[Gs-newsletter] Newsletter Nr.2 gegenstromhamburg

Erhard Buschmann erhard-buschmann at wohnreform.net
Fr Sep 19 08:30:29 CEST 2014


Liebe FreundInnen, hier nun die Nr. 2 unseres Newsletters - im Anhang
als PDF. Bitte gerne weiterschicken!!


Das Buendnis "Gegenstrom Hamburg" trifft sich immer am 2. und 4.
Donnerstag um 19 Uhr im Centro Sociale,  Sternstraße 2 (naehe U-Feldstr.)

1. Einschaetzung der Aktionen bei den Vattenfall-Cyclassics
2. Grenzueberschreitende Menschenkette
3. Einladung zum Paddeln
4. Schiffsbewegungen in Moorburg
5. Aktionsratschlag in Koeln fuer 2015
6. Schwerpunkt: Mit Kayaks gegen Kohltransporter?

1. Einschaetzung der Aktionen bei den Vattenfall-Cyclassics Es haben
letztlich vier kleine Aktionen im Rahmen der Cyclassics stattgefunden.
Mit von der Partie war eine Gruppe von ROBIN WOOD-AktivistInnen. Zwei
von ihnen kletterten auf Pfeiler des Glasdaches an dem Einkaufszentrum
Europa-Passage in der Hamburger City, um in Sichtweite der Rennstrecke
Transparente zu entrollen mit den Slogans: Umsatteln!! Oe–kostrom statt
Kohle und Atom, Tschue’ss Vattenfall und žScheissŸ Sponsorœ.
Ab 9Uhr gabe
es ein Spontanes Zusammentreffen auf der Kreuzung in Moorburg. Ein Grill
sorgte fuer maechtig Rauch und Transparente mit dem Schriftzug
"Vattenfall stinkt" machten deutlich, was die MoorburgerInnen von
Vattenfall halten.
Gegen 13 Uhr wurde der Tisch der Mahnwache an der Petrikirche in der
Moenckebergstr. aufgestellt, die Umgebung mit schwarzen Luftballons
(Aufdruck CO2) behaengt und Flyer verteilt. Ab 16 Uhr haben dann einige
Leute vom BÃŒndnis die Tibue’ne geentert, Luftballons  und zwei
Transparente mit "ScheissŸ Sponsor" den einfahrenden Proferennfahrern
entgegengehalten. Bei unserer Reflektion stellte sich die Frage, ob es
sinnvoll war vier Aktionen zu machen, oder ob eine konzentrierte Aktion
nicht mehr Aufmerksamkeit erzielt hÀtte. Bezogen auf die Mahnwache und
die TribÃŒnenaktion: Aufwand und erzielte Aufmerksamkeit standen in
keinem guten VerhÀltnis. Der Infostand war gut.  Die Werbung fÌr
unsere
Aktion war nicht ausreichend, aber das Radrennen ist auch nicht so in
den Top-News. Potentielle TeilnehmerInnen sind vom Infotisch zur Aktion
geschickt worden aber dort nicht angekommen. Positiv war, dass sich,
wenn auch an verschiedenen Orten relativ viele Menschen an den Protesten
beteiligt haben. Konsequenzen: Aktionen mÃŒssen besser abgesprochen,
koordiniert und beworben werden. Richtig ist weiterhin der Protest gegen
das Greenwashing von Vattenfall. Unser Ziel, mit dieser Aktion  die
kommenden Aktionen gegen das Kraftwerk in Moorburg öffentlich bekannt zu
machen ist nur unzureichend erreicht worden (schwer einzuschÀtzen).

2. GrenzÃŒberschreitende Menschenkette Am Samstag den 23.8.14 war es so
weit: Die erste internationale Anti-Kohle-Kette steht auf den vollen
acht Kilometern. Braunkohle ist Vergangenheit – wir wollen eine
erneuerbare Zukunft, ruft diese Kette und schiebt hinterher: Das fordern
tausende Menschen aus der Region und aus ganz Europa! Weitere Infos
unter:  http://www.humanchain.org/

3. Einladung zum Paddeln 27.9. oder Sonntag 12.10! Ort geheim aber gut!
Wer also Interesse hat fragt einfach nach Ort und Zeit unter e-mail:
gs-newsletter at gegenstromhamburg.de

4. Schiffsbewegungen in Moorburg Die Stellae Mare, die  SEA CHARM  und
die DENITA WAVE, alles drei Schiffe die Ìber 40.000 t laden können und
jeweils um die 230 m lang sowie ÃŒber 30 m breit sind waren nacheinander,
in der Zeit vom 2.8. bis zum 28.8.14, am kraftwerkseigenen Anleger in
Moorburg. Alle drei Schiffe kamen aus Lettland und haben Hamburg mit
unterschiedlichen Zielorten wieder verlassen. Vattenfall hat, so lÀsst
sich wohl vermuten, die Lager mit Kohle aus Russland gefÃŒllt. Wer der
oder die Eigner der Schiffe sind ist unklar. Ob die unterschiedliche
Beflaggung (Panama, Marshal Islands, Cypern) auf unterschiedliche Eigner
hinweist ist auch unklar.

5. Aktionsratschlag 2015 vom 03.- 05.Okt. 2014 in Koeln Kein zweites
Kopenhagen fuer die Klimabewegung! Wo, wie und wann können wir unseren
Widerstand in einer Massenaktion 2015 zuspitzen? Die Einladung kann,
auch in engl und franz auf   http://ekib.blogsport.eu/    runtergeladen
und dann weiterberbreitet werden!

6. Schwerpunkt:
Bericht vom Wasser oder:   Wie stoppt eine bunte Meute in Kanus einen
Kohletransporter???
Wie wollt ihr denn in Kanus einen Riesenfrachter stoppen, das ist doch
fahrlaessig, denkt doch nur an die Bugwelle und den Bremsweg !“ So oder
so Àhnlich klingen oft die Bedenken gegen unser Vorhaben. Unser Ziel ist
es ein wirksames Zeichen gegen die Nutzung von Steinkohle zu setzen,
Vattenfall also real zu stoeren. Alles andere ist angesichts der
erschreckenden Dimensionen des Klimawandels Mist. Und da ist die
Anlandung der Kohle im Hamburger Hafen die Achillesferse.
Diese EinschÀtzung  hatten zu unserer Überraschung auch GenossInnen in
Australien. Zum Zeitpunkt der Entwicklung unserer Aktionsidee wussten
wir noch nichts davon, dass auf der anderen Seite des Globus eine solche
Kanublockade bereits realisiert wird. Wir dokumentieren und kommentieren
an dieser Stelle die Aktion unserer GenossInnen in Newcastle da sie ein
interessantes Modell darstellt 
Zwei Doofe- ein Gedanke?
Am 28. MÀrz 2010 ist es AktivistInnen der australischen
Graswurzelbewegung „Rising Tide“ in Newcastle - immerhin dem größten
Kohlehafen der Welt!-  gelungen fuer einen ganzen Tag
Kohleschiffsbewegungen zu verhindern. Ähnlich wie in unserem Aktionsbild
warfen sich die Aktiven vor Ort nicht heroisch in Nusschalen in
Greenpeace- Manier vor das Bug der Schiffe, sondern besetzten ganz
entspannt zu hunderten ab 10.00 Uhr morgens das Wasser vor dem Anleger
im Kohlehafen. Naomi Hodgson, Sprecherin des Veranstalters Rising Tide
Newcastle, sagte damals: "Heute war ein normaler sehr geschaeftiger Tag
in dem weltweit verkehrsreichsten Kohlehafen geplant. Normalerweise
waeren im Newcastle Harbour vier oder fÃŒnf Kohleschiffe ein- oder
ausgelaufen, aber stattdessen gab es keine.
Die australischen FreundInnen konnten so nicht nur den Kohleexport
blockieren, sondern auch deutlich machen, wie verantwortungsvolles
Handeln in Zeiten des Klimawandels aussieht. Naomi Hodgson: „Wenn es
Australien ernst ist mit dem Klimaschutz, werden wir auf einen
sofortigen Stopp des Kohleex¬ports setzen, und diese verheerende Branche
durch sichere und erneuerbare Alternativen ersetzen."

„Wo wir sind ist kein Platz mehr fÌr Kohle- Basta!“
Hunderte sind teilweise ihren eigenen, zum großen Teil aber auch
geliehenen Kajaks, Kanadiern, Flößen, Schlauchbooten, Seegelbooten und
Barkassen im HafengelÀnde auf dem Was¬ser gewesen. Die Aktion war breit
angekÃŒndigt, es wurde vor Ort offensiv Pressearbeit geleistet und an
Land gab es UnterstÃŒtzungsaktionen fÃŒr die, die nicht auf das Wasser
wollten. Außerdem wurde den HafenarbeiterInnen das Anliegen vermittelt,
es gab Infos, zu Trinken, zu Essen und die Möglichkeit sich einfach nur
aus¬zuruhen. Einen Bericht und auch ein kleines Video gibt’s unter:

http://www.risingtide.org.a/coal_ships_cancelled_due_to_day_long_protest

Das Hafenamt wusste im Vorfeld natÃŒrlich von der angekÃŒndigten Aktion
des zivilen Ungehorsams; die Schiffe wurden logischerweise somit in
sicherer Entfernung, also außerhalb Sichtweite der Blockadeaktion
gestoppt und erst nach Beendigung zur Weiterfahrt freigegeben- es
brauchte kein hektisches Bremsmanöver. Die Aktion ist darauf hin
konzipiert, durch offensive Vermittlung im Vorfeld Fakten zu schaffen.

Grenzen der Ueœbertragbarkeit
Die Wasserpolizei vor Ort hat sich – anders als bei Àhnlichen AnlÀssen
in Australien-  extrem zurÃŒckgehalten. Das mag rationale GrÃŒnde haben:
Sie hÀtten mit einer Handvoll Schnellbooten sowieso nicht effizient
„aufrÀumen“ können. Eine Eskalation wÀre also reine symbolische
Provokation gewesen; hÀtte nicht zur schnelleren Beendigung der Aktion
beigetragen sondern wÀre bloße, politisch begrÌndete Repression.
Dies ist allerdings so gewiss nicht als Erkenntnis eins zu eins
Ìbertragbar. Die Polizeitaktik in Australien ist vermutlich völlig
anderen Parametern unterworfen als die Hamburger Einsatztaktik. GÃŒnstig
wirkt sich hingegen –hÌben wie drÌben-  vermutlich generell die
vergleichsweise hohe LegitimitÀt von UmweltkÀmpfen, das daraus
resultierende wohlwollende Presseecho aus. Ein weiterer Aspekt: die
HeterogenitÀt der Bewegung. Wer sich die Bilder der Aktion anschaut
sieht eine sympathische Multitude: Alter, Geschlecht, Dresscode: die
AktivistInnen heben sich auch optisch vom sonst auch in Australien sehr
szenigen Outfit ab.
Neben der auffÀllig niedrigen Eingreifschwelle sticht auch hervor, dass
die von der Verzögerung betroffenen Konzerne auf Schadensersatzprozess
verzichteten. Dies war auch schon anders, bei einer vergleichbaren
Massenblockade der Hafenanlagen (KrÀne) wurden AktivistInnen schon zu
massiven Schadensersatzzahlungen verdonnert.
In der Summe taugt das „Modell Newcastle“ unserer Meinung nach nicht
fÃŒr
voreilige FolgeabschÀtzungen: Bullentaktik, Rechtssystem (speziell
Hafenverordnung), Bewegungsdynamik und nicht zuletzt die
Wassertemperatur sind zu unterschiedlich. Was aber deutlich wird: es
handelt sich bei unserem Aktionsbild nicht um eine heroische
Kamikazeaktion sondern um einen erfolgeversprechenden, mit gesundem
Menschenverstand kalkulierten, anschluss- und zustimmungsfÀhigen Akt des
zivilen Ungehorsams.

We gonna make'em stop!!!



-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : Newsletter2.pdf
Dateityp    : application/pdf
Dateigröße  : 105020 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL         : <https://listen.jpberlin.de/pipermail/gs-newsletter/attachments/20140919/ea611dc9/attachment-0001.pdf>


Mehr Informationen über die Mailingliste Gs-newsletter