[MD Presse] PM Mehr Transparenz in Bayern - CSU blockiert
Simon Strohmenger
simon.strohmenger at mehr-demokratie.de
Do Okt 29 16:42:40 CET 2020
E-Mail Pressemitteilung
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband Bayern
29. Oktober 2020
++++ Transparenz für Bayern: CSU blockt seit 20 Jahren +++++
Transparenter Regierungsstil stärkt Vertrauen - Bayern bundesweiters
Schlusslicht!
Am gestrigen Mittwoch fand im bayerischen Landtag die erste Lesung zum
Gesetzentwurf der SPD für ein „bayerisches Transparenzgesetz“ statt.
Bisher verfügt Bayern als eines der letzten Bundesländer weder über ein
Transparenz- noch über ein Informationsfreiheitsgesetz. Den Bürgern wird
der Zugang zu Behördeninformationen somit schwer oder sogar ganz
unmöglich gemacht. „Die Bayerische Staatsregierung propagiert gerne die
Koalition mit den Bürgern. Bei Informationsfreiheit und Transparenz sind
wir in Bayern davon weit entfernt. Die Behörden können im eigenen
Ermessen entscheiden, welche Auskunft sie geben“, sagt Susanne Socher,
Geschäftsführerin des Mehr Demokratie Landesverbandes Bayern, „Daher
befürworten wir den aktuellen Antrag der SPD ausdrücklich.“
Rund 80 Kommunen haben bisher für ihren Wirkungsbereich eigene
Informationsfreiheitssatzungen erlassen, darunter die Großstädte
München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Regensburg, Ingolstadt und Fürth.
Die Satzungen basieren auf einer Mustersatzung des
zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Informationsfreiheit für Bayern“.
Auf Landesebene blockiert jedoch seit Jahren die regierende CSU mehr
Transparenz. Seit 2001 versuchten insgesamt 13 parlamentarische
Initiativen quer durch die Opposition ein Informationsfreiheitsgesetz
einzuführen, sie scheiterten alle an der Regierungsmehrheit. So auch
zwei Initiativen der Freien Wähler und zuletzt ein Gesetzentwurf der FDP.
Dabei wäre gerade zu Corona-Zeiten eine transparente Regierungsweise
wichtig: Entscheidungen, die so stark den Alltag der Menschen
beeinflussen, müssen nachvollziehbar sein und den Standard der
Informationsfreiheit zu erfüllen. Darunter fallen beispielsweise
Strategiepapiere, Szenarien, Gutachten und Modellrechnungen von
Ministerien und Instituten. Ebenso wären die von der Landesregierungen
eingesetzten Krisenstäbe und ihre Besetzung transparent zu machen.
„Nachvollziehbarkeit der Grundlagen auf den Entscheidungen beruhen,
sichert auch die Akzeptanz auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger.“,
so Socher weiter.
In Bayern existiert zwar seit 2015 ein „Recht auf Auskunft“ als Teil des
Datenschutzgesetzes, dieses ersetzt jedoch weder ein
Informationsfreiheits- noch ein Transparenzgesetz. Die Behörden haben
weiterhin die Möglichkeit Auskünfte zu verweigern, beispielsweise wenn
nach Auffassung der Behörde ein "unverhältnismäßiger Aufwand" entsteht
oder kein „berechtigtes Interesse“ besteht. „Mit dem bayerischen
Selbstverständnis als demokratisches Musterland ist die fehlende
Informationsfreiheit auf Landesebene nicht zu vereinbaren.“, so Socher,
„Da sind einige der bayerischen Kommunen schon deutlich weiter und haben
sich in Eigeninitiative Informationsfreiheitssatzungen gegeben. Daran
sollte sich die bayerische Landesregierung ein Beispiel nehmen.“
Die SPD geht in ihrem Gesetzentwurf noch ein Stück über die
Informationsfreiheit hinaus und fordert ein Transparenzgesetz. Somit
sollen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur Informationen einfordern
können, sondern die Verwaltung wird verpflichtet diese aktiv über ein
Portal zur Verfügung zu stellen. Als Vorbilder können Hamburg, Thüringen
und Rheinland-Pfalz gelten. Kritisch anzumerken bleibt jedoch, dass der
Gesetzentwurf der SPD die kommunale Ebene weitgehend außen vor lässt.
Dennoch wäre der Entwurf, der auch von weiten Teilen der Opposition
unterstützt wird, ein großer Schritt hin zu mehr Transparenz in Bayern.
„Gerade in der momentanen Situation, in der hauptsächlich die Exekutive
regiert, wäre ein offener, transparenter Regierungsstil wichtiger denn
je. Informationsfreiheit und Transparenz sind für eine informierte
Öffentlichkeit und somit für politische Diskussionen, Partizipation und
gelebte Demokratie unverzichtbar. Alle anderen Bundesländer haben das
verstanden und schon Informationsfreiheitsgesetze verabschiedet, oder
diese zumindest angekündigt. Allein in Bayern bleibt es dunkel. Es wird
Zeit, dass sich das ändert.“, so Socher.
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband Bayern
Pressesprecher Simon Strohmenger
0160-96202426 / 089-46224205
Mehr Informationen über die Mailingliste md-presseschau