[IPK] Trump will Amerika radikal verändern: Wie wird das Land reagieren?
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Mo Jan 20 16:28:43 CET 2025
USA:
Trump will Amerika radikal verändern: Wie wird das Land reagieren?
Online unter: https://www.inprekorr.de/640-usa-dlb.htm
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Donald J. Trumps Rückkehr ins Weiße Haus am 20. Januar lässt radikale und
grundlegende Veränderungen in jedem Aspekt der amerikanischen Wirtschaft,
Gesellschaft und Politik erwarten. Seine Wahl ist Ausdruck der Erschöpfung
der liberalen (und neoliberalen) Ordnung und der Initiierung einer neuen
Politik und eines neuen Systems in den Vereinigten Staaten. Seine
Ankündigungen und Pläne bedrohen nicht nur die heutige Weltordnung, sondern
den Planeten selbst.
Von Dan La Botz
Die moderne liberale Ordnung wurde in den 1930er Jahren unter Präsident
Franklin D. Roosevelt und den Demokraten errichtet, die grundlegende
Reformen durchführten, um sowohl der Weltwirtschaftskrise von 1929 als auch
dem Zweiten Weltkrieg zu begegnen – Veränderungen, die zur amerikanischen
Vorherrschaft im Westen über die NATO während des gesamten Kalten Krieges
und zur Errichtung eines, wenn auch schwachen, Wohlfahrtsstaates im Inland
führten. Das System wurde Mitte der 1960er Jahre gefestigt, als der Demokrat
Lyndon B. Johnson als Reaktion auf die Bewegung für Bürgerrechte für
Schwarze das Civil Rights Act und das Voting Rights Act verabschiedete, die
sie schließlich zu gleichberechtigten Bürgern machten. Und 1970 wurde unter
dem Republikaner Richard Nixon die Umweltschutzbehörde Environmental
Protection Agency gegründet, als die alte Ordnung auf ihrem Höhepunkt war.
Die liberale Ordnung begann sich ab den 1970er Jahren aufzulösen, als Japan
und Westeuropa zu wirtschaftlichen Konkurrenten wurden, ebenso wie die
asiatischen „Tigerstaaten“ (Südkorea, Taiwan und Singapur). Als Reaktion
darauf waren der Republikaner Ronald Reagan und die Konservative Margaret
Thatcher in den 1980er Jahren Speerspitze der neoliberalen Neuordnung der
Weltwirtschaft auf Grundlage offener Märkte, Privatisierung und
Deregulierung sowie der Schwächung der sozialen Wohlfahrt und Angriffen auf
die Gewerkschaften. Der Fall der Sowjetunion im Jahr 1991 schien den Sieg
sowohl für die Vereinigten Staaten als auch für den Weltkapitalismus
darzustellen, aber er war von kurzer Dauer. Der Aufstieg Chinas zu einem
wirtschaftlichen Konkurrenten der Vereinigten Staaten und Wladimir Putins
Entscheidung, das russische Imperium als militärischen Rivalen wieder
aufzubauen, beendeten die amerikanische Vorherrschaft.
Trump, ein brillanter Populist, der diesmal die Präsidentschaftswahlen auch
nach der Zahl der abgegebenen Stimmen zumindest knapp gewonnen hat, kündigt
nun an, „Amerika wieder groß zu machen“, indem er das soziale und
wirtschaftliche Leben des Landes grundlegend neu organisiert und die globale
Macht der USA wiederherstellt. Obwohl er als Kandidat der arbeitenden
Bevölkerung aufgetreten ist, hat er ein Dutzend Milliardäre für sein
Kabinett und andere Spitzenämter ausgewählt, und er gibt ihnen die
Verantwortung. Trumps Verbündete sind jetzt Tech-Mogule wie Elon Musk von
SpaceX, Mark Zuckerberg von Meta und Jeff Bezos von Amazon.
In der Außenpolitik soll Trumps Wunsch, Kanada, Grönland und den Panamakanal
in die Vereinigten Staaten zu integrieren, nicht nur schockieren, sondern
auch seinen Plan zum Ausdruck bringen, die Kontrolle der USA über den
gesamten amerikanischen Kontinent als Grundlage für die Weltherrschaft
wiederzuerlangen. Er bedroht und umarmt China abwechselnd, während er mit
der Frage ringt, wie er es besiegen kann. Und er scheint Putin der NATO
vorzuziehen. Damit wird die liberale Weltordnung abgewickelt.
Im Inland wird Trump den Liberalismus des zwanzigsten Jahrhunderts
rückgängig machen, indem er seine früheren Steuersenkungen für Unternehmen
und Reiche beibehält, Einwanderer zusammentreibt und abschiebt, die
Bürgerrechtsgesetze rückgängig macht und die Regeln für Vielfalt,
Gerechtigkeit und Inklusion (DEI) aufhebt, die Fairness am Arbeitsplatz für
alle Rassen und Geschlechter fördern sollten. Trump hat versprochen, das
Justizministerium und das FBI zu nutzen, um seine politischen Feinde in der
Demokratischen Partei und der Presse zu verfolgen. Er ist bereit, den
nationalen Notstand auszurufen und das Militär zu mobilisieren.
Trump verspricht, die Ölproduktion zu erhöhen und alle Bemühungen zur
Eindämmung des Klimawandels zu beenden.
Angesichts all dessen ist die Hälfte des Landes zwar weiter linksorientiert,
aber die Stimmung ist von Niederlage, Resignation, Demoralisierung und Angst
geprägt. 2017 protestierten in der Hauptstadt Washington eine halbe Million
Menschen gegen seine Wahl, diesmal waren es nur 5000. Was wird Trump jetzt
wirklich tun, wenn er an der Macht ist? Und wie wird das amerikanische Volk
reagieren? Und welche Rolle spielt die Linke?
Dan La Botz war Gründungsmitglied der Teamsters for a Democratic Union
(TDU). Er ist Autor von /Rank-and-File Rebellion: Teamsters for a Democratic
Union/ (1991). Er ist auch Mitherausgeber von /New Politics/ und Herausgeber
von /Mexican Labor News and Analysis/.
Quelle: International Viewpoint
[https://internationalviewpoint.org/spip.php?article8824], 19.1.2025
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