[MD Presse] Stadt Essen zum dritten Mal "Heimlichtuer"
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Fr Feb 24 12:30:46 CET 2017
NRW blickt durch
Pressemitteilung
Köln, 24.02.2017
Stadt Essen zum dritten Mal "Heimlichtuer"
Transparenz-Bündnis rügt Auskunftsverweigerung
Zum dritten Mal in drei Jahren hat das Bündnis "NRW blickt durch" die Stadt Essen als
"Heimlichtuer des Monats" ausgezeichnet. Nachdem es den Negativpreis schon für
Intransparenz bei der Finanzierung des Essener Fußballstadions und bei der Versorgung des
abgewählten Oberbürgermeisters Reinhard Paß gab, geht es diesmal um die Kosten für die
Unterbringung von Flüchtlingen.
Gut vier Monate hatte sich die Bild-Zeitung nämlich durch alle Instanzen klagen müssen, um an
die Verträge zwischen der Stadt Essen und dem Flüchtlingsheim-Betreiber "European
Homecare" (EHC) zu kommen. Die Stadt hatte der Zeitung den mit der EHC geschlossenen
Vertrag zwar auf Anfrage zukommen lassen, allerdings mit geschwärzten Stellen. Der
Asylheim-Betreiber hatte sich als Begründung auf den Schutz seiner Geschäftsgeheimnisse
berufen. Doch ohne Erfolg. Das Oberverwaltungsgericht hatte diese Argumentation im Januar
letztinstanzlich verworfen.
Die Richter stellten fest, dass die Vertragsinhalte keine Kalkulationsgrundlagen enthielten.
Somit ermöglichten sie keine Rückschlüsse auf die interne Preiskalkulation des
Flüchtlings-heim-Betreibers. Demgegenüber betreffe das Auskunftsersuchen des Antragstellers
die sparsame und sachgerechte Verwendung öffentlicher Mittel bei der Vergabe von Aufträgen
zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Dies diene zugleich einer Kontrolle der Verwendung von
Steuergeldern. Weil die Bewältigung der Aufgabe der Unterbringung, Versorgung und
Betreuung von Flüchtlingen durch eine der größten Kommunen des Landes
Nordrhein-Westfalen sowie die daraus entstehenden langfristigen hohen Kosten für die
Allgemeinheit von weitreichender Bedeutung seien, bestehe ein gesteigertes öffentliches
Interesse an der Berichterstattung.
Die Stadt Essen hatte die Teile des Vertrags geschwärzt, die nach Auffassung der Verwaltung
auch unter schützenswerte Geschäftsgeheimnisse hätten fallen können. Damit habe die
Verwaltung eine Risikoabwägung vorgenommen, um eine Klage seitens EHC gegen die Stadt
Essen auszuschließen, so die Stadt Essen.
"Die Stadt Essen müsste es eigentlich besser wissen. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Urteilen
zu Auskunftsstreitigkeiten, die das öffentliche Interesse höher werten als vorgeschobene
Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse von Dritten, mit denen Kommunen Verträge geschlossen
haben", sagt Heinz Wirz, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler. Noch eindeutiger
könne es nur werden, wenn auch das Land NRW endlich ein Transparenzgesetz verabschiede,
wie im rot-grünen Koalitionsvertrag vorgesehen. "Wenn Kommunen immer noch bereit sind,
Zeit und Steuergeld zu investieren, um sich mit allen Mitteln vor ihren Auskunftspflichten
herumzudrücken, wird es höchste Zeit, dass der Gesetzgeber klare Regeln schafft", so Wirz
weiter.
Mehr Informationen: Transparenz-Initiative "NRW blickt durch"
www.nrw-blickt-durch.de
Andrea Defeld
Pressesprecherin
Thorsten Sterk
Pressesprecher
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