[MD Presse] Fwd: Trotz klarer Mehrheiten: Nur einer von zwei Bürgerentscheiden zählt
Ina Kuhl | Mehr Demokratie e.V. NRW
ina.kuhl at mehr-demokratie.de
Mo Mär 14 15:22:00 CET 2022
Hallo zusammen,
anbei die Pressemitteilung, die der Landesverband NRW anlässlich zweier
Bürgerentscheide gestern soeben verschickt hat.
Viele Grüße
Ina Kuhl
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Trotz klarer Mehrheiten: Nur einer von zwei Bürgerentscheiden
zählt
Datum: Mon, 14 Mar 2022 15:12:43 +0100 (CET)
Von: Ina Kuhl | Mehr Demokratie e.V. <presse.nrw at mehr-demokratie.de>
An: ina.kuhl at mehr-demokratie.de
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband Nordrhein-Westfalen
Pressemitteilung 8/22
14.3.22
Trotz klarer Mehrheiten: Nur einer von zwei Bürgerentscheiden zählt
+++ Bürgerentscheid in Hagen scheitert an Zustimmungsquorum +++
+++ Bürger stimmen in Haan gegen Radschutzstreifen +++
Am gestrigen Sonntag fanden zwei Bürgerentscheide in NRW statt, in Haan
und in Hagen wurde abgestimmt. Während sich die Bürger in Haan
mehrheitlich gegen die Einrichtung eines Fahrradstreifens auf der B228
aussprachen, stimmte in Hagen eine Mehrheit für die Sanierung des
Lennebades. Da sich in Hagen jedoch nicht ausreichend Menschen an der
Abstimmung beteiligten, ist der dortige Bürgerentscheid trotz klarer
Mehrheit unzulässig. „Wieder einmal zeigt sich, das Zustimmungsquorum
gehört endlich abgeschafft! Obwohl sich 70 Prozent der Abstimmenden für
eine Sanierung des Schwimmbades aussprachen, ist der Bürgerentscheid
ungültig. Die Stimmen von mehr als 12.000 Menschen werden so einfach
übergangen. Durchgesetzt haben sich am Ende die, die der Abstimmung
fernblieben. Solche Regelungen untergraben das Vertrauen in unsere
Demokratie“, so Achim Wölfel, Leiter des NRW-Landesbüros von Mehr
Demokratie. Das Zustimmungsquorum besagt, dass ein Bürgerentscheid nur
gültig ist, wenn sich zusätzlich zur Mehrheit auch eine bestimmte Anzahl
an Menschen an der Abstimmung beteiligt.
In Hagen wurde bei einem Bürgerentscheid über die Sanierung eines
Schwimmbades in Hohenlimburg abgestimmt. Bei einer
Abstimmungsbeteiligung von 12,2 Prozent sprachen sich 70,7 Prozent der
Abstimmenden für die Sanierung des Lennebades aus. Damit verfehlte die
Mehrheit das Beteiligungsquorum von 10 Prozent um rund 2.300 Stimmen.
Das Bürgerbegehren richtete sich gegen einen Ratsbeschluss von Juni
2021, indem sich der Stadtrat gegen die Sanierung des Lennebades und für
den Umbau eines Freibades in Henkhausen zu einem Ganzjahresbads
aussprach. Gerade wenn es um stadtteilbezogene Fragen gehe, wie das beim
Bürgerentscheid in Hagen der Fall gewesen ist, sei das Zustimmungsquorum
laut Wölfel besonders tückisch. Denn verständlicherweise würden sich in
erster Linie Menschen an der Abstimmung beteiligen, die vom
Abstimmungsergebnis unmittelbar betroffen seien. Die in der
Gemeindeordnung festgeschriebene Zustimmungsbeteiligung in Höhe von 10
Prozent stelle so häufig eine kaum zu überwindende Hürde dar.
In Haan fand ein Bürgerentscheid über Fahrradschutzstreifen auf der B228
statt. Bei einer Beteiligung von 30,2 Prozent sprachen sich 74,5 Prozent
der Abstimmenden gegen die Einführung solcher Fahrradschutzstreifen aus
und damit im Sinne der Initiative. Das Zustimmungsquorum von 20 Prozent
wurde erreicht. Im Vorfeld der Abstimmung kontrovers diskutiert wurde
das Abstimmungsheft der Stadt Haan, da es keine ausführlichen
Stellungnahmen zu den Stimmempfehlungen der Parteien oder der Initiative
enthielt. Enthalten waren lediglich die allgemeinen Informationen zur
Abstimmung, die Begründung der Initiative des Bürgerbegehrens sowie eine
Übersicht über die Zustimmung der Fraktionen und der Bürgermeisterin zu
dem Bürgerentscheid. Das Abstimmungsheft dient dazu, die Bürger
umfassend zu informieren und so eine fundierte Meinungsbildung zu
ermöglichen.
Das Zustimmungsquorum bei Bürgerbegehren richtet sich nach der
Gemeindegröße und beträgt zwischen 10 und 20 Prozent. Bürgerbegehren,
die an der Wahlurne zwar eine Mehrheit der Stimmen erhalten, aber das
vorgeschriebene Zustimmungsquorum nicht erreichen, werden als „unecht
gescheitert“ bezeichnet. Fast die Hälfte aller Bürgerentscheide in NRW
scheitert unecht. „Es ist verdrehte Demokratie, wenn diejenigen, die der
Abstimmung fernbleiben am Ende das Ergebnis bestimmen“, so Wölfel
abschließend.
Weiterführende Informationen:
1. Die Forderungen von Mehr Demokratie zur Abstimmungshürde:
https://nrw.mehr-demokratie.de/themen/buergerentscheid/was-wir-wollen/abstimmungshuerde
2. Pressemitteilung: Der Frühling in NRW steht ganz im Zeichen der
direkten Demokratie:
https://nrw.mehr-demokratie.de/presse/presse-einzelansicht/der-fruehling-in-nrw-steht-ganz-im-zeichen-der-direkten-demokratie
--
Ina Kuhl
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mehr Demokratie e.V. NRW
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Tel. 0221-66966-512
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