[IPK] Gewerkschaften in Europa heute - Dossier

Inprekorr-Webmaster webmaster at inprekorr.de
Do Mär 23 10:41:17 CET 2023


Gewerkschaften in Europa heute – Dossier
Online unter: https://www.inprekorr.de/616-gew.htm

-------------------------------------------------------------------

 

 

Von Daniel Berger

 

 

In dem nachfolgenden Dossier, das sich mit der Lage der Gewerkschaften in
vier großen Ländern Europas auseinandersetzt, sind neben interessanten
Besonderheiten gewisse Charakteristika festzustellen, die auch auf die
deutschen Gewerkschaften zutreffen:

 

/Erstens:/ Mehr oder weniger ausnahmslos haben sich die
Gewerkschaftsführungen noch weiter in das kapitalistische System integriert
und sich dabei den Bedürfnissen der kapitalistischen Wirtschaft angepasst.

 

/Zweitens:/ Seit Jahren setzen sie alles daran, größere Konflikte mit den
Unternehmern oder dem Staat zu vermeiden. Über die Beteiligung am Runden
Tisch (bzw. in der Konzertierten Aktion) sind sie bestrebt, ihre
privilegierte Stellung als bürokratische Schicht zu bewahren.

 

/Drittens: /Die Konfliktscheu ist nicht nur ihrer Ängstlichkeit geschuldet
(schließlich können größere Kämpfe auch in einer Niederlage enden und damit
die Stellung der Bürokratie gefährden), sondern entspricht zum größten Teil
auch ihren tatsächlichen Überzeugungen. Dies zeugt von der Integrationskraft
stabiler bürgerlicher Herrschaft.

 

/Viertens:/ Diese Grundkonstellation führt dazu, dass sich die
Gewerkschaftsbürokratie auf ihre Stammmitgliedschaft stützt und damit
regelmäßig die Interessen neuer, prekarisierter Schichten dem sozialen
Frieden opfert, mit der Folge, dass damit die Spaltung der Klasse noch
vertieft wird.

 

/Fünftens:/ Zum Erhalt ihrer Stellung versucht die Bürokratie den Umbau der
Gewerkschaften in Dienstleistungsorganisationen voranzutreiben (Angebote
bestimmter Versicherungen usw.)

 

Wie allerdings die aktuellen Auseinandersetzungen in Großbritannien und
Frankreich deutlich vor Augen führen, sind große, die gesamte Klasse
erfassende Auseinandersetzungen ohne die politische und organisatorische
Kraft der Gewerkschaften völlig unrealistisch. 

 

Gewerkschaften sind auf der einen Seite ein wichtiges Instrument zur
Verteidigung der Interessen der Arbeiter*innenklasse und auf der anderen
Seite bremsen sie, wenn es um das Durchalten größerer Kämpfe geht. Die
bremsende Rolle der Gewerkschaftsbürokratie macht sie zu einer
kleinbürgerlichen Schicht in den Reihen der unmittelbaren
Klassenorganisation, was wie ein Mühlstein die Kampfkraft der Klasse nach
unten zieht.

 

Es stellt sich damit die strategische Aufgabe, für die Demokratisierung der
Gewerkschaften und den Aufbau klassenkämpferischer Strömungen zu kämpfen.
Mittel- und längerfristiges Ziel muss es sein, die Mitgliedschaft politisch
so zu stärken, dass sie die Kampfführung in die eigenen Hände nimmt.

 

 

(In der Druckausgabe erschien aus Platzgründen nur eine gekürzte Fassung
dieser Einleitung.)

 

 

 

-------------------------------------------------------------------

Aus:   die internationale Nr. 2/2023 

Nachdruck gegen Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht

Bestellungen:    die internationale, Regentenstr. 57-59, 51063 Köln

E-Mail:                                    vertrieb(at)inprekorr.de

Einzelheft:  5 EUR;        Schnupperabo: Ein halbes Jahr für 10 EUR

Jahresabo:            25 EUR (Inland), 15 EUR (ermäßigt), E-Abo 50%

Artikel im Internet:                       https://www.inprekorr.de

-------------------------------------------------------------------

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: <https://listen.jpberlin.de/pipermail/inprekorr-l/attachments/20230323/472b0fa0/attachment.htm>


Mehr Informationen über die Mailingliste Inprekorr-l