[Presseverteiler] PM Rote Hilfe e.V.: Gewaltsame Räumung des Kiezladens Friedel54 in Berlin
buvo-presse at rote-hilfe.de
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Fr Jun 30 18:52:35 CEST 2017
Erneute Durchsetzung kapitalistischer Einzelinteressen mit staatlicher
Unterstützung
Gewaltsame Räumung des Kiezladens Friedel54 in Berlin
Am 29.06.2017 wurde der Kiezladen Friedel54 in Berlin Neukölln durch die
Berliner Polizei geräumt und dem Gerichtsvollzieher übergeben. Dieser
Akt der sogenannten Amtshilfe erfolgte unter Einsatz von Reizgas und
massiver Polizeigewalt. Beteiligt waren auch Beamt*innen der gerade
wegen exzessiven Fehlverhaltens vom Einsatz gegen G20 in Hamburg
zurückgesandten Einsatzhundertschaften.
Bereits in der Nacht hatten sich zahlreiche Aktivist*innen vor dem
Szenetreff versammelt, um die Genoss*innen vor Ort zu unterstützen und
Widerstand gegen die Zwangsräumung zu leisten. Zu Beginn des
Polizeieinsatzes waren 500 Gegendemonstrant*innen vor Ort, die teilweise
den Eingang des Kiezladens durch eine Sitzblockade zu schützen
versuchten. Bereits im Vorfeld der Auflösung dieser drohte die Polizei
Gewalt an. „Wehrt euch nicht, sonst wird es weh tun“, lauteten die
Durchsagen. Davon ließen sich die anwesenden Aktivist*innen jedoch nicht
beeindrucken, sodass es zur gewaltsamen Räumung der Blockade kam.
Mittels Kettensägen verschaffte sich die Polizei Zutritt zu dem
verbarrikadierten Gebäude, entfernte die in den Räumen verbliebenen
Personen und übergab das Objekt schließlich dem Gerichtsvollzieher.
Insgesamt wurden 12 Aktivist*innen festgenommen.
Ein weiterer linker Freiraum in der von massiven Mietsteigerungen und
Verdrängung gezeichneten Metropole Berlin ist damit Geschichte. Das
hätte verhindert werden können. Bereits seit 2014 tobt der Kampf um die
Friedel54. Durch anstehende Sanierungsmaßnahmen drohte eine über
200-prozentige Mietsteigerung. Die vor Ort aktiven Genoss*innen
sammelten 1,7 Millionen an Spenden, um das Haus zu kaufen. Der Besitzer
ging zwar zunächst auf Gespräche ein, verkaufte dann jedoch doch lieber
an eine Luxemburger Briefkastenfirma – für schlappe 300.000 Euro mehr.
Der Berliner Senat machte von seinem Kaufrecht nicht Gebrauch – und
beteiligte sich damit aktiv an der Zerstörung eines weiteren sozialen
Zentrum in der Stadt. Der halbherzige Aufruf zu deeskalierenden
Gesprächen seitens des neuen Senats im letzten Jahr trug keine Früchte:
die derzeitige Besitzerin des Objektes verweigerte die Teilnahme und
bestand auf die Räumung zur Durchsetzung ihrer Eigentumsrechte.
So schickte der Rot-Rot-Grüne Senat gestern die Polizei nach Neukölln,
begleitet von Wünschen nach einem „erfolgreichen Einsatz bei der
Räumung“ des innenpolitischen Sprechers der SPD.
Die Rote Hilfe e.V. verurteilt die massive Polizeigewalt gegen die
Aktivist*innen und fordert die Rückgabe der Räumlichkeiten für den
Fortbestand des Kiezladens Friedel54 in Berlin-Neukölln.
Heiko Lange für den Bundesvorstand Rote Hilfe e.V.
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