[MD Presse] Schwarzer-Peter-Spiel um Sperrklausel
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Do Jan 15 12:19:46 CET 2015
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband NRW
Pressemitteilung 01/15
Köln, 15.01.2015
Schwarzer-Peter-Spiel um Sperrklausel
Mehr Demokratie kritisiert neue Debatte über Kommunalwahl-Hürde
Die Initiative "Mehr Demokratie" kritisiert die erneut aufgeflammte Debatte um die
Wiedereinführung einer Sperrklausel bei Kommunalwahlen in NRW. "SPD, CDU und Teile der
Grünen wollen eine Sperrklausel, aber niemand hat verfassungsfeste Argumente dafür. Deshalb
schiebt auch die CDU jetzt dem Innenministerium den Schwarzen Peter hierfür zu", kritisiert
Landesgeschäftsführer Alexander Trennheuser die am Dienstag beschlossene Forderung der
Christdemokraten nach einer 2,5 Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen.
Die CDU fordert vom Innenministerium, die "tatsächlichen Voraussetzungen für eine
rechtssichere Sperrklausel darzulegen", um eine aus Sicht der Landtagsfraktion gegebene
Gefährdung der Funktionsfähigkeit der Räte und des kommunalen Ehrenamtes abzuwenden.
"Dabei sind die Voraussetzungen längst klar. Wer eine Sperrklausel will, muss nach-weisen, dass
Räte ohne Sperrklausel ihre Arbeit nicht mehr erledigen können. Die allgemein beschworene
Gefahr reicht als Begründung nicht", erläutert Trennheuser auch mit Blick auf das Urteil des
Verfassungsgerichtshofes zur Verfassungswidrigkeit kommunaler Sperrklauseln.
Das Verfassungsgericht des Landes hatte 1999 entschieden, dass eine abstrakte, theoretische
Möglichkeit einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit von Kommunalvertretungen zur
Begründung einer Sperrklausel nicht genüge. Eine solche Möglichkeit sei nie auszuschließen,
reiche aber als hinreichende Begründung für die Annahme eines "zwingenden Grundes" für eine
Sperrklausel nicht aus. "Dies räumt sogar das von der SPD Ende Oktober vorgelegte
Rechtsgutachten zum Thema ein", so Trennheuser.
In einem heute auf Ruhrbarone.de veröffentlichten Beitrag sieht auch der
Grünen-Landtagsabgeordnete Mario Krüger "neben anderen Optionen" eine neue Sperrklausel
als "Ultima Ratio" zur Sicherung der kommunalen Demokratie. Der kommunalpolitische Sprecher
seiner Fraktion beklagt, dass kleine Parteien weniger Stimmen zur Erlangung eines
Ratsmandates bräuchten als große Parteien. Ein Problem sei außerdem, dass sich Ratsgruppen
nicht aus politischen Gründen zusammenschlössen, sondern allein, um als Fraktion finanzielle
Vorteile zu haben.
"Beides ist richtig, hat aber nichts mit der Sperrklausel zu tun", ärgert sich Trennheuser. Eine
solche Argumentation sei deshalb unredlich. Wer die benannten Probleme angehen wolle, müsse
das Auszählsystem bei Kommunalwahlen und die Regeln für die Finanzierung der Ratsarbeit
ändern. "Die Gleichwertigkeit aller Stimmen ist durch Landesverfassung und Grundgesetz
geschützt, daran wird der Landtag auch durch eine Verfassungsänderung nicht vorbei kommen",
sagt Trennheuser.
Mehr Informationen: "Verfassungsrechtlich bedenklich" - Interview mit Martin Fehndrich von
Wahlrecht.de zum Thema Sperrklausel
www.nrw.mehr-demokratie.de/bedenklich.html
Thorsten Sterk
Pressesprecher
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