[Nyeleni Infopost] 7. Newsletter - Mai 2015

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Do Mai 28 22:37:59 CEST 2015


*7. NYÉLÉNI.DE NEWSLETTER*

*Mai 2015*

**Newsletter online lesen**
http://nyeleni.de/wp-content/uploads/2015/05/Nyeleni.de-Newsletter7_1.pdf
(ACHTUNG: Links funktionieren nicht beim Öffnen mit Foxit Reader)

Und schon wieder ist ein Monat vorbei, in dem bei nyeleni.de intern
einiges weitergegangen ist. Während dem Strategietreffen in Witzenhausen
entwickelten wir einen Fahrplan bis zum Forum 2016 und auch beim BUKO in
Münster war nyeleni.de mit dabei. Natürlich gibt es auch wieder - in
Vorfreude auf einen klima-, ernährungs- und landwirtschaftsbewegten
Sommer - jede Menge Veranstaltungstipps in Deutschland und darüber hinaus.
Ab nächsten Monat dürfen wir außerdem Bambi-g. in unserem Newsletter
willkommen heißen, der die Beiträge für unsere neue Filmkolumne rund um
Essen und Landwirtschaft schreiben wird.

Viel Spaß beim Lesen!


1.	NYELENI.DE STRATEGIETREFFEN

2.	NYELENI.DE BEIM BUKO IN MÜNSTER

3.	ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT IN DER „ANALYSE UND KRITIK“

4.	EINLADUNG ZUM OFFENEN AUSTAUSCH „ERNÄHRUNGSRATSCHLAG FÜR BERLIN“

5.	BÄUME WACHSEN AUCH NICHT IN DEN HIMMEL

5.	JABL SOMMERTAGUNG

6.	ACKERGIFTE ZERSTÖREN ARTENVIELFALT

7.	AUFRUF ZUM LANDWIRSCHAFTSBARRIO BEIM KLIMACAMP

8.	NYÉLÉNI AUSTRIA NEWSLETTER

9.	GROUNDCONTROL – AGRICULTURE AND CLIMATE ACTION CAMP

10.	LANDGRABBING STOPPEN: KUNDGEBUNG UND CROWDFUNDINGKAMPAGNE

11.	LA VIA CAMPESINA - THE JAKARTA CALL

12.	LA VIA CAMPESINA BEI DER EXPO DER BÄUER_INNEN IN MAILAND

13.	INTERNATIONALER NYELENI NEWSLETTER-JETZT AUCH AUF DEUTSCH




*1.	NYELENI.DE STRATEGIETREFFEN*
 		   	
Was genau sind unsere Ziele und nächste Schritte beim Aufbau eines
Nyéléni-Netzwerks und für die Stärkung der globalen Bewegung für
Ernährungssouveränität hierzulande? Müssen wir diese vielleicht nun –
ein Jahr nach unserer Gründung in Deutschland – an die aktuellen
Gegebenheiten anpassen? Sind unsere Strategien die richtigen? Was läuft
gut, was weniger? Von 14. bis 17. Mai  traf sich eine Gruppe von
Aktiven, um einen Fahrplan für das nächste Jahr bis zum Forum im Juni
2016 zu entwickeln.
Raum für das Strategie-Treffen bot das Transitionhaus im
Kirschbaum-Paradies Witzenhausen (bei Kassel). Thematisch passend ein
Hot-Spot der Biolandbau-Studierenden und gleichzeitig eine tatsächlich
ziemlich essbare Stadt – durch die hartnäckige Bepflanzung jeder freien
Ecke und Fläche mit leckersten Kräutern, Gräsern, Salaten, Gemüse und
Beerensträuchern.
Kurz und knapp – was kam heraus beim Strategietreffen?
1.	Auch, wenn es bisher deutlich weniger Nyéléni-Regionalgruppen und
engagierte Einzelpersonen gibt, als erhofft, lassen wir uns nicht
entmutigen. Eine Bewegung lässt sich nun mal nicht aus dem Boden
stampfen und wächst langsam.

2.	Unser Fokus wird in nächster Zeit darauf liegen, mit dem Konzept
Ernährungssouveränität kritische Räume zu öffnen, seinen
emanzipatorischen Gehalt sowie Erfahrungen mit konkreten
Handlungsmöglichkeiten und Allianzen zu bilden. Das heißt: Wir freuen
uns ebenso darüber, an verschiedensten Orten mit Gruppen über die
Inhalte von Ernährungssouveränität zu diskutieren, wie über Menschen,
die Lust haben, bei der Bildungs-AG mitzumachen.

3.	Statt der ursprünglich geplanten Bildungstage im September in
Süddeutschland konzentrieren wir uns auf zwei andere Nyéléni-Treffen
diesen Sommer, welche beide in Widerstands-Camps eingebettet sind: Das
Aktionscamp gegen einen Schnellstraßenbau beim Hofkollektiv Rote Beete
in Sehlis bei Leipzig (10.-20. Juli) und das Klimacamp gegen Kohleabbau
im Rheinland (7.-15. August). Haltet euch schonmal die Termine frei,
genauere Informationen folgen.

4.	Für Juni 2016 ist wie gehabt das Nyéléni-Forum für
Ernährungssouveränität geplant. Es soll bestehenden Initiativen und
Organisationen sowie Einzelpersonen die Möglichkeit bieten, sich zu
vernetzen und mehrere Tage in thematischen und regionalen Gruppen
Probleme und Ziele zu identifizieren sowie konkrete Handlungsansätze und
Strategien für Ernährungssouveränität im deutschsprachigen Raum zu
entwickeln. Zur gemeinsamen Organisierung des Treffens ist demnächst ein
runder Tisch mit möglichen Kooperationspartner*innen geplant.

Daneben nahmen wir uns Zeit, uns über unser Selbstverständnis Gedanken
zu machen und darüber zu diskutieren, wie Nyéléni zu einer
Demokratisierung des Ernährungssystems beitragen kann – und wie wir das
genauer definieren können. Zur Belüftung der rauchenden Köpfe bekochten
wir uns mit leckerem Essen, besuchten die solidarische Landwirtschaft
Freudenthal und ließen uns spannenden Lokalgeschichten erzählen – über
Überzeugungsarbeit bei der Stadt für mehr Akzeptanz der essbaren
Bepflanzung, Rangeleien gegen die städtischen Sparmaßnahmen, über Zeit-
und Aktivismus-Mangel bei Studierenden seit Umstellung auf das
Bachelor-/Mastersystem und gänzlich unparadiesisches Gift auf den
Witzenhausener Kirschen. Für September planen nyeleni.de und Transition
Witzenhausen eine gemeinsame Aktion für Ernährungssouveränität und gegen
Glyphosat (Round-up).
Eine Vielzahl nächster Termine und Bildungsaktivitäten von oder mit
nyeleni.de steht alsbald auf der Homepage.


*2.	NYELENI.DE BEIM BUKO IN MÜNSTER*

Im Rahmen eines Vortrags über La Via Campsina (LVC), wurde beim
diesjährigen Kongress des BUKO (Bundeskoordination Internationalismus)
„Stop. Future unwritten. transnational solidarisch“ auch nyeleni.de
vorgestellt. Die Referentin, die in der europäischen Koordination von
LVC und bei nyeleni.de tätig ist, ging in ihrem Workshop auf die
transnationale Solidarität in der bäuerlichen Landwirtschaft ein.
Bewegungen wie LVC, die mit über 200 Millionen (klein)Bäuer_innen aus
über 180 Ländern die größte „Arbeiter_innen“-bewegung weltweit ist,
nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. Aber auch kleinere Bewegungen in
Gründung, wie nyeleni.de bieten eine Plattform, auf der sich regionale
und nationale Akteur_innen aus unterschiedlichen Bereichen, wie
Bäuer_innen, Konsument_innen und Aktivist_innen austauschen und
gemeinsam an der demokratischeren Gestaltung unseres Agrar- und
Lebensmittelsystems arbeiten können.
Während des Workshops bekamen die Teilnehmenden Einblicke in die
transnationale Organisationsstrukturen, Strategien, Kämpfe und Kampagnen
von LVC und in die Arbeitsweise von nyeleni.de. Die Gruppe beschäftigte
sich mit Ernährungssouveräniät, einer zentralen Forderung sowohl von LVC
als auch von nyeleni.de. In einer anschließenden lockeren Diskussion
wurden eigene Handlungsspielräume ausgelotet, um solidarisch gegen die
Macht des Agrobusiness und der Ernährungsindustrie vorzugehen.
Auch in anderen Workshops war das Thema Landwirtschaft präsent, zum
Beispiel beim Workshop des Netzwerks Afrique Europe Interact zu
transnationalen Landkämpfen in Westafrika oder dem der brasililiansichen
Bewegung der landlosen Arbeiter_innen zu "popular Education" und
ländlicher Bildung.

*3.	ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT IN DER „ANALYSE UND KRITIK“*

Die aktuelle Ausgabe der Zeitung „ak-Analyse und Kritik“ vom 19.5. trägt
den Titel „Unterm Acker liegt der Strand“. Wie man bereits vermuten
kann, geht es im Schwerpunktteil um den Kampf für eine ökologische und
soziale Landwirtschaft. Einige Artikel sind online nachzulesen, darunter
auch dieser spannende Beitrag zu Ernährungssouveränität: „Souverän statt
König Kunde“, den ihr hier lesen könnt.


*4.	EINLADUNG ZUM OFFENEN AUSTAUSCH „ERNÄHRUNGSRATSCHLAG FÜR BERLIN“*

Am Montag, den 1. Juni von 17-19 Uhr laden die AG Stadt und Ernährung
und das INKOTA-netzwerk in Kooperation mit der Food Assembly, Mundraub
und dem Institut für Welternährung zum offenen Austausch
„Ernährungsratschlag für Berlin“ in den Prinzessinnengarten in Berlin
ein. Bei der Veranstaltung soll gemeinsam über eine zukunftsfähige
Ernährungsstrategie für Berlin und Umland diskutiert werden. Eingeladen
sind alle, die Ernährungspolitik zukunftsfähiger gestalten wollen. Von
Erzeugerinnen und Stadtgärtnern über Food-Aktivisten, Entrepreneuren und
Gastronominnen zu Lebensmittelrettern, Wissenschaftlerinnen und Aktiven
in Ernährungsbildung oder politischen Initiativen und Organisationen.
Auch nyeleni.de wird vor Ort sein!
Mehr Informationen über das den Ernährungsratschlag und das erste
Treffen am 3. Mai im Himmelbeet findet ihr auf der Homepage der AG Stadt
& Ernährung.

*5.	BÄUME WACHSEN AUCH NICHT IN DEN HIMMEL*

Die ökologischen Grenzen der Erde werden immer deutlicher. Wachstum wird
als Wohlstandsindikator zunehmend hinterfragt. Wachstumskritiker und
Theoretiker des so genannten „Postwachstums“ fordern einen
Paradigmenwechsel: Weniger globalisierte industrielle Fremdversorgung
und mehr Selbstversorgung – mit eigener Produktion, gemeinschaftlicher
Nutzung und regionalen Wirtschaftskreisläufen.
Was kann all dies für die Landwirtschaft bedeuten? Sollte eine
bäuerliche „Ökonomie des Genug“ als Erfolgsmodell wiederentdeckt werden?
Wie können Produktion und Konsum mit der Einhaltung ökologischer Grenzen
vereinbart werden? Sind direktere Beziehungen zwischen Produzenten und
Verbrauchern der bessere Weg für verantwortliches wirtschaftliches Handeln?
Diese Fragen und mehr werden bei der der Agrarbündnis-Tagung „Bäume
wachsen auch nicht in den Himmel - Landwirtschaft jenseits von ‚Wachsen
oder Weichen‘“ vom 26.-28. Juni 2015 in der Akademie in Hofgeismar bei
Kassel diskutiert. Auch kritische Perspektiven sind vertreten: Am
Samstag, den 27., wird es einen Vortrag von einem Aktivisten von
nyeleni.de zu Ernährungssouveränität geben.
Mehr Informationen zur Anmeldung und zum Programm findet ihr auf der
Homepage des Agrarbündnisses.


*5.	JABL SOMMERTAGUNG*

Das Thema der diesjährigen jABL Sommertagung, die vom 29.-31. Mai 2015
in Schleswig-Holstein stattfindet, ist „Auf den Boden kommen!“. Analog
dazu und im Rahmen des UN-Jahres des Bodens, wird mit
Wissenschaftler_innen und Politikerinnen darüber diskutiert, was
Verantwortung für den Boden bedeutet, es gibt Workshops zu
bodenschonender Landwirtschaft, gerechter Landverteilung, aber auch zu
Vermarktungsstrategien und Wegen zu einer erfolgreichen Hofübergabe.
Der zweite Schwerpunkt ist die Verbesserung der
Kommunikationsfähigkeiten, bei der Hofübergabe oder
Gemeinschaftsgründung, untereinander und im täglichen Leben sein.
Eingeladen sind jABLer_innen, Interessierte und alle die es werden
wollen. Mehr Infos findet ihr hier.


*6.	ACKERGIFTE ZERSTÖREN ARTENVIELFALT*

Anlässlich des »Internationalen Tages der biologischen Vielfalt«, der an
das drohende Schwinden der Artenvielfalt erinnert, veröffentlicht die
Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« ein Video, das die gravierenden
Folgen des Ackergifte-Einsatzes für die Biodiversität aufzeigt. Die
Kampagne fordert, dass der Einsatz sämtlicher synthetischer Ackergifte
verboten wird. Sie enthalten teils hochgiftige Wirkstoffe, die nicht nur
Bienen, viele andere Insekten und Wassertiere schädigen, sondern auch
Trinkwasser, Böden und die darauf angebauten Lebensmittel belasten.
Menschen fügen sie ebenfalls schwere gesundheitliche Schäden zu. Durch
Verfrachtung können Pestizide mitunter Kilometer entfernt von der
Ausbringungsstelle noch wirksam sein. Diese Gefahr betrifft nicht nur
den ländlichen Raum: Auch in Stadtparks und Vorgärten, auf Schulhöfen
und Bahngleisen wird mit Pestiziden gespritzt.
Das Video stellt den Auftakt zu bundesweiten Aktionen im Sommer dar, mit
denen die Kampagne die Ackergifte-Problematik ins Bewusstsein der
Öffentlichkeit bringen wird.
Das Video könnt ihr euch hier anschauen; mehr Informationen findet ihr
auf der Seite der Kampagne.


*7.	AUFRUF ZUM LANDWIRSCHAFTSBARRIO BEIM KLIMACAMP*

Bringt die Landwirtschaft zum Klimacamp ins Rheinland (07.-17.8.15)!
Mit steigenden Durchschnittstemperaturen, zunehmenden
Extremwetterereignissen, wie Stürmen, Überschwemmungen und langen
Trockenzeiten setzt der Klimawandel der Landwirtschaft weltweit zu.
Gleichzeitig trägt die industrialisierte Landwirtschaft erheblich zur
Erderwärmung und dem Verlust fruchtbarer Böden bei. Sie ist für etwa ein
Drittel der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Die
Folgen fallen auch auf die Bäuer_innen zurück. Daher ist es wichtig die
Themen Klimawandel und Landwirtschaft stärker zusammen zu denken-Gruppen
und Menschen zu vernetzen und gemeinsam Widerstand zu leisten. Dies soll
passieren auf dem diesjährigen Klimacamp im Rheinland. Wie das aussehen
kann liegt an uns allen... Es könnte ein eigenes Landwirtschaftszelt
oder Barrio geben, Workshops, Vorträge, Gruppentreffen (von z.B. Reclaim
the Fields, Nyéléni, La ViaCampesina...), Vernetzung und kreative
Aktionen. Dafür braucht es nur noch Menschen, Gruppen oder
Einzelpersonen, die Lust haben, sich einzubringen, zu organisieren und
teilzuhaben. Wer will mitmachen? Dann meldet euch unter:
rtf-kartoffel at riseup.net. Dort könnt ihr auch den gesamten Aufruf anfordern.
Mehr Informationen zum Klimacamp findet ihr hier.


*8.	NYÉLÉNI AUSTRIA NEWSLETTER*

Der neue Nyéléni Austria Newsletter ist da! Darin findet ihr u.a. einen
Rückblick auf das Nyéléni Austria Frühjahrstreffen und den globalen Anti
TTIP Aktionstag sowie viele spannende Veranstaltungshinweise.
Den Email-Verteiler könnt ihr hier  abonnieren oder schaut doch mal auf
der Facebookseite vorbei.


*9.	GROUNDCONTROL – AGRICULTURE AND CLIMATE ACTION CAMP*

Diesen Sommer, vom 1.-8. Juli, findet das zum ersten Mal das Agriculture
and Climate Action Camp in der Nähe von Amsterdam statt. Das Camp, das
eine Woche dauert, soll einen Raum für Diskussionen und Aktionen zu
einem anderen Agrarsystem, das dem Klimawandel entgegenwirkt, bieten.
Denn trotz langanhaltender politischer Debatten wurden bisher keine
Lösungen entwickelt, welche die Probleme an der Wurzel anpacken. Und im
Dezember ist es mal wieder soweit: Die „world leaders“ treffen sich in
Paris für den UN Klimagipfel COP 21, schon jetzt ist klar, dass die
Verhandlungen wahrscheinlich scheitern werden.
Deshalb sind sowohl Bücherwürmer als auch Praktiker_innen eingeladen
sich für kommende Aktionen zu vernetzen und praktische Alternativen zu
proben und zu leben
Mehr Infos findet ihr auf der Homepage von Groundcontrol und der
Facebookseite.


*10.	LANDGRABBING STOPPEN: KUNDGEBUNG UND CROWDFUNDINGKAMPAGNE*

Aufruf von Afrique-Europe-Interact
Bis zu 2.000 Bootsflüchtlinge sind seit Jahresbeginn im Mittelmeer ums
Leben gekommen. Niemand von ihnen hätte jedoch sterben müssen, wäre es
Geflüchteten und Migrant_innen möglich, die ständig übers Mittelmeer
pendelnden Fähren zu nutzen und auf diese Weise sicher, kostengünstig
und ohne erpresserischen Druck durch Schlepper nach Europa zu gelangen.
Die ständigen Bootsunglücke sind nicht nur eine fürchterliche Tragödie
für die Betroffenen und ihre Familien, Freund_innen und Nachbar_innen.
Sie verweisen auch auf die dahinter liegenden Gründe, die Menschen
überhaupt dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen - ganz gleich, ob es
sich um Krieg, diktatorische Verhältnisse oder die Zerschlagung
kleinbäuerlicher Existenzgrundlagen handelt. Eines von vielen Beispielen
ist Mali in Westafrika, wo bäuerliche Communities bereits seit langem
von Landgrabbing betroffen sind, also davon, dass ihr Land durch
staatliche Behörden brutal und entschädigungslos enteignet wird - sei es
für (global operierende) Banken, Investmentfonds oder
Agrobusinesskonzerne, sei es für korrupte Beamt_innen und Politiker_innen.
Traurige Berühmtheit haben diesbezüglich die beiden Dörfer Sanamadougou
und Sahou 270 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako erlangt. Sie
haben seit 2010 nahezu sämtliche ihrer Flächen verloren, verantwortlich
ist der malische Großinvestor Modibo Keita, ein bestens mit der
politischen Klasse Malis vernetzter Geschäftsmann. Ergebnis ist, dass
5.000 Menschen mittlerweile vor dem Nichts stehen. Zahlreiche
Bewohner_innen haben die Dörfer bereits verlassen (vor allem die
jüngeren), andere arbeiten als Tagelöhner_innen auf weit entfernten
Feldern oder sind auf Unterstützung durch andere Dörfer oder
Familienangehörige angewiesen. Das drängendste Problem ist der Hunger -
und das in einer Region, die dank ihrer bestens an die schwierigen
klimatischen Verhältnisse angepassten agro-forstwirtschaftlichen
Anbauweise Hunger bislang kaum gekannt hat. Doch Sanamadougou und Sahou
sind bei weitem nicht die einzigen Dörfer, die betroffen sind, zudem ist
Landgrabbing bei weiterem nicht das einzige Problem, mit dem Kleinbauern
und -bäuer_innen in Mali zu kämpfen haben.
Vielmehr kommt in diesem Zusammenhang auch eine langjährige Geschichte
von Ausbeutung und gezielter Zerschlagung von Existenzgrundlagen zum
Tragen -insbesondere durch IWF, Weltbank und Co, die Ländern wie Mali
bereits seit den 1980er Jahren jene Strukturanpassungsprogramme
aufgezwungen haben, die mittlerweile auch in Griechenland zu einer
handfesten sozialen Katastrophe geführt haben.
Zusammen ist das der Grund, weshalb Afrique-Europe-Interact seit 2012
Kontakte zu Dörfern im Office du Niger aufgebaut hat, darunter auch zu
Sanamadougou und Sahou - eine Dynamik, die mittlerweile auf mehreren
Ebenen zu einer verbindlichen Zusammenarbeit geführt hat: Während die
Bauern und Bäuer_innen weiterhin Aktionen in Mali durchgeführt haben
(wie schon seit 2010), hat Afrique-Europe-Interact in Berlin zweimal vor
der malischen Botschaft, vorm Bundeskanzleramt und vor dem Ministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung demonstriert. Hinzu
kamen Fax-Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit (einschließlich eines
internationalen Appells zu Sanamadougou und Sahou) sowie praktische
Unterstützungsaktionen - beispielsweise im August 2014 eine Spende von
vier Tonnen Hirse, um einen kleinen Beitrag zur Abfederung des Hungers
in den beiden Dörfern zu leisten.
Die bisherigen Aktivitäten haben zwar noch nicht zur Rückgabe des Landes
geführt, aber vieles scheint in Bewegung gekommen. In Mali ist Modibo
Keita erheblich unter Druck geraten - unter anderem durch zwei große
Bauernversammlungen mit jeweils mehreren hundert Teilnehmer_innen im
November 2014 und im April 2015 (Versammlungen haben in Mali den
gleichen Status wie Großdemonstrationen hierzulande). In Deutschland
hingegen wurde Afrique-Europe-Interact vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu einem
zweieinhalbstündigen Treffen eingeladen, in dem insbesondere die
Situation in Sanamadougou und Sahou besprochen wurde. Hintergrund ist,
dass Deutschland mit 21,4 Prozent an einer malischen Entwicklungsbank
beteiligt ist, die wiederum Modibo Keita insgesamt vier Kredite gegeben
hat. Darüber hinaus hat Afrique-Europe-Interact bei diesem Gespräch
erfahren, dass die Afrikanische Entwicklungsbank (an der Deutschland 4,1
Prozent Anteile hält) Modibo Keita im September 2014 nur unter zwei
Bedingungen einen 16,8 Millionen-Euro-Kredit gewährt hat: Einerseits,
dass in dieser Sache keine gerichtlichen Verfahren mehr anhängig seien,
andererseits, dass die betroffenen Familien Entschädigungen erhalten
hätten. Beides hat Modibo Keita bestätigt, beides ist jedoch
unzutreffend, wie Afrique-Europe-Interact bei seinem jüngsten
Delegationsbesuch im März erfahren hat. Konkreter: Der am 22. Februar
2012 begonnene Prozess ist nicht beendet, sondern seit Ende 2012
ausgesetzt, Entschädigungen haben lediglich 8 Familien akzeptiert - was
auch insofern logisch ist, als ja die Dorfbewohner_innen keine
Entschädigungen, sondern die Rückgabe ihres Landes fordern.
Vor diesem Hintergrund gilt es nun, den Druck zu erhöhen: Briefe an die
Afrikanische Entwicklungsbank, die malischen Behörden und die deutsche
Bundesregierung sind bereits geschrieben, wichtiger ist jedoch der
Widerstand in Mali selbst. Denn Fakt ist, dass es letztlich die malische
Regierung ist, die den Landraub mit einer einzigen Entscheidung
rückgängig machen könnte - wenn sie nur wollte. Konkret hat daher die
bäuerliche Basisgewerkschaft COPON (die Mitglied von
Afrique-Europe-Interact ist) zusammen mit den Bewohner_innen von
Sanamadougou und Sahou entschieden, ab dem 2. Juni ein unbefristetes
Sit-In mit mehreren hundert TeilnehmerInnen durchzuführen, wobei der
genaue Ort zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt gegeben werden
soll. Ziel des Sit-in ist in erster Linie die Rückgabe des geraubten
Landes an Sanamadougou und Sahou, es sollen aber auch die Kämpfe anderer
Dörfer bzw. bäuerlicher Gruppen (wie z.B. der Baumwollbauern - und
bäuer_innen) zur Sprache kommen - dies unter dem Slogan, das Office du
Niger endgültig von seiner (post-)kolonialen Struktur zu befreien.
Darüber hinaus wurde ein bekannter Menschenrechtsanwalt mit der
Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens in Markala beauftragt.
Womit wir beim springenden Punkt angelangt wären: Die ab dem 2. Juni
unbefristet laufende Aktion kostet mindestens 5.000 Euro - für die
Fahrtkosten der Bauern und Bäuerinnen aus Sanamadougou und Sahou bzw.
aus dem gesamten Office du Niger, für die Teilnahme von Aktivist_innen
aus Bamako, für Essen, für Sonnenzelte, für Aktionsmaterialien und für
Pressearbeit (denn in Mali müssen Medienberichte direkt bezahlt werden -
quasi wie eine Dienstleistung). Wir möchten daher dringend zu Spenden
für die Aktion aufrufen. Denn ohne eine solche Unterstützung wäre es für
die Bewohner_innen von Sanamadougou und Sahou schlicht nicht möglich,
das Sit-In auf öffentlichkeitswirksame Weise umzusetzen - jedenfalls
nicht in einer Situation wie aktuell, in der selbst die Mittel für
Nahrung und andere grundlegende Bedürfnisse fehlen.
Weitere Informationen zu Landgrabbing in Mali, zum Widerstand der Bauern
und Bäuer_innen in Sanamadougou und Sahou und zur Solidaritätsarbeit von
Afrique-Europe-Interact finden sich auf unserer Webseite:
www.afrique-europe-interact.net


*11.	LA VIA CAMPESINA - THE JAKARTA CALL*

La Via Campesina, die internationale Bäuer_innenbewegung,
veröffentlichte am 17. April 2014 eine neue Dokumentation um den Tag des
kleinbäuerlichen Widerstands zu feiern.
„The Jakarta Call“ ist ein 38 minütiger Film, der den Austausch, die
Debatten und Reflektionen darstellt, die bei der 6. internationalen
Konferenz im Juni 2013 in Jakarta stattfanden. Die Dokumentation betont
die kulturelle Diversität und die Werte von Solidarität und Einheit, die
in diesem politischen Projekt zusammenkommen. Sie reflektiert auch die
Vielzahlt der lokalen Kämpfe für die Verteidigung des Ernährungssystems
durch und für die Menschen.
Die sehenswerte Dokumentation könnt ihr euch auf der Fernsehseite von La
Via Campesina anschauen.


*12.	LA VIA CAMPESINA BEI DER EXPO DER BÄUER_INNEN IN MAILAND*

La Via Campesina nimmt an der „Peoples Expo“ in Mailand, die vom 3.-5.
Juni in der „Fabbrica del Vapore“ stattfindet, teil. Diese Expo ist das
internationale Forum der Zivilgesellschaft und der bäuerlichen
Bewegungen. Sie soll die Prinzipien der Ernährungssouveränität und der
Klimagerechtigkeit verteidigen und gegen die Kommodifizierung vom Recht
auf Nahrung, das von der Expo 2015 vorangetrieben wird, Stellung
beziehen.  Denn es ist immernoch die bäuerliche Landwirtschaft, die die
Welt ernährt, nicht multinationale Konzerne oder das Agribusiness.
Mehr über die Teilnahme von LVC könnt ihr auf ihrer Homepage erfahren.
Weitere Informationen über die „Peoples Expo“ findet ihr hier.
Hier geht’s zur offiziellen Website der Expo 2015.


*13.	INTERNATIONALER NYELENI NEWSLETTER-JETZT AUCH AUF DEUTSCH*

Der internationale Nyéléni Newsletter, den es bisher nur auf Englisch,
Spanisch und Französisch zu lesen gab, wird nun in noch mehr Sprachen
übersetzt. Langsam aber stetig geht die Übersetzung ins Deutsch voran.
Die erste übersetzte Ausgabe ist die Nr. 13 zu Ernährungssouveränität,
die ihr schonmal hier lesen könnt. Auch für Schwedisch gib es eine_n
freiwillige_n Übersetzer_in, Unterstützung für weitere Sprachen wird
noch gebraucht. Falls jemand sich angesprochen fühlt oder jemanden
kennt, die oder der das machen könnte, schreibt bitte an Manu Russo
(manu.russo [AT] gmail.com) auf (auf Englisch oder Spanisch).




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