[MD Presse] Stadt Bonn verschätzt sich bei Bürgerbegehren
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Fr Sep 11 10:39:54 CEST 2015
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband NRW
Pressemitteilung 31/15
Köln, 11.09.2015
Stadt Bonn verschätzt sich bei Bürgerbegehren
Verwaltung muss Kostenschätzung korrigieren
Zum zweiten Mal musste die Bonner Verwaltung gestern ihre Kostenschätzung für das
Bürgerbegehren "Viva Viktoria" korrigieren. Die Stadt hatte die Mieteinnahmen für Immobilien
im Viktoriakarree, die verkauft und zugunsten eines Einkaufszentrums abgerissen werden
sollen, zu niedrig angesetzt. Zuvor hatte die Verwaltung in einer ersten Schätzung lediglich die
Ausgaben für den Unterhalt der Immobilien angegeben, nicht aber die Einnahmen.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens bekommen jetzt eine korrigierte Kostenschätzung.
Kurioserweise sollen die bisher mit der falschen Kostenschätzung gesammelten 5.112
Unterschriften gültig bleiben. "Das zeigt, wie unwichtig die Kostenschätzung auf der
Unterschriftenliste tatsächlich ist. Wenn Unterschriften unter einer falschen Kostenschätzung
gültig bleiben, kann man diese Anforderung an Bürgerbegehren auch aus der Gemeindeordnung
streichen", meint Alexander Trennheuser, Landesgeschäftsführer der Initiative "Mehr
Demokratie".
Der Fehler in Bonn ist seit der Einführung der Kostenschätzung für Bürgerbegehren in NRW
Ende 2011 der zweite Fall dieser Art. 2013 hatte sich die Stadt Essen bei einem Bürgerbegehren
gegen Personalkürzungen im Kulturbereich verrechnet. Wie in Bonn bekamen die
Begehrensinitiatoren eine neue Kostenschätzung und die Einreichungsfrist für das Begehren
wurde verlängert. Die bis zur Korrektur gesammelten Unterschriften blieben gültig.
Mit der Kostenschätzung hatte der Landtag den zuvor von Bürgerbegehren geforderten
Kostendeckungsvorschlag ersetzt. Diesen mussten die Initiatoren von Bürgerbegehren selber
erarbeiten. Weil es über die tatsächlichen Kosten, die im Falle eines Erfolges von
Bürgerbegehren auf Kommunen zukommen, häufig Uneinigkeit zwischen Bürgerbegehren und
Kommunen gab, war dieser Punkt der häufigste Unzulässigkeitsgrund für direkt-demokratische
Initiativen.
"Das Beispiel Bonn zeigt, dass die Änderung keine glückliche Lösung ist. Der Landtag sollte so
konsequent sein, das Trauerspiel um die Kostenfrage endlich zu beenden", fordert Trennheuser.
Dazu müsste das Parlament die Gemeindeordnung ändern. Laut Mehr Demokratie kommt man
etwa in Bayern sehr gut ohne Kostenabhandlungen auf den Unterschriftenlisten von
Bürgerbegehren aus. Im Freistaat fanden in den letzten 20 Jahren weit über 2.000
Bürgerbegehren statt.
Mehr Informationen: Bürgerbegehren "Viva Viktoria"
www.nrw.mehr-demokratie.de/bonn.html
Thorsten Sterk
Pressesprecher
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