[COMM-Rundbrief] Kurzbericht vom Aktionstag am GÜZ in der Altmark

carsten carsten at comm-ev.de
Mo Sep 17 18:46:06 CEST 2012


Liebe Freundinnen und Freunde des COMM e.V.,

die Idee, unter dem Motto "war starts here, let's stop it here" bei uns
zuhause auf die Orte hinzuweisen, von denen die aktuellen Kriege
ausgehen, an denen auch "unsere" Armeen beteiligt sind, die also auch in
unserem Namen geführt werden, wurde vom gleichnamigen internationalen
Aktionscamp in Nordschweden, zu dem im vergangenen Jahr die Gruppe Ofog
http://www.ofog.org/ aufgerufen hatte, mit nach Deutschland gebracht.
Wir waren dort im Rahmen der 2008 begonnenen europäischen Vernetzung der
gegen NATO und Militarismus arbeitenden gewaltfreien Aktionsgruppen
http://warstartshere.eu/de. Hier gibts es einen kurzen Bericht
http://wri-irg.org/node/11077 und hier Fotos
http://www.flickr.com/photos/ofog/sets/72157627284204578/ von der
damaligen - sehr pinken - Aktion am sog. NEAT (North European Aerospace
Test Range)...

Ein paar einführende Informationen zu dem heute zu Ende gegangenen
Internationalen Diskussions- und Aktionscamps
http://warstartsherecamp.org/  am sog. Gefechtsübungszentrum (GÜZ) in
der Altmark stehen auf der entsprechenden COMM-Seite
http://www.comm-ev.de/index.php/campsaktionen/war-starts-here-camp-in-der-altmark/,
und weil ich sowieso ins Wendland musste, um Material von der
Lebenslaute-Aktion in Oberndorf zurück zu bringen, ließ sich die
Teilnahme am Aktionstag damit gut verbinden.

Obwohl die Organisator_innen auf der Internetseite und in Drucksachen
bewusst das Wort vermieden hatten, waren es unterm Strich eigentlich
"Gewaltfreie Aktionen" dort am vergangenen Samstag. Manche Vokabeln und
Ausdrucksweisen hätte ich so nicht verwendet, aber an der Homepage
gefiel mir die Mehrsprachigkeit und Aktualität in den Tagen davor, und
es finden sich dort jede Menge Hintergrundinformationen. Beweis für das
besonnene Auftreten und den Willen zur Deeskalation bei den
Aktivist_innen ist die Tatsache, dass trotz des "Angebots" von der
Polizei durch überzogene und teilweise schikanöse Maßnahmen sich keine_r
provozieren ließ.

Anfangs war jegliche Demonstration in der Nähe des Truppenübungsplatzes
verboten, was aber nicht haltbar war. Die - neben der Dauermahnwache auf
dem Letzlinger Marktplatz (für deren Überwachung die Polizei auf einem
nahegelegenen Schornstein eigens Kamera und Mikrophon mit
Direktübertragung zur Einsatzzentrale installieren ließ) - einzige
zugelassene Kundgebung auf der Straße zur Haupteinfahrt des GÜZ war nur
zu Fuß und nach Taschenkontrollen und Körperabtastung zu erreichen. Die
Polizei schien zu glauben, dass von dort der "Sturm" aufs Gelände
losgehen sollte. Am Waldrand standen "Hamburger Gitter", so weit das
Auge reichte, und dahinter auf der Straße Wasserwerfer. (Dass das nicht
der Plan war, war schnell offensichtlich. Trotzdem behauptete die
Polizei in Pressemeldungen, sie hätte das mit ihrem Konzept erfolgreich
verhindert...)

Die Leute, die in Kleingruppen zum "Markieren und Umgestalten" auf das
Gelände wollten, tauchten dort gar nicht auf, sondern waren auf dem Weg
zu ihren Aktionsorten oder schon längst dort. Fotos von Ergebnissen
dieser Aktivitäten gibt es hier:
https://warstartsherecamp.org/de/aktionstag-r%C3%BCckblick

So fand die Baumpflanzaktion der BI Offene Heide mit musikalischer
Begleitung durch ein Lebenslaute-Quintett vor relativ kleinem Publikum
statt. Es wurde am Straßenrand auf dem GÜZ-Gelände eine Ulme gepflanzt
zu Ehren der 2009 gestorbenen DDR-Bürger_innenrechtlerin Erika Drees,
die auch lange Jahre GAAA-Aktive und in der BI Offene Heide war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Erika_Drees

Auch wenn der Übungsbetrieb an dem Tag vermutlich wirklich nicht
erheblich gestört wurde, war die Aktion erfolgreich. Es gab öffentliche
Aufmerksamkeit und Medienresonanz, wobei die m. E. rel. gering und
regional beschränkt ausfiel. Aber immerhin konnten ein paar Inhalte
transportiert werden, die bis dahin weitgehend unbeachtet blieben, und
es wurde einmal mehr mitten in Deutschland gezeigt: Krieg beginnt hier!
Und hier können und müssen wir ihn aufhalten.
Dass deutsche Soldaten in Auslandseinsätze geschickt werden, um dort
Brunnen zu bohren oder Frauenrechte durchzusetzen, ist eine Lüge, die
mittlerweile (fast) keine_r mehr glaubt. Es wird auch für die sog.
breite Öffentlichkeit immer deutlicher, wozu die gegenwärtigen und
zukünftigen Einsätze dienen.
Wenn ich das weiß und dazu schweige, fühle ich mich mitschuldig...

Schöne Grüße Carsten

Hier ein Bericht des MDR mit 7-Minuten-Film:
http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/stendal/proteste-truppenuebungsplatz100.html

Hier ein rel. nichtssagender Bericht, aber mit Fotos von der Kundgebung:
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1347858628420&openMenu=1013016724285&calledPageId=1013016724285&listid=1018881578312


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