[medoc] Noch 9 Tage bis Köln: "P wie Predictive Policing"
Uta Rosenfeld
mail at uta-rosenfeld.net
Sa Apr 19 08:28:38 CEST 2014
*P wie Predictive Policing**
*
Was in Steven Spielbergs Science-Fiction-Thriller "Minority Report" vor
rund zehn Jahren noch als surreale Zukunftsvision daher kam, ist Alltag
bei der Ermittlungsarbeit mancher Polizeibehörden. Allerdings weniger
auf der Basis von Hellseherei als vielmehr anhand solider
Computer-Technologie.
Die Küstenstadt Oakland im US Bundesstaat Kalifornien kämpft seit
Jahren mit einer steigenden Kriminalitätsrate. 150 Straßenmorde
jährlich sind selbst für eine Stadt mit knapp 400.000 Einwohnern eine
alarmierende Zahl. Doch in wirtschaftlich schlechten Zeiten müssen nicht
zuletzt die kommunalen Verwaltungen sparen, insbesondere beim Personal.
Für den Kriminologen Zach Friend vom Santa Cruz Police Department ist
dies eine unhaltbare Situation. Seine Dienststelle gehörte deshalb zu
den ersten Polizeiverwaltungen in den Vereinigten Staaten, die die
Software "predPol" bei der präventiven Verbrechensbekämpfung einsetzte.
Predictive Policing hilft der Polizei vor allem, Ressourcen zu sparen.
Die Software predPol visualisiert potentielle Verbrechensorte,
sogenannte Hotspots. "Hotspots sind Gegenden, in denen sich kriminelle
Aktivitäten konzentrieren", erklärt Andrea Bertozzi, die an der
Universität Kalifornien einen Lehrstuhl für Mathematik innehat und an
der Entwicklung von predPol beteiligt war. Durch die Auswertung einer
Unzahl von Statistiken und ortsbezogenen Informationen, darunter auch
Wetter und Verkehrsaufkommen, simuliert predPol das Verhalten von
möglichen Tätern in städtischen Brennpunkten. Durch die gezielte Präsenz
an den Hotspots kam es in vielen Städten der USA insbesondere zu einem
Rückgang der Drogen- und Bandenkriminalität. Grundsätzlich
funktioniert Predictive Policing in allen Bereichen, in denen genügend
Daten erhoben werden können.
In Deutschland wäre der kaum zu kontrollierende Umgang mit derart
großen Datenmengen nach der derzeitigen Rechtslage kaum denkbar. Erst im
März 2010 hat das Bundesverfassungsgericht die Vorratsdatenspeicherung
für grundgesetzwidrig erklärt, da etwa "die anlasslose Speicherung von
Telekommunikationsverkehrsdaten geeignet" sei, "ein diffus
bedrohliches Gefühl des Beobachtetseins hervorzurufen."
Dennoch hat auch die deutsche Polizei die neuen Möglichkeiten moderner
Technologien erkannt. Offiziell bekannt ist die vom
Bundeskriminalamt in Eigenregie entwickelte Inhaltliche
Datenträgerauswertung (IDA), die bei polizeilichen Maßnahmen
gesammelte Daten auswertet. Anders als das amerikanische predPol ist IDA
nach Aussage des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Christoph
Bergner aber keine "rasternde Analysesoftware". Laut einer Aussage
des Berliner Innensenators Frank Henkel im P.M.-Magazin beobachtet
die Polizei jedenfalls "die weitere Entwicklung im Bereich Predictive
Policing mit großer Aufmerksamkeit".
/Jan Schlenker//
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Weitere Informationen zum Tagungskalender, dem gesamten Projekt und den
bisherigen Buchstaben:
http://www.vfm-online.de/tagungen/2014/digitale_zukunft und zur
vfm-Frühjahrstagung in Köln vom 28. - 30.4.2014 u.a. mit dem Programm,
den Abstracts und der Anmeldung:
http://www.vfm-online.de/tagungen
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