[IPK] Wie lange noch dieser Betrug mit der "olympischen Flamme"?

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Mi Jul 24 20:52:40 CEST 2024


Olympia:

Wie lange noch dieser Betrug mit der „olympischen Flamme“?
Online unter: https://www.inprekorr.de/632-olymp.htm

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Die angeblich antike Tradition der Entzündung der olympischen Flamme wurde
erst 1936 erfunden. Wann ist endlich Schluss mit dieser Erfindung von Herrn
Goebbels?

 

 

Von Giorgos Mitralias

 

 

Voller Nationalstolz verpassen die griechischen Medien, unterstützt von den
lautsprecherischen Behörden des Landes, nicht die Gelegenheit, diese
Rekonstruktion einer Nazi-Zeremonie, nämlich die sogenannte „Zeremonie der
Entzündung der olympischen Flamme“ in Olympia … als Beweis für die Größe und
historische Kontinuität der griechischen Nation zu darzustellen. Und mit ihr
auch ihre Requisiten zu präsentieren, wie zum Beispiel „die erste olympische
Fackel“, die, wie wir lesen, dem Bürgermeister von Marathon übergeben wurde,
„bei einer großartigen Zeremonie, die einen symbolischen Fackellauf von der
Startlinie des historischen Marathons bis zum Marathonlauf-Museum
beinhaltete“.

 

Ein bedeutsames Detail, das natürlich systematisch verschwiegen wird, weil
es … als „nationales Geheimnis“ betrachtet wird: diese von Goebbels
inspirierte und von Krupp hergestellte „erste Fackel“ wurde in Olympia mit
einer bis heute unveränderten Choreografie von Hitlers offizieller
Regisseurin, der berüchtigten Leni Riefenstahl, entzündet. Man muss
feststellen, dass diese „erste Fackel“ 1936 sehr schwierige Momente erlebte,
als tschechische Bürger die deutschsprachigen Träger der Flamme, die ihr
Land durchquerten, mit Steinen bewarfen, denn es war offensichtlich, dass
der Weg, dem sie folgten, die Konturen des großen Dritten Reiches markierte,
das vier Jahre später alptraumhafte Realität werden sollte. Anscheinend
wussten diese tschechischen Bürger:innen von 1936 im Voraus, was die
griechischen Medien und die Behörden unseres armen Landes heute immer noch
ignorieren. Deshalb warten wir seit Jahrzehnten sehnsüchtig auf den Moment,
in dem diese Flamme unwiderruflich erlischt: ganz einfach, weil „die
olympische Flamme“ „eine wunderbare Idee von Dr. Goebbels“ ist, wie der
ganzseitige Titel der griechischen Tageszeitung /Estia/ im August 1936
treffend sagte …

 

 

DIE „WUNDERBARE IDEE VON DR. GOEBBELS“

 

Von welchen antiken Vorfahren, jungfräulichen Priesterinnen, heiligen
Flammen und anderen Märchengeschichten spricht man also? All dieser Unsinn,
den der gesamte griechische Staat und sein politisches Personal,
einschließlich 9 von 10 seiner offiziellen Intellektuellen, uns gelehrt
haben, dass er direkt aus der Tiefe der Antike käme, feiert dieses Jahr erst
seinen … 88. Geburtstag! So konnte man Ende Juli 1936, kurz vor der
Eröffnung der Olympischen Spiele des siegreichen Nationalsozialismus in
Berlin, in den griechischen Zeitungen Artikel mit den üblichen patriotischen
und epiko-lyrischen Akzenten lesen, die Leni Riefenstahl und ihre „Zeremonie
der Entzündung der olympischen Flamme“ feierten, von denen wir hier einige
erbauliche Auszüge wiedergeben:

 

 

»„Als Olympia erwachte, als die Sonne hinter dem konischen und grünen Berg
Kronios aufging und das Wasser des Kladeos und des Alpheios versilberte,
nahmen die Menschen, die unter der sengenden Sonne des 20. Juli 1936, einem
historischen Tag, litten, jeweils ihren Platz ein: einige unter den Kiefern
des Kronios, andere rund um die Tore des Place Coubertin. Und sie warteten
von der Nacht bis zu dem Moment, als vom Hügel des Kronios- das Signal für
den Beginn der Zeremonie gegeben wurde. Weit früher, schon am Morgen, hatte
eine wunderbare Frau – Leni Riefenstahl – ihre Filmcrew mitgenommen und an
der Startlinie des antiken Stadions selbst das Entzünden der olympischen
Flamme inszeniert. Dann demonstrierte sie im Tempel der Hera ihr Genie als
Regisseurin. Sie nahm Koula Pratsika [1] und ihre Eleven, fand sofort einen
deutschen Schauspieler, nämlich ihren Kameramann – denn Kondyllis, der erste
Läufer, war keineswegs bereit, stramme Unterhosen zu tragen wie in der
Antike; sie zog ihn aus, machte ihn zum Läufer, zündete auf dem
behelfsmäßigen Altar aus einer Säulentrommel getrocknete Kräuter vom
heiligen Hain Altis an, stellte die Geräte ein und drehte den Film, wobei
sie Ratschläge, Befehle, Anweisungen gab. Zehnmal drehte sie das Gleiche,
den Start mit der Fackel des ersten Läufers. Der Deutsche war buchstäblich
gebraten und der Schweiß floss in Strömen. Riefenstahl warf ihm ein Handtuch
zum Abwischen hin und begann erneut mit dem Drehen.«

 

»(…) In dem Moment, in dem dies auf dem Place Coubertin geschieht, findet an
der Startlinie des antiken Stadions ein schönes Ritual statt. Die
lichttragenden Jungfrauen der Pratsika nehmen das olympische Licht der Sonne
auf. Sie sind ganz allein. Niemand darf der Entzündung beiwohnen. Und
tatsächlich durfte bei dieser Zeremonie, die Leni Riefenstahl bereits am
Morgen bei den Proben gefilmt hatte, niemand anwesend sein, nur Phoebus und
die griechischen Jungfrauen, die Feuerspenderinnen, sollten der göttlichen
Zeremonie beiwohnen.«

 

»(…) Dies ist der emotionalste Moment. Alle schauen mit Bewunderung und
Respekt, schweigend. Das olympische Licht wird übertragen. Der junge
Kondyllis aus Olympia geht durch die Töchter des Lichts und zündet die
Fackel am Altarfeuer an. Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben. Es
ist unmöglich, dass die Körper aller nicht zum Stillstand gekommen sind,
dass ihr Atem nicht für einen Moment stehen geblieben ist, dass ihre Münder
nicht verstummt sind. Die Sonne, eine silberne, sengende Sonne, umspült die
ganze grüne, idyllische Erde Olympias. Der junge Kondyllis, halb nackt, von
der Sonne verbrannt, hat gerade die erste Fackel angezündet, und er rennt …
er rennt und hält sie in der Luft. Die Menge brach in Applaus und Bravo
aus.«

 

»In einem Augenblick umrundet er die Umgehungstraße des Kronios und eilt
davon, um mit der heiligen Flamme von Olympia das olympische Licht zu
übertragen – die ewige griechische Kultur der Heldentat und des Geistes.“
[2]«

 

Wie es heute aussieht, eine Hollywood-Show, inszeniert von der offiziellen
Regisseurin der NSDAP-Zeremonien, Leni Riefenstahl, nach einer Idee von Dr.
Goebbels, die von Reichskanzler Hitler gutgeheißen wurde! [3]

 

 

DER EHRENWERTE BARON

 

Wenn es so ist, könnten die griechischen Verantwortlichen dies (endlich!)
laut sagen, was sie ständig ausblenden. Aber auch dann würden sie natürlich
zum Gegenangriff übergehen: das bedeute nicht notwendigerweise, dass der
gesamte Olympismus verfault sei, dass die olympische Idee des Barons von
Coubertin nicht mehr gültig sei und uns nicht inspirieren dürfe.

 

Sprechen wir also über den „Vater“ des Olympismus, den Inspirator und
Begründer der modernen Olympischen Spiele, Coubertin, dessen Name die
Straßen und Plätze der ganzen Welt und vor allem unseres Landes Griechenland
schmückt. Wir sagen es gleich zu Beginn: Unser guter Baron war ein
ausgesuchter Rassist, Militarist, Reaktionär, Kolonialist, Frauenfeind und
rechtsextremer Kriegstreiber (mit offensichtlichen Nazi-Sympathien), neben
dem ein Donald Trump oder seine Mitkämpferin Marine Le Pen eine blasse Figur
machen! Hier ist eine kleine Anthologie seiner „Glaubensbekenntnisse“,
formuliert vom Baron selbst, der sein ganzes Leben lang nie aufhörte, sich
als „fanatischen Kolonialisten“ und Unterstützer aller Ungleichheiten (von
Klasse, Rasse und Geschlecht) zu bezeichnen – der er auch war:

 

* „Rassen sind nicht gleichwertig und alle anderen müssen der weißen Rasse
die Treue schwören, die von Natur aus überlegen ist.“

 

* „Es gibt zwei verschiedene Rassen: die der ehrlichen Leute, mit starken
Muskeln, mit einem sicheren Gang, und die der Kranken, mit einer demütigen
und verzweifelten Haltung, mit einem besiegten Blick. Also, in den Schulen
wie in der Welt: Die Schwachen werden beiseitegeschoben; Bildung kann nur
von den Starken geschätzt werden.“

 

* „Kommen Sie nicht und sprechen Sie mit uns über Spiele, an denen Frauen,
Jugendliche, kurz die Schwachen, teilnehmen können“

 

* „Der einzig wahre olympische Held ist das männliche Individuum. Olympiaden
von Frauen sind undenkbar. Sie wären uninteressant, unästhetisch und falsch.
Bei den Olympischen Spielen sollte ihre Rolle vor allem darin bestehen, wie
bei den früheren Ritterturnieren, die Sieger zu krönen.“

 

* „Die überlegene Rasse hat jedes Recht, der minderwertigen Rasse bestimmte
Privilegien des zivilisierten Lebens zu verweigern.“

 

* „Der junge Athlet fühlt sich sicherlich besser vorbereitet als seine
Vorfahren, in den Krieg zu ziehen. Und wenn wir auf etwas vorbereitet sind,
tun wir es bereitwilliger.“

 

* „Ich danke der Regierung und dem deutschen Volk für ihren Einsatz zu Ehren
der elften Olympiade […] Wie können Sie von mir erwarten, dass ich auf die
Feier der elften Olympiade verzichte, wo doch (…) diese Apotheose des
Nazi-Regimes der emotionale Schock war, der es den Olympischen Spielen
erlaubte, sich zu entwickeln?“

 

 

Daher war es nur natürlich, dass Hitler kurz darauf de Coubertin für … den
Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat!

 

 

EPILOG

 

All dies ist jetzt allen bekannt, und wir machen uns keine Illusionen, dass
historische oder andere Argumente die Machthaber „überzeugen“ können, dem
größten Betrug der letzten beiden Jahrhunderte ein Ende zu setzen. Wenn
irgendetwas dieser – unglaublichen und doch wahren – „olympischen“ Mischung
aus Nazi- und Kommerz-Zirkus von Korruption und Entfremdung ein Ende setzen
kann, dann ist es allein die Bewegung von Bürgern aus Fleisch und Blut.
Schließlich lässt sich nichts auf Lügen und Betrug aufbauen …

 

 

Quelle: Inprecor [https://inprecor.fr/index.php/node/3997]

 

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Aus: die internationale (Online-Ausgabe) Nr. 4/2024 

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[1]  Diese griechische Tänzerin wurde als Darstellerin der olympischen
Hohepriesterin ausgewählt – siehe https://www.hoc.gr/en/koula-pratsika/
[https://www.hoc.gr/en/koula-pratsika/] - Anm. d. Üb.

[2]  Zeitung /Vradyni/, 21.7.1936

[3]  Für einen Film von den Dreharbeiten des Riefenstahl-Films siehe Youtube
[https://www.youtube.com/watch?v=v9pk2j_KmM4]; ein Bericht (mit Fotos)
erschien bei LIFO
[https://www.lifo.gr/culture/photography/spanies-fotografies-tis-leni-rifens
tal-stin-arhaia-olympia] (beides auf Griechisch). Die Idee für den
Fackellauf ging ursprünglich auf den Archäologen Alfred Schiff
[https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Schiff] zurück, dessen Beitrag wegen
seiner jüdischen Herkunft von den Nazis aber totgeschwiegen wurde - Anm. d.
Üb.

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