kultur.
Um die Reeperbahn sind Kioske oft reine
Alkoholverkaufsstellen. Wenn die 3000 Aussensitzplätze an
der Reeperbahn alle besetzt sind, schlendern Freundesgruppen
durch die Strassen. Auch in den Park. Diese Kultur ist eine
internationale Erscheinung.<br>
<br>
Lockdown<br>
Der Beschluss verliert kein Wort über die Ausnahmesituation
der letzten zwei Jahre – und die Bedeutungszunahme
öffentlicher Räume als Ort pandemie-sicheren
Zusammentreffens. Die Situation explodierte 2021, als das
von der Bevölkerung angeeignete Heiligengeistfeld vom DOM in
Beschlag genommen wurde: Die Jugendlichen drängten ins
Karoviertel, ins Schlachthofgelände, und bis zu 500
Jugendliche trafen sich Nachts im Park. Und freuten sich an
der Begegnung und der Wirkung ihrer Hormone. Richtig so!<br>
<br>
Ein subkulturell aufgeladener Ort<br>
Die erfolgreichsten HipHop-Musiker drehten Videos hier. Die
Beginner 2003 („Gustav Gans“), Bonez MC und RAF Camorra 2016
ihr meistgesehenes Video „Unter Palmen aus Plastik“.
Ergebnis: 14jährige auf Klassenfahrt aus Schopfheim oder
Schalke fotografieren sich mit den Palmen. Na und?<br>
<br>
Hamburg erleben<br>
HipHop hat für viele Jugendliche eine große Bedeutung,
Wohnungen mit Elbblick sind ein teures Privileg, der
Stadtteil derart gentrifiziert, dass junge Leute hier kaum
noch herziehen können. Wer will Jugendlichen aus Billstedt
oder Lurup verwehren, auch ein Stück der St. Pauli
Atmosphäre zu erleben?<br>
<br>
Kommen wir zum zentralen Punkt:<br>
<br>
Verdrängung von der Hafentreppe<br>
Gehandelt wird an der Hafentreppe seit den frühen 80erjahren
vor allem Marijuana, ein Rauschmittel, das kurz vor der
Legalisierung steht. Mit der Einführung der Task Force der
Polizei zur Verdrängung des sichtbaren Strassendeals begann
ab 2016 eine Vertreibung der traditionellen Kleindealerei
von der Hafentreppe in die gesamte Umgebung.<br>
<br>
Staatliche Intervention schwächt selbstorganisierte
Problembewältigung<br>
Konnten in der Nachbarschaft früher umfassende
Beschränkungen der Zeiten und Orte des Handels abgesprochen
werden, ist dies mit der steigenden Polizeipräsenz
schwieriger geworden. Seit dem Einsatz der Task Force ist es
unmöglich.<br>
Von „Drogenabhängigen“ im Park kann jedoch gar keine Rede
sein. Deshalb ist auch die Forderung nach „Sozialarbeit“ für
die „Drogenabhängigen im Park“ unnötig.<br>
<br>
Die Bestreifung durch die Polizei hat seit 2016 ein
erschreckendes Niveau erreicht: Ab mittags steuern die
Polizeiteams im 10-Minuten-Rhytmus die Hafentreppe an. Die
absurde Einsatzdichte hat die Lebensqualität für Schwarze
Menschen in St. Pauli extrem verschlechtert, die sich nur
noch schwer ohne polizeiliche Behelligung durch den einst
für seine Toleranz bekannten Stadtteil bewegen können.<br>
<br>
Task Force auf der Suche nach Beschäftigung<br>
Die polizeiliche Dauerpräsenz trifft die ohnehin
Prekarisierten besonders, vergiftet die Atmosphäre aber weit
darüber hinaus. Eine Denunziant*innenmentalität wird
gefördert, Probleme werden immer weniger selbst im Gespräch
oder Streit gelöst, bei jeder Gelegenheit wird die Polizei
geholt. Immer öfter mischen sich die letztlich sinnlos
umherlaufenden Beamt*innen einfach ungefragt ein.<br>
<br>
Zwischenfazit<br>
<br>
Strassensozialarbeit? St. Pauli ist ein Toleranzgebiet für
viele, auch Obdachlose. Was gebraucht wird, und wofür neben
Park Fiction auch die AG Drogen eintritt, ist:
Strassensozialarbeit für den Hafenrand. Für den gesamten
Bereich südlich der Reeperbahn. Denn Obdachlose,
Flaschensammler*innen, Menschen mit psychologischen
Problemen, Kleindealer und die jungen Menschen mit prekärem
Aufenthaltsstatus brauchen dringend Unterstützung. Das
ehrenamtliche Engagement der Nachbar*innenschaft ist damit
überfordert. Der Park ist nur ein Punkt im Gesamtszenario.<br>
<br>
Nächtliche Ruhestörung? Ist sowieso verboten und die gibt es
überall in St. Pauli. Während tags und abends viel zu viel
Polizei im Park ist, kommt sie aber anscheinend im akuten
Bedarfsfall nicht.<br>
<br>
Weder das pauschale Alkoholverbot noch die erheblich
gestiegene Polizeidichte haben in den letzten 2 Jahren die
Situation verbessert – im Gegenteil. Noch mehr von der
selben Medizin? Nach unserer Einschätzung laufen
ordnungspolitische Maßnahmen ins Leere, weil sie die
selbstregulativen Kräfte schwächen: Wenn die Polizei
eingriffen hat, ist es für zivilgesellschaftliche
Problemlösungen zu spät.<br>
<br>
Die Rückgewinnung der Nacht?<br>
Wir brauchen eine Kulturänderung: Für erfolgversprechender
halten wir es, an der Kultur, an den Beziehungsweisen im
Park zu arbeiten. Die angrenzenden Erdgeschosse haben alle
keine öffentliche Funktion und wirken dementsprechend nicht
zivilisierend in den Park hinein. Einen solchen Impuls
bräuchte der Park, und ein solcher Ort, eine solche Änderung
der Kultur kann jedoch nur von innen erarbeitet werden und
sollte Personen aus den als „Problemgruppen“ beschriebenen
Kreisen in die Entwicklung und Umsetzung einbeziehen. Auch
das ist mit Ehrenamt nicht mehr zu erledigen, und auch nicht
mit Sozialarbeit. Wir denken, man muss hier ein neues Modell
entwickeln, das Erkenntnisse aus anderen Nachtorten in den
Aussenraum übersetzt. Erkenntnisse, wie etwa Cafés
Gastlichkeit organisieren, und wie Clubs wie das Molotow
oder der FC St. Pauli auf kollegiale Art mit Gemengelagen
klar kommen. Wesentlich ist jedoch: Eine Lösung kann nur
durch und mit den Betroffenen und Nutzer*innen entwickelt
werden.<br>
<br>
Entzerren? Die lauten Nächte finden im Park genau aus den
Gründen statt, die den Park auch ansonsten attraktiv machen:
Die Aufenthaltsqualität, der auch bei Nacht spektakuläre
Blick, es ist robust aber komfortabel.<br>
<br>
Nun sind die Palmeninsel, die Tribüne im Hundegarten, die
Treppe zum Kirchgarten sehr nah am betroffenen Pastorat und
offenbar auch relativ nah an den fünf Wohnungen im Parkhaus,
bei denen der Leidensdruck besonders hoch ist.<br>
<br>
Diese Situation zu entzerren, Alternativen weit weg von der
Wohnbebauung zu bieten, in Kombination mit der Etablierung
einer nächtlichen Kultur des Kümmerns, könnte die Situation
entspannen, und neue bessere Orte für Hamburgs Jugend
schaffen, statt diese nach altbekanntem
Gentrifizierungsmuster zu verdrängen.<br>
<br>
Genau aus diesem Grund arbeiten wir seit zwei Jahren unter
den Titeln „Die Füße in die Elbe strecken“ und „Die
Rückgewinnung des Öffentlichen“ an der auch von den Grünen
im Wahlkampf propagierten Idee des „Sprungs an die Elbe“, wo
ein breiter Betonstreifen am Ufer derzeit gesellschaftlich
brach liegt.<br>
<br>
Mit freundlichen Grüßen,<br>
<br>
das Park Fiction Komitee<br>
</font> </div>
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