[MD Presse] Sperrklausel: Grüne Fraktion verrät Partei
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Mo Jun 29 15:41:27 CEST 2015
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband NRW
Pressemitteilung 22/15
Köln, 29.06.2015
Sperrklausel: Grüne Fraktion verrät Partei
Mehr Demokratie kritisiert Gesetzesinitiative von SPD und Grünen
Die Initiative "Mehr Demokratie" wirft den Grünen im Landtag vor, beim Thema Sperrklausel
die eigene Partei zu verraten. "Während der Landesparteirat im März für eine neue
Kommunalwahl-Sperrklausel den Nachweis einer bereits eingetretenen Gefährdung der
Funktionsfähigkeit der Kommunalvertretungen gefordert hat, prescht die Fraktion jetzt
zusammen mit der SPD vor und ignoriert diesen Beschluss", kritisiert Landesgeschäftsführer
Alexander Trennheuser.
Grünen-Fraktionschef Mehrdad Mostofizadeh hatte heute zusammen mit dem
SPD-Fraktionsvorsitzenden Norbert Römer einen Gesetzentwurf zur Verankerung der
Sperrklausel in der Landesverfassung an CDU-Fraktionschef Armin Laschet geschickt. Die SPD
will eine Sperrklausel von drei Prozent.
Der Verfassungsgerichtshof des Landes hatte 1999 Sperrklauseln bei Kommunalwahlen für
verfassungswidrig erklärt, weil sie das Prinzip der Gleichheit aller Stimmen verletzen. Die Richter
hielten eine solche Wahlhürde nur dann für gerechtfertigt, wenn der konkrete Nachweis der
Funktionsunfähigkeit von Räten, die ohne Sperrklausel gewählt wurden, erbracht ist.
"Einen solchen Nachweis hat die SPD auch unter Bemühung zweier Rechtsgutachten nicht
erbringen können. Deshalb will sie jetzt mit CDU und Grünen an der Landesverfassung
schrauben, damit eine neue Sperrklausel nicht mehr gekippt werden kann", sagt Trennheuser.
Bisher war die Sperrklausel immer im Kommunalwahlgesetz des Landes festgeschrieben. Dieses
Gesetz konnte der Landtag mit Regierungsmehrheit ändern. Für eine Verfassungsänderung
bedarf es einer Zweidrittel-Mehrheit, weswegen SPD und Grüne auch die CDU ins Boot holen
wollen.
Die Sperrklausel-Debatte hat laut Mehr Demokratie schon seltsame Blüten getrieben. In Köln
verweigerten so SPD und CDU einem Grünen-Antrag die Zustimmung, durch den festgestellt
werden sollte, dass der Kölner Rat funktionsfähig ist. Die Ablehnung des Antrags wurde von den
großen Fraktionen damit begründet, dass dieser eine "juristische Falle" sei. "SPD und CDU
wollten dem Antrag nicht zustimmen, weil sie damit ihrer eigenen Argumentation für eine
Sperrklausel den Boden entzogen hätten", erläutert Trennheuser. "Sozial- und
Christdemokraten zeigen sich bei dem Thema alles andere als souverän. Mit solch einem
Trauerspiel leistet man der Parteienverdrossenheit Vorschub", meint Trennheuser.
Thorsten Sterk
Pressesprecher
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