[COMM-Rundbrief] nach den Camps...

carsten carsten at comm-ev.de
Do Sep 11 17:42:01 CEST 2014


Liebe Freund_innen des COMM e.V. ,

nach einigen Tagen des Aufräumens, Besinnens und Wiedereinstiegs in den
Alltag zuhause will ich Euch kurz berichten von den Camps mit unserer
Beteiligung in den vergangenen Wochen.
Nach dem letzten Rundbrief Anfang Juli ergab sich noch unser konkretes
Mitwirken an zwei weiteren Camps. Was allen vieren gemeinsam ist: Es gab
außer dem - mal mehr, mal weniger umfangreichen - "Bildungs"- und
Kulturprogramm Aktionen Zivilen Ungehorsams.

Die Campsaison begann für uns Ende Juli mit dem Klimacamp im Rheinland
<http://www.klimacamp-im-rheinland.de/>. Der Einfachheit halber zitiere
ich dazu von der Seite
http://www.klimacamp-im-rheinland.de/2014/08/03/klimacamp-geht-zu-ende-widerstand-geht-weiter/
"Insgesamt haben etwa 500 Menschen das Camp besucht und gezeigt, dass
der Widerstand gegen den Klimakiller Braunkohle auch im 5. Jahr nicht
abflaut. Einige werden sich daran erinnern, dass das erste Klimacamp im
Rheinland 2010 in Borschemich mit etwa 100 Teilnehmer_innen statt fand.
Nachdem es in diesem Jahr viele Probleme mit der Suche nach einer
Campfläche gab, haben wir gezeigt, dass RWE, Polizei und Politik es
nicht schaffen werden das Camp aus der Region zu vertreiben. Dieses Jahr
haben es Aktivist_innen es sogar geschafft so weit in das Territorium
von RWE einzudringen wie in noch keinen Camp zuvor. Mehrere Male wurden
im Tagebau Garzweiler II Schaufelradbagger blockiert. Auf der Hambach
Kohlebahn wurden Züge gestoppt und am Werkstor von Garzweiler die LKW’s
daran gehindet zur Kohleinfrastruktur zu gelangen. Ein weiterer
Höhepunkt war das Straßenfest in Borschemich am Mittwoch den 30. Juli.
Zusammen mit der Tour de Natur und lokalen Initiativen haben wir das
schon fast komplett umgesiedelte Dorf noch einmal belebt. Auf dem
Klimacamp selbst gab es auch eine Vielfalt an spannenden Workshops, die
zu vielen Diskussionen anregten. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr war das
Thema Postwachstum und der Klimagipfel 2015 in Paris."

Anfang August startete das Camp, dessen Vorbereitung wir uns am
stärksten gewidmet haben, nämlich****Camp und Aktionen
<http://www.buechel-atomwaffenfrei.de> am “Fliegerhorst Büchel”. Nach
der "24 Stunden Musikblockade" im vergangenen Jahr mit Beteiligung
Hunderter war es nicht unser Ziel, dies mengenmäßig zu steigern.
Vielmehr wollten wir in diesem Sommer wieder und weiter "den Finger in
die Wunde" legen und außerdem die sog. Modernisierung der dort
stationierten US-Atombomben thematisieren, und so wurde es ein kleines
und feines Camp direkt am Haupteingang der Militäranlage, wo
Bundeswehrangehörige (und Zivilist_innen) ihrem "demokratisch
legitimierten Auftrag" nachkommen, das Abwerfen von Atombomben zu üben
und auf NATO-Befehl auch auszuführen. Darüber, dass das in mehrfacher
Hinsicht gegen deutsches und Internationales Recht verstößt, wollten
und/oder durften sie nicht mit uns diskutieren. Über das Rechtliche
hinaus hätten uns auch ethische und emotionale Aspekte interessiert und
der Umgang derjenigen damit, die direkt an der Vorbereitung des
Einsatzes von Massenvernichtungswaffen arbeiten...
Auf der Seite http://www.buechel-atomwaffenfrei.de/aktuell/ gibt es zu
jedem Tag des Camps ein paar Worte und Fotos, und demnächst auch mehr
Einzelheiten zu der schon angekündigten Kampagne "büchel65" im kommenden
Frühjahr.

Mitte August ging es zu einem weitereren Schwerpunkt, dem  “war starts
here” Camp <http://www.warstartsherecamp.org/>** an Europas modernstem
Truppenübungsplatz "GÜZ" in der Altmark. Auf dem 1934 vom Nazi-Militär
gegründeten und heute von "Rheinmetall Defense" betriebenen sog.
Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ)
<http://de.wikipedia.org/wiki/Gefechts%C3%BCbungszentrum_Heer> werden
die Bundeswehr-Soldat_innen für ihre Kriegseinsätze trainiert. Aktuell
wird dort mit “Schnöggersburg” eine Übungsstadt gebaut, in der
Bundeswehr und andere NATO-Armeen für weltweite Kriege und
"Aufstandsbekämpfung im urbanen Raum" trainieren.
Im Rahmen des Warstartshere-Camps gab es erstmals eine angekündigte
Platzbesetzung der**Gewaltfreien Aktion GÜZ abschaffen
<http://www.gewaltfreie-aktion-guez-abschaffen.de/>. Berichte und Fotos
zu diesen Aktionen finden sich auf der genannten Webseite. Mein Fazit:
Ein schöner Anfang, der ausbaufähig ist.
Schwierigkeiten bei der Organisierung machte die Zusammenarbeit auf dem
Camp mit Gruppen bzw. Einzelnen, die Aktionen befürworten, die wir nicht
für sinnvoll halten. Aber auch hier glaube ich, dass eine Basis da ist,
auf der wir weiterarbeiten können. Genaueres wird sich nach den
verschiedenen ausführlichen Auswertungsrunden ergeben.

Ende August ging es weiter in Richtung Osten, zu den Lebenslaute
<http://www.lebenslaute.net/>-Aktionstagen “Machet die Tore weit – Music
for free movement” am Abschiebegefängnis und Lager Eisenhüttenstadt im
Rahmen des****Stop-Deportation-Camp
<http://www.stopdeportationcamp.org/?lang=de>s. Nach mehreren Tagen mit
Proben und Auftritten von Lebenslaute-Teilgruppen, z.B. auf dem
Brückenplatz der transnationalen Stadt Słubfurt
<http://www.slubfurt.net>, einem Projekt, das die an der
deutsch-polnischen Grenze gelegenen Städte Frankfurt (Oder) und Słubice
zu einer gemeinsamen Stadt zusammendenkt („an der Grenze zweier Länder,
die es nicht gibt“). Berichte und Fotos sowie einen Kurzfilm von
graswurzel.tv <http://graswurzel.tv/v244.html> vom Höhepunkt dieser
Lebenslaute-Aktionstage, nämlich dem Konzert und Go-in am
Abschiebeknast, gibt es auf der Seite:
http://www.lebenslaute.net/?page_id=2535

Mit dem Trocknen und Einlagern unseres Materials in den vergangenen
Tagen endet unsere Campsaison, und die Vorbereitung auf die kommende
Saison beginnt...

Zum Schluss noch ein Hinweis auf das heutige Datum: Vor genau 13 Jahren
gab es die "Terroranschläge am 11. September 2001" in den USA.
Unabhängig davon, wer sie wirklich organisiert hat: Seitdem ist der sog.
NATO-Bündnisfall
<http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnisfall#B.C3.BCndnisfall_NATO>
ausgerufen (und bis heute nicht zurück genommen worden), und nicht nur
die USA, auch Deutschland befindet sich im Krieg. Mit den Ereignissen
von vor 13 Jahren wurden in vielen "westlichen Ländern", so auch bei
uns, in den Jahren danach massive Einschränkungen von Freiheiten und
Grundrechten begründet, die ohne das kaum hingenommen worden wären. Dazu
kommt die immer schamlosere Instrumentalisierung der Massenmedien, auch
des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, für Kriegspropaganda. Genau 100
Jahre nach Beginn des Ersten und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten
Weltkriegs scheinen die Lehren daraus vergessen zu sein: Nie wieder
Faschismus - Nie wieder Krieg! Wenn ich mir gelegentlich in ARD und ZDF
Nachrichten über die sog. Ukraine-Krise ansehe, fällt mir das Zitat von
Max Liebermann ein: „Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen
möchte.“ Und dann bleibt mir nur die Hoffnung, dass sich genug Menschen
daran erinnern, wie mit Lügen und gefälschten Medienberichten Stimmung
für die völkerrechtswidrigen NATO-Kriege z. B. in Jugoslawien und Irak
gemacht wurde. Und ich frage mich: Wer will das, und wem
<http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCstungsindustrie> nützt das?

Schöne Grüße      Carsten Orth

-------------- nächster Teil --------------
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