[MD Presse] PM Aktionsbündnis reicht Verfassungsbeschwerde gegen EU-Handelsabkommen mit Singapur ein
Anne Dänner
presse at mehr-demokratie.de
Do Mai 16 15:36:17 CEST 2019
Pressemitteilung
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*Aktionsbündnis reicht Verfassungsbeschwerde gegen EU-Handelsabkommen
mit Singapur ein – Organisationen warnen vor Schwächung der Demokratie
in Europa *
·Mehr Demokratie, Campact und foodwatch fordern: Bundestag muss über
neue EU-Handelsabkommen mitentscheiden
·„Handelsausschüsse“ treffen weitreichende Entscheidungen ohne
parlamentarische Kontrolle
·Undemokratische Handelsverträge schwächen Akzeptanz der EU
/+++ Fotoaktion in Karlsruhe: Bildmaterial zur freien redaktionellen
Verwendung ab ca. 15 Uhr unter //www.verfassungsbeschwerde.eu/
<https://www.mehr-demokratie.de/verfassungsbeschwerde_eu_singapur>///+++__/
/Karlsruhe/Berlin, 16. Mai 2019./Ein Bündnis aus Mehr Demokratie,
Campact und foodwatch hat Verfassungsbeschwerde gegen das
EU-Handelsabkommen mit Singapur eingereicht. Das Abkommen stehe
exemplarisch für eine neue Art von Freihandelsverträgen, mit denen
weitreichende Kompetenzen auf die Europäische Union übertragen würden –
ohne, dass der Bundestag beteiligt sei, erklärten die Organisationen auf
einer Pressekonferenz am Donnerstag in Karlsruhe.
Demokratisch nicht-legitimierte Handelsausschüsse könnten in Zukunft
Entscheidungen treffen, die tief in das Leben der europäischen
Bürgerinnen und Bürger eingreifen, etwa zur Kennzeichnung von
Lebensmitteln oder zur Liberalisierung von Dienstleistungen, so die
Kritik. Das Singapur-Abkommen verstoße damit gegen das deutsche
Grundgesetz. Mehr Demokratie, Campact und foodwatch forderten, dass der
Bundestag über Handelsabkommen wie den EU-Vertrag mit Singapur abstimmen
und klar definiert werden müsse, welche Kompetenzen und Rechte auf die
EU-Ausschüsse übertragen werden. Andernfalls würde die Demokratie
geschwächt und die Europäische Union bei den Bürgerinnen und Bürgern an
Akzeptanz verlieren. Die Organisationen gehen davon aus, dass die
Entscheidung der Karlsruher Richterinnen und Richter maßgeblich dafür
sein wird, wie in Zukunft über Handelsabkommen entschieden wird.
/„Durch das EU-Singapur-Abkommen findet eine unzulässige
Kompetenzübertragung vom Nationalstaat auf die Europäische Union statt –
ohne die Zustimmung des Bundestages. Diese Kompetenzübertragung schwächt
die demokratische Teilhabe des deutschen Parlamentes an der europäischen
Politik“/, sagte Prof. Dr. Wolfgang Weiß, vom Lehrstuhl für Öffentliches
Recht, Europa- und Völkerrecht der Universität Speyer und
Prozessbevollmächtigter des Aktionsbündnisses. /„Das
EU-Singapur-Abkommen installiert Ausschüsse, die sehr weitgehende und
völkerrechtlich bindende Entscheidungen treffen können – und trotzdem
keiner demokratischen Kontrolle unterworfen sind. Durch das System der
Vertragsgremien wird eine neue Hoheitsebene geschaffen, die die Struktur
innerhalb der EU fundamental verändert und die demokratische Teilhabe
sowohl des EU-Parlaments als auch der nationalen Parlamente schwächt.“/
Das EU-Handelsabkommen mit Singapur (EU-Singapore-Free-Trade-Agreement,
EUSFTA) ist ausverhandelt. Das Europaparlament hat dem Vertrag im
Februar zugestimmt, die endgültige Verabschiedung durch den Europäischen
Rat steht kurz bevor. Die Parlamente in den Mitgliedstaaten dürfen
allerdings nicht abstimmen. Denn nach der Kritik an Abkommen wie dem
EU-Kanada-Freihandelsabkommen CETA hat die EU ihre neuen Handelsverträge
in zwei Teile aufgeteilt: Ein Teil regelt den Investitionsschutz, ein
anderer Teil behandelt Handels- und Dienstleistungsliberalisierung.
Dieser sehr viel weitreichendere Handelsteil wird als sogenanntes „EU
only“-Abkommen eingestuft, über den ausschließlich der Ministerrat und
das Europaparlament entscheiden. Aus Sicht von Mehr Demokratie, Campact
und foodwatch ist das nicht akzeptabel – die drei Organisationen wollen
prüfen lassen, ob „EU only“ mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar ist.
/„Die Verfassungsbeschwerde richtet sich nicht gegen die Europäische
Union und auch nicht gegen internationalen Handel“,/sagte Roman Huber,
Bundesvorstand des Vereins Mehr Demokratie. /„Aber/ /wenn die EU mit
ihrer EU-only-Strategie durchkommt, werden dutzende weitere Verträge
folgen, bei denen die Parlamente der Mitgliedstaaten in entscheidenden
Fragen außen vor bleiben. Das schwächt die Demokratie in Europa.“/
Thilo Bode, Geschäftsführer von foodwatch International,
erklärte:/„//Wir dürfen die Kritik an der EU nicht den Europafeinden
überlassen. Gerade weil wir für Europa sind, kritisieren wir die neuen
europäischen Handelsverträge. M//it ihren undemokratischen
Vertragsgremien vergrößern sie die Kluft zwischen den EU-Institutionen
und den Bürgerinnen und Bürgern.//Die Abkommen sind ein Türöffner für
einen noch stärkeren Einfluss von Konzerninteressen auf die Politik in
Europa – zum Nachteil von Verbraucher-, Umwelt- und Gesundheitsschutz“.///
Bei den umfassenden Handelsverträgen neuer Generation, wie es zum
Beispiel das CETA-Abkommen und auch das Abkommen mit Singapur sind, geht
es nicht mehr nur um klassische Außenhandelspolitik wie den Abbau von
Zöllen, sondern um Regulierungen, die tiefgreifende Auswirkungen „hinter
der Grenze“ haben. Die EU könne über diesen Weg ohne demokratische
Kontrolle in die Mitgliedstaaten hineinregieren, so die Organisationen.
Besonderer Kritikpunkt: Über viele Fragen zur Regulierung entscheiden
neu eingerichtete Ausschüsse, sogenannte Vertragsgremien, unter
Ausschluss des Europaparlamentes. Beispiele im Singapur-Abkommen sind
der Ausschuss für Handel, der unter anderem das Recht hat,
Kennzeichnungsregeln für Lebensmittel zu erlassen oder der sogenannte
SPS-Ausschuss, der Anforderungen an die Schädlingsfreiheit beim Import
und Export von Lebensmitteln tierischen Ursprungs festlegen kann. Die
Ausschüsse sind sogar ermächtigt, den Text und die Struktur des
völkerrechtlichen Vertrags zwischen der EU und Singapur zu ändern. Die
Beschlüsse der Ausschüsse sind völkerrechtlich bindend.
Wahlberechtigte konnten sich per Vollmacht der Verfassungsbeschwerde
anschließen. 13.303 Bürgerinnen und Bürger sind somit
Co-Beschwerdeführende in Karlsruhe. Die Klageschrift sowie die
Vollmachten reichte das Aktionsbündnis heute mit einer Bild-Aktion beim
Bundesverfassungsgericht ein.
*Mehr Informationen und Quellen:*
- Alle wichtigen Infos zur Verfassungsbeschwerde:
https://t1p.de/Hintergrund-Verfassungsbeschwerde
- Beschwerdeschrift mit Zusammenfassung:
https://t1p.de/Verfassungsbeschwerde-EUSFTA
- Übersicht: Das sind die neuen EU-Handelsverträge:
https://t1p.de/Uebersicht-Handelsabkommen
- Bildmaterial von der Fotoaktion zur freien redaktionellen Verwendung
ab ca. 15 Uhr unter:
https://www.mehr-demokratie.de/verfassungsbeschwerde_eu_singapur
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*Pressekontakte:*
- Mehr Demokratie, Anne Dänner, presse at mehr-demokratie.de
<mailto:presse at mehr-demokratie.de>, 0178 / 816 3017
- foodwatch, Andreas Winkler, presse at foodwatch.de
<mailto:presse at foodwatch.de>, 030 / 24 04 76 290
- Campact, Svenja Koch, koch at campact.de <mailto:koch at campact.de>, 04231
/ 95 75 90
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Anne Dänner
Pressesprecherin, Leitung Bereich Öffentlichkeitsarbeit
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