[Presseverteiler] PM Rote Hilfe e.V.: Deniz Yücel: Politische Geisel Ankaras

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Mo Mär 6 13:44:03 CET 2017


Deniz Yücel: Politische Geisel Ankaras
Staatspräsident Erdogan bezeichnet WELT Korrespondenten als Agenten und 
wirft deutschen Behörden Terrorunterstützung vor

Bereits am 14. Februar wurde der Türkei-Korrespodent der Welt/N24 
Gruppe, Deniz Yücel, in Istanbul nach einem Verhör in Gewahrsam genommen 
und befindet sich seit dem 28. Februar in Untersuchungshaft.

Ihm wird vorgeworfen, durch seine bloße Berichterstattung über die linke 
Gruppe „RedHack“, sowie ein Interview mit dem Co-Vorsitzenden der KCK 
(Union der Gemeinschaften Kurdistans), Cemil Bayik, „terroristische 
Propaganda“ und „Volksverhetzung“ betrieben zu haben.

Der 42jährige deutsch-türkische Journalist ist der erste Korrespondent 
einer deutschen Zeitung, der in der Türkei verhaftet wurde.

Kurz nach seiner Inhaftierung hatten zahlreiche Organisationen wie 
Reporter ohne Grenzen oder der Schriftstellerverband PEN die sofortige 
Freilassung Yücels gefordert und die Bundesregierung aufgerufen, sich 
ebenfalls für die Beendigung der Haft einzusetzen.

In der Tat hat der Fall Yücel die Spannungen zwischen Berlin und Ankara 
verstärkt und für leichte diplomatische Verstimmungen gesorgt.
Nun äußerte sich Erdogan persönlich zu dem Vorgang und bezichtigte 
Yücel, ein „Terrorist“ und „deutscher Agent“ zu sein, was das Auswärtige 
Amt umgehend als abwegig bezeichnete.
Deutschen Behörden warf der AKP-Chef Unterstützung des Terrorismus vor, 
während türkischen Regierungsvertretern öffentliche Auftritte in 
Deutschland verwehrt würden.

Hierzu erklärt Heiko Lange, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe 
e.V.: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich mit der 
persönlichen Einmischung des Präsidenten Erdogan um eine politische 
Retourkutsche für die Ermittlungen gegen DITIB-Imame in der BRD handelt, 
die aufgrund der Ausspähung vermeintlicher Regierungskritiker*innen zum 
Ziel von Ermittlungen wurden. Darüber hinaus sollen wohl weitere 
Auftritte türkischer Regierungspolitiker, die für die Zustimmung zum 
Verfassungsreferendum werben wollen, durchgesetzt werden.“

Am 18. Februar hatte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim in 
Oberhausen vor tausenden Anhängern für das Referendum geworben, dass 
Erdogan weitreichende Kontrolle über Legislative, Exekutive, Justiz und 
Militär ermöglichen würde. Weitere Auftritte waren in den letzten Tagen 
abgesagt worden, da sie laut Medienberichten in verschiedenen Städten 
kurzfristig unter falschen Vorwänden als unpolitische Veranstaltungen 
angemeldet worden waren.

„Es scheint, als wolle das türkische Regime mit allen Mitteln seine 
Macht sichern und um jeden Preis den Weg in die Diktatur ebnen. Unsere 
Solidarität gilt Deniz Yücel wie allen anderen inhaftierten 
Journalist*innen, für deren Freiheit wir uns weiterhin einsetzen werden. 
Die Rote Hilfe e.V. verurteilt die Repression gegen 
Referendumsgegner*innen in der Türkei auf das Schärfste.
Aus unserer Sicht ist es die Aufgabe aller linken und liberalen Kräfte, 
öffentlich und gemeinsam für Presse-, Meinungs- und 
Organisationsfreiheit in der Türkei einzutreten“, so Heiko Lange weiter.



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