[Presseverteiler] PM Rote Hilfe e.V.: Schläge und Ordnungshaft für Prozessbeobachter*innen in Düsseldorf
buvo-presse at rote-hilfe.de
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Fr Feb 10 15:28:34 CET 2017
Terminverlegung: 14 Uhr, Prozessgebäude des OLG Düsseldorf, Kapellweg
36.
Im Anschluss findet eine Demonstration statt.
Kritische Öffentlichkeit unerwünscht
Schläge und Ordnungshaft für Prozessbeobachter*innen in Düsseldorf
Am gestrigen Donnerstag kam es vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf
nach dem Plädoyer der Verteidigung zu tumultartigen Szenen, als Beamte
auf die anwesenden Prozessbeobachter*innen losgingen. Angeklagt nach dem
Gesinnungsparagrafen 129b (Mitgliedschaft in einer ausländischen
terroristischen Vereinigung) ist die Wuppertaler Aktivistin Latife
Adigüzel, sie soll Mitglied der in der BRD verbotenen Revolutionären
Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) sein.
Rechtsanwalt Roland Meister plädierte auf Freispruch, da seiner
Mandantin keine konkreten Straftaten bewiesen werden konnten. Die bloße
Behauptung, der Verein Anatolische Föderation, deren Vorsitzende die
Angeklagte von 2007 – 2013 gewesen war, sei eine Tarnorganisation der
verbotenen linken Partei, reiche für eine Verurteilung nicht aus. Der
Verein sei zudem eingetragen und völlig legal.
Die Generalstaatsanwaltschaft fordert drei Jahre und drei Monate Haft.
Latife Adigüzel beendete ihr anschließendes Statement mit der Bemerkung,
dass diejenigen, die sie veruteilen würden, die eigentlichen Verbrecher
seien.
Das Lächeln eines Prozessbesuchers muss den Vorsitzenden Richter
Schreiber so verunsichert haben, dass er eine Störung des
Prozessverlaufes wahrnahm und bis zum Prozessende Gewahrsam für den
Schmunzler anordnete.
Als schließlich wie üblich bei politischen Prozessen auch noch Parolen
für die Freilassung der politischen Gefangenen gerufen wurden, verloren
die anwesenden Beamten offenbar die Fassung.
Zwei Unterstützer*innen wurden festgenommen und erhielten drei Tage
Ordnungshaft, ein dritter Aktivist musste nach seiner Fixierung auf dem
Boden durch mehrere Beamte im Krankenhaus behandelt werden.
Es liegt die Vermutung nahe, dass durch derartige unverhältnismäßige
Maßnahmen und drakonische Strafen eine kritische Öffentlichkeit
erschwert oder verhindert werden soll.
Die Rote Hilfe e.V. verurteilt diesen Einschüchterungsversuch gegen die
Prozessbeobachter*innen und fordert die sofortige Freilassung der
Inhaftierten.
Darüber hinaus setzt sich die Rote Hilfe e.V. für die Freilassung aller
politischen Gefangenen und die Abschaffung der Gesinnungsparagrafen
129a/b ein.
Heiko Lange
für den Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.
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