[MD Presse] Fwd: [PM] Halbjahresbilanz Bürgerbegehren in NRW: Weiterhin außergewöhnlich viele Bürgerentscheide
Ina Poppelreuter | Mehr Demokratie e.V.
ina.poppelreuter at mehr-demokratie.de
Mi Jul 12 15:44:06 CEST 2023
Hallo,
folgende Pressemitteilung hat der Landesverband NRW heute verschickt.
Viele Grüße
Ina Poppelreuter
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [PM] Halbjahresbilanz Bürgerbegehren in NRW: Weiterhin
außergewöhnlich viele Bürgerentscheide
Datum: Wed, 12 Jul 2023 14:27:09 +0200
Von: Ina Poppelreuter | Mehr Demokratie e.V. | Mehr Demokratie e.V.
<presse.nrw at mehr-demokratie.de>
An: presse.nrw at mehr-demokratie.de
Mehr Demokratie e.V.
Landesverband NRW
Pressemitteilung
12.7.2023
Halbjahresbilanz Bürgerbegehren in NRW: Weiterhin außergewöhnlich viele
Bürgerentscheide
+++ Insgesamt acht Abstimmungen in sechs Monaten +++
+++ Häufigste Themen sind Verkehrsprojekte, öffentliche Infrastruktur-
und Versorgungseinrichtungen sowie Bildungseinrichtungen +++
+++ Automatische Zusendung der Briefabstimmungsunterlagen macht
Unterschied bei der Beteiligung +++
Der Trend hin zu einer hohen Anzahl an Bürgerentscheiden, der sich
bereits im Jahr 2022 angedeutet hat, setzt sich auch im ersten Halbjahr
2023 fort. In den letzten sechs Monaten gab es bereits acht Abstimmungen
in NRW. Zum Vergleich: die Halbzeitbilanz des Jahres 2022 zählte sieben.
Das geht aus der heute (12.7.23) von Mehr Demokratie in Köln
veröffentlichten Halbjahresbilanz Bürgerbegehren 2023 hervor. „Die
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, die Bürgerinnen und Bürger in
Nordrhein-Westfalen wollen sich politisch einmischen. Sie gründen
Initiativen und sammeln Unterschriften für ihre Anliegen. Alle paar
Jahre ein Kreuzchen bei der Wahl zu machen, damit ist es für die meisten
nicht getan“, so Achim Wölfel, NRW-Landesgeschäftsführer von Mehr
Demokratie.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr diesen Jahres 13 Bürgerbegehren neu
eingeleitet und 16 Verfahren abgeschlossen. Von den abgeschlossenen
Verfahren wurden zwei jeweils vom Stadt- oder Gemeinderat angenommen,
eins endete in einem Kompromiss und drei wurden aus unterschiedlichen
Gründen für unzulässig erklärt. Das Düsseldorfer Bürgerbegehren zur
Finanzierung des Kirchentages erreichte nicht die notwendige Anzahl an
Unterschriften in der vorgegebenen Zeit. Insgesamt acht Mal wurden die
Bürger in NRW an die Abstimmungsurne gerufen, der Bürgerentscheid in
Nümbrecht wurde jedoch nachträglich als Bürgerbefragung gewertet.
Einzelne Themenschwerpunkte lassen sich für das Jahr bisher nicht
ausmachen. Generell sind aber Dauerbrennerthemen wie Schulen, Rathäuser
und Feuerwehr-Neubauten wie in den Vorjahren wieder vertreten.
+++ Die Bürgerentscheide im Überblick +++
In diesem Jahr zeigt sich laut Wölfel deutlich, dass die Ausgestaltung
eines Bürgerentscheides deutlichen Einfluss auf die Beteiligung nehme.
Überall dort, wo die Abstimmungsunterlagen automatisch zugesendet werden
und nicht erst beantragt werden müssen, sei die Abstimmungsbeteiligung
überdurchschnittlich hoch. Fünf von acht Kommunen hätten auf die
automatische Briefabstimmung gesetzt. Die Bürger in Engelskirchen,
Siegen, Herten, Welver und Nümbrecht haben alle Abstimmungsunterlagen
zusammen mit der Abstimmungsbenachrichtigung automatisch zugeschickt
bekommen. In Engelskirchen beteiligten sich knapp 46 Prozent der
Abstimmungsberechtigten am Bürgerentscheid zum Umbau der alten
Bücherfabrik, in Siegen lag die Beteiligung beim Bürgerentscheid zum
Erhalt von Haupt- und Realschulen bei 35 Prozent. In Herten stimmten 34
Prozent beim Bürgerentscheid zum Feuerwehrgerätehaus ab. Zuletzt
stimmten knapp 40 Prozent der Bürger in Welver über die Aufhebung
mehrerer Ratsbeschlüsse ab. Auch in Nümbrecht stimmten die Bürger ab,
die Beteiligung lag bei 56 Prozent. Der Ratsbürgerentscheid zum Bau von
Windkraftanlagen wurde nachträglich allerdings als Bürgerbefragung
gewertet, da die Kommunalaufsicht die Fragestellung des Begehrens
beanstandet hatte.
Bei den Bürgerentscheiden in Issum, Erkrath und zuletzt auch in Viersen
wurden die Abstimmungsunterlagen nicht automatisch an alle verschickt.
Alle drei Bürgerentscheide scheiterten trotz klarer Mehrheiten am
Zustimmungsquorum. Das besagt, dass zusätzlich zur einfachen Mehrheit
auch ein bestimmter Anteil der Bürger im Sinne der Initiative abstimmen
muss, damit der Bürgerentscheid gültig ist. In Issum und Erkrath konnte
im Wahllokal oder auf Antrag per Brief abgestimmt werden. Der
Bürgerentscheid in Viersen fand als reine Briefabstimmung statt, die
Unterlagen dafür mussten aber extra beantragt werden. In Issum
beteiligten sich 25 Prozent der Abstimmungsberechtigten, in Erkrath 21
Prozent und in Viersen lediglich acht Prozent. Die Bürger konnten in
Erkrath über den Erhalt der Hasenwiese, in Issum über einen
Sonderverkehr für Grundschüler und in Viersen über den Ausbau einer
Grundschule entscheiden.
Bisher ist noch ein weiterer Bürgerentscheid im Jahr 2023 terminiert. Im
August wird in Viersen ein zweites Mal abgestimmt. Bei der zweiten
Abstimmung entscheiden die Bürger über eine Verlängerung des
Primus-Schulmodelles. Auch dieser Bürgerentscheid findet als reine
Briefabstimmung auf Antrag statt. „Die Beteiligung an Abstimmungen
sollte für die Bürgerinnen und Bürger so einfach wie möglich sein.
Müssen die Unterlagen für die Abstimmung erst noch beantragt werden,
stellt das eine zusätzliche Hürde dar. Schade, dass die Stadt Viersen
nichts aus dem ersten Bürgerentscheid gelernt hat“, so Wölfel abschließend.
+++ Hintergrund +++
Seit der Einführung von Bürgerbegehren in NRW im Jahr 1994 gab es bis
Ende Juni 2023 insgesamt 955 Verfahren. Diese unterteilen sich in 924
Bürgerbegehren und 31 Ratsbürgerentscheide. Insgesamt fanden 290
Bürgerentscheide statt. 317 der 914 Bürgerbegehren wurden für unzulässig
erklärt, was einem Anteil von rund 35 Prozent entspricht. Mit insgesamt
117 Verfahren sind 40 Prozent aller Bürgerentscheide in NRW unecht am
Zustimmungsquorum gescheitert. NRW belegt im Vergleich der Bundesländer
den ersten Platz, was den Anteil unecht gescheiterter Bürgerentscheide
angeht.
Stichtag der Analyse war der 30. Juni 2023. Als Grundlage diente die
„Datenbank Bürgerbegehren“. Die Daten werden in einem
Kooperationsprojekt zwischen der Forschungsstelle Bürgerbeteiligung an
der Bergischen Universität Wuppertal und der Forschungsstelle
Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie an der Philipps-Universität
Marburg erhoben. Unterstützt wird das Projekt von Mehr Demokratie e.V.
Weiterführende Informationen:
1. Pressemitteilung: Mehr Demokratie veröffentlicht
Bürgerbegehrensbericht 2023: Wo steht NRW?:
https://nrw.mehr-demokratie.de/presse/presse-einzelansicht/mehr-demokratie-veroeffentlicht-buergerbegehrensbericht-2023-wo-steht-nrw
--
Ina Poppelreuter
Tel. 0221-66966512
Mobil: 0176-20018582
Mehr Demokratie e.V. NRW
Gürzenichstraße 21a-c, 50667 Köln
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: <https://listen.jpberlin.de/pipermail/md-presseschau/attachments/20230712/75b447f7/attachment.htm>
Mehr Informationen über die Mailingliste md-presseschau