[MD Presse] PM Sprung nach vorn für die Demokratie
Bundesverband Mehr Demokratie
presseschau at mehr-demokratie.de
Mi Sep 18 14:00:56 CEST 2024
Der Bundesverband hat heute folgende PM versandt:
+++ Sprung nach vorn für die Demokratie: Osterburg lässt Bürgerinnen und
Bürger über Klimaschutzmaßnahmen entscheiden
Die Gemeinde Osterburg in Sachsen-Anhalt schreibt Geschichte: Als erste
Kommune in Deutschland gibt sie der Bevölkerung in einem Bürgerrat mit
anschließendem Bürgerentscheid die Möglichkeit, selbst über
Klimaschutzmaßnahmen zu entscheiden. Im Rahmen des Modellprojekts Klima
trifft Kommune wird die Radverkehrsplanung der Stadt zur Abstimmung
gestellt – in einem Prozess, der Bürgerbeteiligung und direkte
Demokratie auf eine neue Ebene hebt.
Der Gemeinderat hat das Verfahren mit großer Mehrheit (12 Ja-Stimmen, 5
Enthaltungen) beschlossen. Die 30 Mitglieder des Bürgerrats werden per
Losverfahren aus der Bevölkerung ermittelt. Nach Anhörungen von
Fachexperten und umfassenden Diskussionen in bis zu sechs Sitzungen wird
der Bürgerrat anschließend unabhängige Lösungsansätze für die
Verkehrsplanung der Stadt Osterburg erarbeiten. Ob diese umgesetzt
werden, entscheidet schließlich die gesamte Gemeinde in einem so
genannten Ratsreferendum. Alle Bürger sind hierbei aufgerufen, an der
Wahlurne über die Empfehlungen des Bürgerrats abzustimmen. Das Ergebnis
ist bindend.
„Mit dem Projekt schaffen wir ein bundesweites Modell dafür, wie
schwierige politische Fragen, etwa im Klimaschutz,
gesamtgesellschaftlich entschieden werden können”, erklärt Steffen
Krenzer, Bereichsverantwortlicher Demokratie und Klima des Fachverbands
Mehr Demokratie. „Es geht darum, Klimaschutz zu ermöglichen, der aktiv
von den Menschen gestaltet wird. Viele Menschen wollen zwar
grundsätzlich mehr Klimaschutz, sie sind aber unzufrieden mit den
derzeitigen politischen Entscheidungsprozessen. Wir freuen uns, dass
Osterburg als erste Kommune den Bürgerinnen und Bürgern das hierfür
notwendige Vertrauen entgegen bringt. Das Abstimmungsergebnis des
Ratsreferendums ist bindend. Das ist ein wichtiges Signal für die
Demokratie."
Auch Nico Schulz, Bürgermeister von Osterburg (Altmark), betont die
Bedeutung des Projekts:
“Vor zwei Jahren haben wir bereits den ersten Bürgerrat Sachsen-Anhalts
umgesetzt. Dieser hat wichtige Eckpunkte für ein Klimaschutzkonzept
erarbeitet. Die erfolgreiche Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger
hat mein Interesse an weiteren Bürgerräten zu speziellen Fragestellungen
geweckt. Nun strebt die Stadt ein Radwege- und Mobilitätskonzept an. In
dieses Konzept wollen wir erneut ein umfassendes Meinungsbild der
Einwohnerschaft einfließen lassen. Eine Erfahrung aus dem ersten
Bürgerrat ist, dass eine gute fachliche Begleitung erforderlich ist.
Deshalb bin ich froh, dass uns die Vereine Mehr Demokratie e.V. und
BürgerBegehren Klimaschutz e.V. diese fachliche Begleitung im Rahmen des
Projektes Klima trifft Kommune angeboten haben. Das wird der erste
Bürgerentscheid sein, der jemals in Osterburg stattgefunden hat. Bei
einem positiven Verlauf könnte dies die Stadtpolitik motivieren, in
Zukunft weitere Bürgerentscheide stattfinden zu lassen, um somit eine
größtmögliche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.”
++ Bürgerbeteiligung auf neuem Niveau
Das Besondere an diesem Verfahren: Anders als bei bisherigen Bürgerräten
in Deutschland wird die Empfehlung nicht nur an den Gemeinderat
weitergeleitet – die gesamte Kommune wird über einen Teil der Ergebnisse
abstimmen.
„Wir orientieren uns an erfolgreichen Beispielen aus dem Ausland“,
erklärt Projektleiter Michael Efler von BürgerBegehren Klimaschutz e.V.
„In Irland wird das Zusammenspiel von Bürgerrat und nationalem
Referendum seit einigen Jahren erfolgreich praktiziert. Dort folgen die
Bürgerinnen und Bürger meist den Empfehlungen des Bürgerrats.“
Der Osterburger Bürgerrat soll im Frühjahr 2025 starten. Jeder Einwohner
und jede Einwohnerin der Stadt hat die Chance, ausgelost zu werden. Die
Teilnahme ist freiwillig.
++ Blick in die Zukunft
Die Anforderungen an Kommunen im Bereich Klimaschutz werden immer
größer. Die Klimaziele von Bund, Ländern und Kommunen selbst erfordern
große Anstrengungen von Politik und Verwaltung, aber auch von
Bürgerinnen und Bürgern. Das Thema hat das Potential, nicht nur die
kommunalen Haushalte und Personalkapazitäten, sondern auch die
politische Stimmung in der Kommune zu belasten. Klima trifft Kommune
begegnet den Herausforderungen mit demokratischer Innovation.
„Unser Ziel ist es, dass dem Beispiel von Osterburg weitere Kommunen
folgen“, so Efler. „Sie könnten eine Vorbildfunktion im Umgang mit der
Klimakrise und dem gemeinschaftlichen Gestalten der Zukunft einnehmen.“
Interessierte Kommunen und Bürgerinnen und Bürger finden weitere
Informationen auf www.klimatrifftkommune.de. Klima trifft Kommune ist
ein Gemeinschaftsprojekt von BürgerBegehren Klimaschutz e.V. und Mehr
Demokratie e.V. Gefördert wird Klima trifft Kommune von der Robert Bosch
Stiftung und der Deutschen Postcode Lotterie.
++ Über BürgerBegehren Klimaschutz e.V.
BürgerBegehren Klimaschutz e.V. (BBK) ist ein gemeinnütziger Verein, der
sich seit 2008 bundesweit für Klimaschutzmaßnahmen durch
Bürgerbeteiligung einsetzt. Der Verein unterstützt lokale Initiativen,
ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Umsetzung einer
klimafreundlichen Kommunalpolitik auszuschöpfen und begleitet sie aktiv
bei ihrem Weg dorthin. BBK war Trägerverein des ersten bundesweiten
Bürgerrat Klima unter Schirmherrschaft von Bundespräsident a. D. Horst
Köhler, der 2021 Empfehlungen für die bundesweite Klimapolitik
erarbeitete.
www.buerger-begehren-klimaschutz.de
++ Über Mehr Demokratie e.V.
Mehr Demokratie ist ein gemeinnütziger, überparteilicher Verein, der
sich seit über 35 Jahren für die Weiterentwicklung der Demokratie in
Deutschland einsetzt. Die über 10.000 Mitglieder und etwa 45
hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins konnten
dabei zahlreiche Erfolge erzielen. Mehr Demokratie strebt ein
Demokratie-Update in den Bereichen direkte Demokratie,
Bürgerbeteiligung, faires Wahlrecht und Transparenz und
Informationsfreiheit an.
www.mehr-demokratie.de
++ Kontakt:
Für Interviewanfragen und Bildmaterial wenden Sie sich gern an:
Rabea Koss, presse at buerger-begehren-klimaschutz.de, 030/ 92 25 09 19
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