[MD Presse] Stadt Mülheim unterläuft Bürgerbegehren
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Fr Nov 11 13:02:45 CET 2016
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband NRW
Pressemitteilung 42/16
Köln, 11.11.2016
Stadt Mülheim unterläuft Bürgerbegehren
Mehr Demokratie kritisiert Vertragsunterzeichnung "ohne Not"
Die Stadt Mülheim unterläuft bewusst das aktuell laufende Bürgerbegehren "Energie in
kommunaler Hand". Diesen Vorwurf erhebt die Initiative "Mehr Demokratie", nachdem die
Stadt einen neuen Gesellschaftervertrag unterzeichnet hat, mit dem der Energiekonzern Innogy
für weitere 20 Jahre mit 49 Prozent Partner des lokalen Energieversorgers Medl bleibt. Damit ist
das Bürgerbegehren, mit dem gefordert wird, die Beteiligung auslaufen zu lassen und die
bisherigen Innogy-Gesellschafteranteile in kommunale Strukturen zu überführen, laut geltender
Rechtsprechung unzulässig.
"Oberbürgermeister Ulrich Scholten hat den neuen Vertrag ohne Not unterzeichnet. Auch nach
der Ratssitzung im Dezember wäre hierfür ausreichend Zeit geblieben", sagt Alexander
Trennheuser, Landesgeschäftsführer von Mehr Demokratie. Seiner Meinung nach hätte der
Vertrag mit Rücksicht auf das Bürgerbegehren auch eine entsprechende Ausstiegsklausel für
den Fall enthalten können, dass das Begehren erfolgreich ist. "Dies nicht zu tun ist ein Ausdruck
von Ignoranz gegenüber der direkten Demokratie", so Trennheuser weiter.
Dazu passe auch die Äußerung des Oberbürgermeisters, dass ein Hinauszögern der Umsetzung
des Ratsbeschlusses zur Innogy-Beteiligung bis zum Abschluss des Bürgerbegehrens eine
Manipulation der demokratischen Entscheidung des Rates gewesen wäre. "Auch
Bürgerbegehren und Bürgerentscheid sind demokratische Verfahren, die Scholten mit der
Vertragsunterzeichnung nun manipuliert", kritisiert Trennheuser. Binnen einer Woche sei dies
nun der zweite derartige Vorfall in einer nordrhein-westfälischen Stadt. Erst in vergangenen
Woche habe der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann ein Bürgerbegehren gegen die
städtische Finanzierung des Kaufs von zwei zur Errichtung von Moscheen vorgesehenen
Grundstücken durch die Unterzeichnung des Kaufvertrages ins Leere laufen lassen.
Als Konsequenz daraus fordert Mehr Demokratie ein früheres Einsetzen der aufschiebenden
Wirkung von Bürgerbegehren. Bisher sind direkt-demokratische Initiativen auf kommunaler
Ebene erst dann vor einem unterlaufen werden geschützt, wenn sie vom jeweiligen Stadtrat
nach Einreichung der notwendigen Unterschriftenzahl für zulässig erklärt wurden. Mehr
Demokratie schlägt vor, dass die aufschiebende Wirkung schon nach Abgabe der Hälfte der
erforderlichen Unterschriften greift. Von da an soll eine einmonatige Schutzfrist gelten.
Für sinnvoll hält man bei Mehr Demokratie außerdem ein Transparenzgesetz, das regeln soll,
dass Vertragstexte wie der in Mülheim grundsätzlich vorab zu veröffentlichen sind und eine
Rücktrittsklausel beinhalten. Das Bündnis "NRW blickt durch", zu dem auch Mehr Demokratie
gehört, hatte dies mit einem Entwurf für ein solches Gesetz schon 2014 vorgeschlagen. Die
Landesregierung hat im Koalitionsvertrag zwar die Verabschiedung eines solchen Gesetzes
vereinbart, ein halbes Jahr vor der nächsten Landtagswahl aber noch immer keinen Entwurf
hierzu vorgelegt.
Hintergrund: Bürgerbegehren "Energie in kommunaler Hand"
www.nrw.mehr-demokratie.de/muelheim-ruhr.html
Thorsten Sterk
Pressesprecher
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