[MD Presse] Fwd: Fwd: Zukunftsvertrag NRW: Gute Grundlage für umfassende Demokratie-Reformen, jetzt kommt es auf Umsetzung an!
Ina Kuhl | Mehr Demokratie e.V. NRW
ina.kuhl at mehr-demokratie.de
Mo Jun 27 13:46:13 CEST 2022
Hallo,
folgende Pressemitteilung hat der Landesverband NRW letzte Woche zum
Koalitionsvertrag in NRW verschickt.
Viele Grüße
Ina Kuhl
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband Nordrhein-Westfalen
23.6.22
Zukunftsvertrag NRW: Gute Grundlage für umfassende Demokratie-Reformen,
jetzt kommt es auf Umsetzung an!
+ Koalitionsvertrag verspricht Vereinfachung der direkten Demokratie,
Bürgerräte, Wahlalter 16, Lobbykontrolle und Transparenz +
Nach drei Wochen Koalitionsverhandlungen haben die Vorsitzenden der
NRW-Landesverbände von CDU und Bündnis 90/Die Grünen am heutigen
Donnerstag (23.6.) ihren Koalitionsvertrag für Nordrhein-Westfalen
vorgestellt. Der Fachverband Mehr Demokratie begrüßt, dass sich darin
wichtige Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie wiederfinden wie die
Erleichterung direktdemokratischer Verfahren, die Einführung eines
verpflichtenden Lobbyregisters und die Durchführung von gelosten
Bürgerräten. „Mit dem Koalitionsvertrag wurde die Grundlage für
umfassende Demokratie-Reformen geschaffen. Jetzt kommt es auf eine kluge
und zugleich zügige Umsetzung an“, so Achim Wölfel,
Landesgeschäftsführer von Mehr Demokratie NRW.
Laut Koalitionsvertrag soll die direkte Demokratie in NRW erleichtert
werden. Dazu ist die Einsetzung einer Fachkommission vorgesehen, die
Vorschläge zur Absenkung der Hürden bei Volksbegehren auf Landesebene
erarbeitet. „Wir freuen uns außerordentlich, dass die Regeln für
Volksbegehren endlich verbessert werden sollen. Damit kann auch gleich
angefangen werden, denn alle Vorschläge dazu liegen bereits auf dem
Tisch“, so Wölfel. Die neue Regierung könne sich auf die Ergebnisse der
von 2013-2016 tagenden Verfassungskommission stützen. Diese empfahl
unter anderem eine Absenkung der Unterschriftenhürde für Volksbegehren
sowie die Streichung des sogenannten Finanztabus, das verhindert, dass
Bürger in Haushaltsfragen mitentscheiden dürfen.
Weiterhin begrüßt Mehr Demokratie, dass sich im Koalitionsvertrag ein
klares Bekenntnis zu den zahlreichen Beteiligungsverfahren in den
Städten und Gemeinden NRWs findet. Um Bürgerbeteiligung auf Landesebene
und in den Kommunen weiter zu stärken, sollen laut Vertrag eine zentrale
Ansprechstelle bei der Landesregierung und ein Beratungs- und
Austauschnetzwerk für kommunale Bürgerbeteiligung geschaffen werden.
„Eine zentrale Anlaufstelle bei der Landesregierung für
Beteiligungsfragen ist ein wichtiger Meilenstein hin zu einer
bürgerfreundlicheren Demokratie! Das gilt einerseits für die Vernetzung
der Kommunen untereinander, die von ihren Erfahrungen gegenseitig
profitieren. Das gilt andererseits auch für Bürgerinnen und Bürger, die
selbst aktiv werden möchten“, so Wölfel. Allzu häufig seien
Beteiligungsverfahren oder Gesetzestexte für juristische Laien kaum
verständlich. Eine zentrale Beratungsstelle könne hier laut Wölfel
Abhilfe schaffen.
Positiv zu bewerten sei auch, dass im Koalitionsvertrag die Durchführung
von zufällig gelosten Bürgerräten festgeschrieben ist. Diese bringen
laut Wölfel ganz unterschiedliche Perspektiven in den politischen
Entscheidungsprozess ein und bereichern so die politische Debatte. Mit
zwei Bürgerräten zu ausgewählten Themen soll das Instrument auf
Landesebene erprobt werden. Von gut organisierten Bürgerräten im
bevölkerungsreichsten Bundesland könne laut Wölfel gar bundesweit ein
wichtiges Signal für unsere Demokratie von NRW ausgehen.
Auch in den Bereichen Lobbykontrolle und Transparenz zeigt sich der
Koalitionsvertrag ambitioniert. So soll ein verpflichtendes
Lobbyregister samt legislativem Fußabdruck eingeführt werden. Damit
würde die neue Regierung in NRW laut Wölfel sogar einen Schritt
weitergehen als der Bund, wo es zwar schon ein Lobbyregister, bislang
aber ohne den wichtigen legislativen Fußabdruck gebe. Weiterhin findet
sich im Vertrag ein Prüfauftrag für eine Weiterentwicklung des
Informationsfreiheitsgesetzes hin zu einem Transparenzgesetz, das eine
proaktive Veröffentlichung von Daten und Informationen vorsieht. Als
Teil des Transparenzbündnisses „NRW blickt durch“ setzt sich Mehr
Demokratie zusammen mit dem Bund der Steuerzahler NRW, Transparency
Deutschland, NABU NRW und Offene Kommunen NRW bereits seit vielen Jahren
für ein solches Transparenzgesetz ein.
Des Weiteren hebt Mehr Demokratie positiv hervor, dass die historisch
niedrige Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl als eine zentrale
Herausforderung für die kommende Legislaturperiode identifiziert wird.
Mit der Absenkung des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre wird im
Koalitionsvertrag sogleich ein erster wichtiger Schritt benannt, um sich
dieser Herausforderung zu stellen. NRW würde dem Beispiel anderer
Bundesländer wie etwa Brandenburg, Hamburg und zuletzt auch
Baden-Württemberg folgen, wo auch 16 und 17-Jährige wählen dürfen.
Zur Stärkung der Demokratie in den Städten und Gemeinden wollen CDU und
Grüne eine sogenannte Experimentierklausel einführen. Diese würde es
Kommunen ermöglichen, neue Wege zu erproben, um mit Herausforderungen
umzugehen. Positive Erfahrungen könnten dann die Grundlage für
landesweite Regelungen bilden. „Gerade im Bereich der kommunalen
Bürgerbegehren ist die Experimentierklausel eine große Chance. Hier kann
etwa die digitale Unterschriftensammlung, die automatische Zusendung von
Abstimmungsunterlagen bei Bürgerentscheiden oder die Streichung der
Kostenschätzung unkompliziert erprobt werden“, so Wölfel.
Bevor die neue schwarz-grüne Landesregierung ihre Arbeit aufnehmen kann,
muss der Koalitionsvertrag noch von den Mitgliedern beider Parteien auf
deren Parteitagen dieses Wochenende bestätigt werden. Voraussichtlich
kommenden Dienstag soll dann Hendrik Wüst vom Landtag zum
Ministerpräsidenten NRWs gewählt werden.
Weiterführenden Informationen
1. Koalitionsvertrag von CDU NRW und Bündnis 90/Die Grünen NRW:
https://gruene-nrw.de/dateien/Zukunftsvertrag_CDU-GRUeNE_Vorder-und-Rueckseite.pdf
2. Hintergrund Lobbyregister mit legislativem Fußabdruck:
https://nrw.mehr-demokratie.de/themen/transparenz/was-wir-wollen/lobbykontrolle
3. Hintergrund Volksbegehrensreform in der Verfassungskommission
2013-2016:
https://nrw.mehr-demokratie.de/themen/volksentscheid/aktuell/volksbegehrensreform
--
Ina Kuhl
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