[MD Presse] PM 25 Jahre Bürgerbegehren in Bayern
Simon Strohmenger
simon.strohmenger at mehr-demokratie.de
Di Sep 29 11:53:20 CEST 2020
Pressemitteilung
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband Bayern
29. September 2020
*25 Jahre Bürgerbegehren: eine bayerische Erfolgsgeschichte!*
++++ 3200 Verfahren seit der Einführung, knapp 2000 Entscheide ++++
Am 1. Oktober 1995 beschlossen Bayerns Bürger per Volksentscheid die
Einführung der direkten Demokratie auf kommunaler Ebene. Was damals hohe
Wellen schlug, ist heute aus der politischen Landschaft nicht mehr
wegzudenken: Seit die Gesetzesänderung am 1. November 1995 in Kraft
trat, kam es zu mehr als 3200 Verfahren und knapp 2000
Bürgerentscheiden. Damit finden in Bayern mehr als 40 Prozent aller
bundesweiten Verfahren statt.
„Die Spitzenposition Bayerns ist auch auf die anwenderfreundlichen
Regelungen zurückzuführen, die sich die Bürgerinnen und Bürger selbst
gegeben haben“, erklärt Susanne Socher, Geschäftsführerin von Mehr
Demokratie Bayern, „Somit hatte Bayern über Jahre die besten
gesetzlichen Rahmenbedingungen deutschlandweit und bis heute mit Abstand
die meisten Bürgerbegehren.“
Gerade in den ersten Jahren kam es aufgrund eines Themenstaus zu sehr
vielen Bürgerbegehren (1996: 279, 1997: 271). Seitdem haben sich die
Zahlen auf ein Mittel von 100 bis 130 Verfahren jährlich eingependelt.
Dabei unterteilen sich die insgesamt 3.241 Verfahren in zwei
Verfahrenstypen: 2.637 Bürgerbegehren wurden per Unterschriftensammlung
durch die Bürger eingeleitet, 604 Ratsreferenden wurden vom Gemeinderat
initiiert. Spitzenreiter in Bayern sind aktuell Augsburg (35 Verfahren),
München (33), und Erlangen (23).
Von den eingeleiteten Verfahren kamen 1989 zum Bürgerentscheid, also zur
Abstimmung durch die Bürgerinnen und Bürger. Knapp die Hälfte (49,2
Prozent) wurden davon im Sinne des Begehrens abgestimmt. Zudem wurden
17,5 Prozent aller Bürgerbegehren für unzulässig erklärt und 14,3
Prozent endeten in einem Kompromiss zwischen Initiatoren und
Gemeinderat. Bei den Abstimmungen lag die Beteiligung bei
durchschnittlich 54,4 Prozent der Abstimmungsberechtigten über die
letzten 25 Jahre.
Die Themenschwerpunkte sind Verkehrs- und Wirtschaftsprojekte (je rund
21 Prozent), sowie öffentliche Infrastruktur und
Versorgungseinrichtungen (rund 14,5 Prozent) und öffentliche Sozial- und
Bildungseinrichtungen (rund 13,5 Prozent).
„Knapp 2000 Bürgerentscheide zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger
bestimmt nicht politikverdrossen sind, wenn sie sich direkt an konkreten
Sachfragen beteiligen können. Diese erstrecken sich quer über alle
Themengebiete: Von der Schließung eines Kohlekraftwerkes, über den
Ausbau des Radverkehrs, hin zur Ausweisung von Gewerbegebieten, bis zur
Initiative für einen neuen Spielplatz um die Ecke.“, so Socher.
Trotz der bisherigen regen Praxis, besteht auch in Bayern Reformbedarf.
Andere Bundesländer, wie Thüringen oder Hamburg, haben zeitgemäßere und
bürgerfreundlichere Regelungen erlassen. So wären ein Absenkung des
Zustimmungsquorum, eine Abschaffung der Bindungswirkung, die zunehmend
als Verfallsfrist angesehen wird, sowie eine ausgewogenere
Informationspolitik seitens der Kommunen notwendig. Eine bessere
Verschränkung mit Instrumenten der Bürgerbeteiligung im Vorfeld der
Abstimmungen und ein begleitendes Gremium während der Umsetzung wären
zeitgemäß.
„Nach einer Abstimmung sind die Bürger oft außen vor. Begleitgremien für
die Umsetzung wären zu empfehlen, denen neben Politik und Verwaltung
auch die Initiatoren des Bürgerbegehrens angehören sollten. Die
Fortschritte müssen transparent und für alle zugänglich gemacht werden“,
so Socher.
Die Erhebung, Pflege und Auswertung der Daten erfolgt in einer
Kooperation von Mehr Demokratie e. V., der Forschungsstelle
Bürgerbeteiligung an der Bergischen Universität Wuppertal und der
Forschungsstelle Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie an der
Philipps-Universität Marburg. Der Zeitraum der Datenerhebung beginnt am
01.11.1995 und endet am 25.09.2020.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie im Anhang.
Den bundesweiten Bericht hier:
https://www.mehr-demokratie.de/index.php?id=13714&no_cache=1
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Mit besten Grüßen
Simon Strohmenger
Mehr Demokratie - Bayern
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
089-4622 4205 / 0160-96202426
https://bayern.mehr-demokratie.de/
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